091 - Ein Geist kehrt zurück
versuchte sie aus dem Bett zu schleudern, doch sie waren ungemein schnell.
***
Wir verabschiedeten uns von Dr. Winger.
»Dann bis morgen«, sagte ich und drückte die Hand des Chefarztes.
Als wir auf den Flur traten, hörten wir einen Mann brüllen. Wir hätten so tun können, als ginge es uns nichts an - schließlich gab es im Krankenhaus genug Personal, das sich darum kümmern konnte - aber in den Schreien des Patienten war etwas, das uns alarmierte. Der Mann brauchte Hilfe, egal, von wem.
Ich stürmte los: Mr. Silver folgte mir. Es war leicht, das richtige Zimmer zu finden, denn der Mann schrie ohne Unterlaß. Ich stieß die Tür auf, und im nächsten Moment blieb mir die Luft weg.
Der Mann, der im Bett lag, wurde von zwei großen Ratten angegriffen! Ratten in einem Krankenhaus! Das durfte ja wohl nicht wahr sein!
Der Patient wehrte sich verzweifelt. Wie von Sinnen schlug er auf die Biester ein. Er blutete aus mehreren Wunden, und je mehr Blut die Nager sahen, desto wilder attackierten sie ihr Opfer.
Ich holte blitzschnell meinen magischen Flammenwerfer hervor. Daß es sich um schwarze Wesen handelte, wußte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber ich sagte mir, daß sich die Biester am ehesten mit Feuer verscheuchen ließen.
Ich drückte auf den verborgenen Knopf, und sogleich stand eine armlange Flamme über meinem Feuerzeug. Die Tiere reagierten sofort auf das magische Feuer.
Sie sprangen auf das Nachbarbett, und Panik glitzerte in ihren Augen, deren Form mir eigentlich zu denken hätte geben müssen. Ich stürzte mich auf die aufgeregt fiependen Biester und zog die Flamme waagrecht durch die Luft. Es sah aus, als würde ich ein Schwert führen, dessen Klinge brannte.
Die Ratten wichen zurück. Die »Klinge« verfehlte sie knapp. Ich machte noch einen Schritt und stach dann auf eines der beiden Tiere ein. Etwas Verblüffendes geschah.
Etwas, womit ich nicht gerechnet hatte.
Es gab einen puffenden Laut, als das magische Feuer die Ratte traf, und mir war, als würde der Körper des Nagers aufgerissen. Keine gewöhnliche Ratte hätte so reagiert.
Das Tier wurde regelrecht umgestülpt. Sein Inneres kehrte sich nach außen und gab etwas Strahlendes frei, das bis vor wenigen Augenblicken in diesem behaarten Körper gefangen gewesen war.
Dieses Strahlende, Flimmernde wuchs in Gedankenschnelle hoch, wurde so groß wie ich, nahm menschliche Gestalt an.
Der ganze Spuk währte nur Bruchteile von Sekunden. Dann war die Erscheinung verschwunden.
Die andere Ratte sprang vom Bett und jagte durch das Krankenzimmer. Wenn sie zur Tür hinaus wollte, mußte sie an mir vorbei, und das wollte ich ihr verwehren.
Ich drehte mich. Sie suchte Schutz unter einem der Betten. Ich wartete nicht, bis sie dahinter hervorkam, sondern stach mit dem Flammenstrahl unter das Bett und zwang sie auf diese Weise, hervorzukommen.
Als sie auftauchte, nagelte ich sie mit einem blitzschnellen Schlag fest, und beim ersten Kontakt mit dem magischen Feuer geschah mit ihr das gleiche wie mit der ersten Ratte.
Hatte ich zwei menschliche Seelen befreit, die sich in Rattenkörpern befunden hatten? Wie waren sie da hineingekommen? Was ging in diesem Krankenhaus vor sich?
War es besser, Terence Pasquanell in eine andere Klinik zu bringen? Vielleicht hätten wir es getan, aber unser kanadischer Freund war im Moment nicht transportfähig.
Wer hätte gedacht, daß wir hier mit schwarzen Kräften zusammenstoßen würden?
Ken Anderson ging es schlecht. Er blutete aus vielen Wunden, hatte immer noch Angst, schlug um sich und war nicht mehr richtig bei Besinnung.
Dr. Winger erschien. Mr. Silver wollte ihn hinausschicken, aber der Chefarzt war nicht dazu zu bewegen, das Krankenzimmer zu verlassen. Weiteres Personal drängte nach.
»Na schön«, sagte Mr. Silver. »Bleiben Sie, aber sorgen Sie dafür, daß die anderen hinausgehen.«
Dr. Winger hatte nicht gesehen, wie ich die Ratten erledigt hatte. Wäre er Zeuge dieses Kampfes gewesen, hätte er wahrscheinlich seinen Augen nicht getraut.
Er forderte seine Mitarbeiter auf, draußen zu warten, und schloß die Tür. Aufgeregtes Gemurmel drang durch das Holz. Dr. Winger wollte wissen, was passiert war.
Ich berichtete mit knappen Worten. Daß es sich um Höllenratten gehandelt hatte, verschwieg ich ihm. Mr. Silver trat an das Bett des Patienten.
»Was haben Sie vor?« fragte Dr. Winger.
»Ich werde dem Mann helfen.«
»Können Sie denn das? Mr. Anderson ist erheblich verletzt.«
Mr. Silver
Weitere Kostenlose Bücher