091 - Ein Geist kehrt zurück
beugte sich über den Patienten. Bei der ersten Berührung schrie Ken Anderson erschrocken auf.
»Haben Sie keine Angst«, redete Mr. Silver beruhigend auf ihn ein. »Ich tue Ihnen nichts, Mr. Anderson. Ich will Ihnen nur helfen. Entspannen Sie sich.«
»Die Ratten .:«
»Sie sind weg. Sie haben nichts mehr zu befürchten.«
»Die eine hatte Lane Campas' Augen! Haben Sie's gesehen? Die Ratten hatten Menschenaugen!«
»Ja, Mr. Anderson. Wir haben es gesehen«, sagte Mr. Silver und bat den Patienten noch einmal, sich zu entspannen.
Ich fragte den Chefarzt: »Wer ist dieser Campas?«
Dr. Winger berichtete uns vom Tod der Patienten Vandell und Campas.
Mr. Silvers Hände überzogen sich mit einem silbernen Flirren und Flimmern. Er hatte seine Heilmagie aktiviert und bekämpfte damit das schwarze Gift, das durch die Wunden in Ken Andersons Körper gelangt war.
Dadurch, daß er sofort handelte, hatte das Gift nicht die Chance, sich in Andersons Körper festzusetzen. Je länger der Ex-Dämon gewartet hätte, desto geringer wären die Erfolgsaussichten gewesen.
Während er auf den Verletzten beruhigend einredete, legte er seine Hände zunächst auf die gefährlichsten Wunden und ließ seine Kraft darauf einwirken.
Dr. Winger schaute angespannt zu.
Als der Ex-Dämon die Hände fortnahm, weiteten sich die Augen des Chefarztes ungläubig. Er konnte nicht fassen, was er sah. Die großen, häßlichen Wunden hatten sich geschlossen und bluteten nicht mehr. Die Verletzungen waren zwar noch zu sehen, aber sie verursachten keine Beschwerden mehr.
Mr. Silver »behandelte« den Patienten weiter und sorgte anschließend für einen erholsamen Schlaf des Mannes.
»Also, wenn ich das nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte…«, begann Dr. Winger, und er wollte wissen, welcher Kräfte sich der Ex-Dämon bediente.
Wir hatten ein längeres Gespräch mit ihm, in dessen Verlauf wir von Schwester Sandras Schicksal erfuhren. Dr. Winger erzählte uns, daß die Krankenschwester wahrscheinlich an dem Rattenbiß sterben würde, ihr Leben hinge nur noch an einem seidenen Faden.
Aber wir erfuhren nicht nur das. Der Chefarzt, der Vertrauen zu uns gefaßt hatte, sprach auch über Stan Vandells und Lane Campas' weiteres Schicksal.
Beiden Patienten war das Herz geraubt worden.
»Da haben wir ja in ein richtiges Wespennest gestochen, Tony«, sagte Mr. Silver erstaunt.
Wir stellten viele Fragen, die Dr. Winger alle zu beantworten versuchte. Er hoffte, daß Mr. Silver auch der Krankenschwester helfen konnte, und ich wollte wissen, wo sich Campas und Vandells Leichen befanden.
»In der Leichenkammer«, sagte Dr. Winger. »Morgen werden sie abgeholt.«
»Ich würde mir die Toten gern ansehen«, sagte ich. »Haben Sie etwas dagegen?«
Das hatte er nicht. Er beschrieb mir den Weg zur Leichenkammer und fragte Mr. Silver dann: »Können wir gehen?«
Der Ex-Dämon nickte. Dr. Winger öffnete die Tür, und viele Augenpaare richteten sich auf ihn. Er mußte den Leuten irgend etwas sagen. Es fiel ihm zum erstenmal schwer, die richtigen Worte zu finden, das sah ich ihm an.
Er suchte nach Worten, redete viel, sagte wenig und bat das Personal, die Arbeit wiederaufzunehmen, mit dem Patienten wäre alles in Ordnung.
Ich ging mit dem Chefarzt und Dr. Winger bis zum Lift. Dort blieb ich stehen.
»Ich komme nach, sobald ich der Krankenschwester geholfen habe«, sagte Mr. Silver.
»Wird wahrscheinlich etwas länger dauern als bei Ken Anderson«, sagte ich, »weil sie das Gift schon länger in sich hat.«
»Aber es gelangte nur durch eine einzige Wunde in ihren Körper«, erwiderte Mr. Silver. »Dadurch konnte es sich nicht so weit ausbreiten, wie das bei Anderson auf Anhieb möglich war.«
Ich hatte auf den Rufknopf gedrückt. Jetzt traf die Kabine ein. Ich öffnete die Tür. »Bis später.«
»Sei vorsichtig. Man kann nie wissen.«
***
Totenblaß war die junge Frau, und nicht bei Bewußtsein. Dr. Winger erklärte dem Ex-Dämon die Funktionen der Geräte, an die die Krankenschwester angeschlossen war, und die angezeigten Werte lagen allesamt unter der Norm.
Die Sorgen, die man sich um Schwester Sandra machte, waren mehr als berechtigt.
»Wir sind mit unserem Latein am Ende«, sagte der Chefarzt. »Wenn Sie ihr nicht helfen können, kommt sie nicht durch.«
Der Ex-Dämon bat den Chefarzt, ihn mit der bewußtlosen Frau allein zu lassen.
»Sorgen Sie dafür, daß niemand mich stört«, sagte Mr. Silver. »Ich brauche jetzt absolute Ruhe,
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