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0909 - Das Opfer

0909 - Das Opfer

Titel: 0909 - Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Geschmäcker eben verschieden waren.
    »Das stimmt. Ihre Tochter lebt auch auf dieser Etage?«
    »Natürlich. Ihre Wohnung liegt dem Fahrstuhl direkt gegenüber, damit sie es bequem hat.«
    »Sehr vernünftig.«
    Sie waren nach rechts gegangen. Es lag kein Teppich auf dem Boden, wiederum glänzte der kalte Stein. Dieser Belag war für die Rollstuhlfahrerin ideal.
    Sie passierten die Zimmertür der Tochter und den gegenüberliegenden Lift. Etwa fünf Schritte weiter blieb der Mann vor einer breiten Tür stehen. Er öffnete noch nicht und sagte nur: »Im Gegensatz zu meiner Tochter kann ich Ihnen keine Wohnung bieten, sondern nur einen Raum mit angeschlossenem Bad.«
    »Es wird auch reichen«, sagte Jane.
    »Gut, daß Sie es so sehen.«
    Wenig später öffnete Kendrake die Tür, trat selbst zuerst ein und stellte den Koffer ab.
    Jane hatte sich keine großen Hoffnungen darüber gemacht, was die Einrichtung des Zimmers betraf.
    Wenig später mußte sie überrascht feststellen, daß auch sie sich irren konnte, denn der Raum strahlte nicht diese Kälte aus. Warme Farben, alte Möbel aus der Biedermeierzeit und noch früher stellten die Einrichtung des großen Zimmers dar. Ein Biedermeiersofa war mit einem blauen Stoff bespannt und lud zum Sitzen ein. Zwei große Fenster sorgten für einen genügenden Lichteinfall, und das Bett an der Wand bestand ebenfalls aus warmem Kiefernholz. Was nicht zur Einrichtung paßte, war der Kühlschrank. Sein kaltes Weiß störte.
    Kendrake war zu einer Seitentür gegangen und hielt sie für Jane offen. Sie warf einen Blick in das Bad, dessen Fenster einen Blick auf die Rückseite ermöglichte. Der Raum war groß und hellgrün gekachelt. Platz genug für eine Wanne, eine Dusche, und auch ein Bidet war vorhanden.
    »Gefällt es Ihnen, Miß Collins?«
    »Ich bin beeindruckt.«
    Kendrake lachte. Es klang ehrlich und herzlich. »Das habe ich mir gedacht. Meine Räume liegen übrigens unten, dort arbeite ich auch.«
    »Darf ich jetzt Ihre Tochter sehen?«
    »Gern. Kommen Sie.«
    Die beiden verließen den Raum, gingen ein Stück den Gang zurück, und Kendrake klopfte an die Tür. »Romana, ich bin es!« rief er. »Und ich habe Besuch mitgebracht. Können wir reinkommen?«
    Er wartete die Antwort nicht erst ab, sondern öffnete die Tür und ließ auch seinen Gast eintreten.
    Jane staunte wieder. Mit einer derartigen Einrichtung hätte sie nicht gerechnet. Der jungen Frau standen mehrere Räume zur Verfügung, und alle waren so eingerichtet, das konnte Jane wegen der fehlenden Türen erkennen, daß sich eine Behinderte einigermaßen zurechtfand. Die Tische, die Regale mit den Büchern, alles Maßarbeit aus weiß lackiertem Holz. Hinzu kamen die roten Polstermöbel, in denen der Besucher versinken konnte. Die Elektronik war vom Feinsten, und Jane entdeckte verschiedene Fernseher sowie eine tolle Musikanlage. Das alles aber waren tote Gegenstände. Die Person, um die es ging; war kaum in der Lage, diese Einrichtung zu genießen, denn sie war an einen Rollstuhl gefesselt. Romana schaute Jane Collins an.
    Sie gab den Blick zurück, und sie wußte, daß Romana und sie ebenfalls keine Freundinnen werden konnten, denn in den Augen der jungen Frau stand nicht nur Ablehnung, sondern auch Haß…
    ***
    Ob Sir Walter Kendrake davon auch etwas bemerkt hatte, wußte Jane Collins nicht. Wohl schien er sich jedenfalls nicht zu fühlen, da er kein Wort sagte, nur etwas schwer atmete und sich dann einige Male räuspern mußte. »Das ist also Jane Collins, von der ich dir schon erzählt habe, Romana.«
    »Ja, ich weiß.«
    Jane beschloß, die Lage ein wenig aufzulockern, und sie ging deshalb auf Romana zu. Sie streckte ihr die Hand entgegen, um sie normal zu begrüßen, lächelte und sagte: »Guten Tag, Romana. Ich hoffe, daß wir uns verstehen. Sie können mich Jane nennen.«
    Die junge Frau in dem Rollstuhl übersah die Hand. Sie nickte nicht einmal. Der Blick, mit dem sie Jane anschaute, blieb eisig und ohne einen Funken Herzlichkeit.
    Sir Walter Kendrake räusperte sich. »Ich werde mich dann mal zurückziehen, damit ihr euch beschnuppern könnt. Greta wird in gut einer Stunde das Essen servieren. Ich möchte, daß du dann zu uns an den Tisch kommst, Romana.«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Aber…«
    »Ich habe keinen Hunger. Außerdem bin ich müde. Ich möchte allein gelassen werden.«
    »Später, Kind. Bis dann…«
    »Kind!« zischte sie zwischen den Zähnen hindurch. »Von wegen Kind.« Sie lachte

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