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091 - Die Braut des Hexenmeisters

091 - Die Braut des Hexenmeisters

Titel: 091 - Die Braut des Hexenmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Willow
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krank gewesen. Sehr erregt. Hat eine Aktenmappe dabei. Ein Spinner? Hm.
    Der junge Mann holte tief Luft. „Ich heiße Jean Dougnac“, stellte er sich vor. „Ich bin Student. Darf ich rauchen?“
    „Selbstverständlich“, meinte Jolliet, „und setzen dürfen Sie sich auch.“ Er deutete auf einen Stuhl.
    Jean nickte hastig und zündete sich eine Zigarette an.
    „Na, worum geht es denn“, sagte Jolliet behutsam.
    „Also – ich habe heute morgen von meiner Verlobten einen Abschiedsbrief bekommen.“
    „So etwas soll öfters vorkommen“, meinte Jolliet mit leiser Ironie.
    „Mag sein“, entgegnete Jean. „Aber wenn eine Ihnen vollkommen unbekannte Person diesen Brief vorher ankündigt und Ihnen dann noch sagt, daß Ihre Exbraut in Lebensgefahr ist, dann …“ Der junge Mann brach ab, und in seinen Augen schimmerte es feucht.
    „Moment mal“, sagte Jolliet langsam. „Eine Ihnen bisher fremde Person hat Ihnen gesagt, daß Ihre Braut in Lebensgefahr ist? Wie kam diese Person denn dazu?“
    „Sie kennt den Verführer meiner Braut. Meine Verlobte kam vor drei Tagen nach Paris, um mich zu besuchen. Und schon zwei Tage später schreibt sie mir einen Abschiedsbrief. Ich habe sie inzwischen überhaupt noch nicht gesprochen, Inspektor. Das ist – ist überhaupt nicht ihre Art. Diese Person sagte mir, der Mann habe sie willenlos gemacht.“
    „Nun mal langsam, junger Mann. Immer der Reihe nach. Ich kann Ihre Aufregung ja gut verstehen. Aber so schnell macht man eine Frau nicht willenlos. Und wenn sie Ihnen einen Abschiedsbrief geschrieben hat, muß sie sich die Sache doch gründlich überlegt haben.“
    „Der Mann hat ihr das Blut ausgesaugt und so willenlos gemacht“, erklärte Jean mit dumpfer Stimme.
    „Olala!“ meinte Inspektor Jolliet und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte, „so einer ist das also!“ Er erhob sich langsam von seinem Stuhl, legte Jean die Hand auf die Schulter und meinte: „Junger Mann, ich gebe Ihnen einen guten Rat. Legen Sie sich erst einmal hin und schlafen Sie sich gründlich aus. Und wenn Sie dann immer noch meinen, daß Sie hier an der richtigen Adresse sind, kommen Sie noch einmal hierher.“
    „Darauf war ich gefaßt“, erwiderte Jean resigniert. „Ich hatte es zuerst auch nicht glauben wollen. Aber diese Person gab mir Beweise.“
    „Beweise?“ Jolliet horchte auf. „Haben Sie die Beweise mitgebracht?“
    Jean nickte und öffnete seine Aktenmappe. Dann holte er einen Zettel heraus. „Stephanie Corot – Georgette Brion – Brigitte Verlaine… haben Sie diese Namen vielleicht schon mal gehört, Inspektor?“
    Jolliet sog an seiner Pfeife. „Verlaine“, sagte er leise, „Brigitte Verlaine. Augenblick mal!“ Er zog das Telefon zu sich heran und wählte eine Nummer. Dann lehnte er sich im Sessel zurück. „Hallo, Viktor? Kannst du dich noch an eine Brigitte Verlaine erinnern? Ja? Soso, aha. Und eine Georgette Brion? Ja? Liegt schon über neun Monate zurück. Und Stephanie Corot? Noch länger? Aha. Und alle aus Paris? Nein? Gar keine von den dreien? Aus Reims – Dijon – und sogar aus Marseille. Interessant. Und waren sie offiziell ausgeschrieben? Die beiden ersten ja? Die letzte nicht? Interessant. Reine Dienstsache, soso. Dann komm mal schnell zu mir rüber. Da ist ein junger Mann, der behauptet, sie seien alle in Paris. Noch lebend?“ Jolliet blickte Jean fragend an.
    „Ich fürchte, sie sind alle drei tot“, murmelte Jean.
    „Der Zeuge fürchtet, sie sind tot“, wiederholte Jolliet ins Telefon und legte den Hörer auf. Dann blickte er Jean mit halbgeschlossenen Lidern an. „Ich hoffe“, sagte er mit leiser Drohung in der Stimme, „Sie haben Beweise für Ihre Behauptung – und auch ein paar Alibis für sich selbst.“
     

     
    Viktor, ein bulliger, lebhafter Beamter mit Knebelbart, blickte Jean durchdringend an. „Das ist die verrückteste Geschichte, die ich in meinem Leben gehört habe. Aber verrückt oder nicht, uns kommt es nur auf die Beweise an. Sie sagen also, daß eine gewisse Yvette Lescaut alle drei Mädchen an eine gewisse Odile Robin vermittelt hat, die sie einem gewissen Alain Monod als Medium oder als – äh – Freundin zuspielte. Und dort haben sie sich dann gewissermaßen in Luft aufgelöst.“
    „Sie wurden umgebracht“, sagte Jean.
    „Haben Sie es gesehen?“ fragte der Inspektor scharf.
    „Nein, ich…“
    „Eben! Sie stellen Behauptungen auf, haben aber keine Beweise.“
    Jean hob stumm die Schultern. Er war mit

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