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0911 - In der Knochengruft

0911 - In der Knochengruft

Titel: 0911 - In der Knochengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen Zauberer, der hier mal Station gemacht haben soll…«
    »Ach, die Sache meinen Sie.«
    »Schon.«
    »Das ist lange her.« Gilda Madson winkte ab. »Es passierte am Ende des letzten Jahrhunderts, als hier Menschen verschwanden und…« Sie bekam einen Schreck und preßte den rechten Handballen gegen ihren Mund. »Meine Güte, das war wie heute…«
    »Croydon war dieser Meinung.«
    »Um Gottes willen«, flüsterte die Frau. »Es wäre furchtbar, wenn die alte Geschichte tatsächlich stimmt. Man erzählt sich, daß die Leute ihn damals bei lebendigem Leib irgendwo in einem Hügel begraben haben.«
    »Es scheint gestimmt zu haben.«
    Gilda Madson winkte ab. »Und wenn auch, Mr. Sinclair. Der ist doch längst vermodert.« Sie schluckte. »Oder halten sich denn menschliche Knochen so lange?«
    »Das kann durchaus sein, wenn sie zum Beispiel zu einer bestimmten Person gehören.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Jedenfalls haben wir es mit kaum nachvollziehbaren Tatsachen zu tun, und Sie, Mrs. Madson, sind davor auch nicht gefeit.«
    »Das weiß ich«, flüsterte sie. »Dabei habe ich noch Glück gehabt, im Gegensatz zu meinem Mann.«
    »Mr. Sinclair…«
    Ich drehte mich um. Barney stand an der Tür. Er lächelte etwas verlegen. »Ich komme gerade von Dad. Auch wenn er sich kaum bewegen kann, er möchte mit Ihnen sprechen.«
    Gilda bekam große Augen. »Meine Güte, Barney, Daddy soll doch ruhig im Bett bleiben.«
    »Nur kurz, Mum.«
    Ich lächelte der Frau zu. »Keine Sorge, ich werde Ihren Gatten schon nicht auf regen.«
    »Da habe ich auch keine Sorgen, Mr. Sinclair. Nur soll sich Barney von meinem Mann fernhalten.«
    »Ich gehe auch nicht mehr zu ihm.«
    »Das ist gut.«
    Dafür machte ich mich auf den Weg zum Schlafzimmer. Es lag in der ersten Etage. Als ich die Tür aufstieß, hörte ich Frank Madson husten. Wenig später sah er mich und lächelte.
    »Kommen Sie, Mr. Sinclair«, flüsterte er. »Wenn ich mich besser bewegen könnte, würde ich Sie umarmen und mich für die Lebensrettung bedanken. Ich habe von Barney erfahren, was Sie für mich getan haben. Das ist ja Wahnsinn.«
    »So toll war es auch nicht.«
    »Ich lebe!«
    »Stimmt.«
    »Und das habe ich Ihnen zu verdanken.«
    Ich sagte nichts darauf, hatte mir einen Hocker genommen und ihn neben das Bett gestellt. Frank Madson sah schlimm aus oder gezeichnet, denn die Knochen hatten ihn überall erwischt. Blaue Flecken und Abschürfungen zierten sein Gesicht. Der Arzt hatte großflächig Salben aufgetragen.
    »Haben Sie auch die Nischen gesehen, Mr. Sinclair?«
    Ich nickte.
    »Die Knochen waren noch dort?«
    »Einige!«
    Die Antwort gefiel ihm nicht, denn seine Augen verrieten ein ungläubiges Staunen. »Einige?« wiederholte er.
    »Ja, richtig.«
    »Aber die Nischen waren voll mit Knochen.«
    »Voll, sagten Sie?«
    »Richtig. Dann aber haben sie die Nischen verlassen und mich angegriffen. Ich tat, was ich konnte, aber sie waren einfach zu stark. Sie knüppelten mich nieder. Kurz bevor ich bewußtlos wurde, habe ich noch etwas Schreckliches gesehen.« Er wollte es mir erklären, und die Erinnerung daran trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Dieses Thema war in seinem Zustand nichts für ihn, was ich ihm auch klarzumachen versuchte.
    »Bitte, Mr. Madson, Sie brauchen nichts zu sagen. Ich habe das gleiche erlebt wie Sie und weiß Bescheid.«
    »Aber Sie sind unverletzt entkommen, wenn ich Sie mir so anschaue.«
    »Reines Glück.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das war mehr als Glück.«
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Darüber sollten Sie sich in Ihrem Zustand keine Gedanken machen, Mr. Madson. Lassen Sie es, wie es ist. Sie brauchen Ruhe, das habe ich aus kompetentem Mund erfahren. Oder möchten Sie doch in eine Klinik?«
    »Nein, auf keinen Fall!«
    »Dann befolgen Sie die Ratschläge des Arztes.«
    »Das solltest du wirklich«, sagte seine Frau, die auf leisen Sohlen das Schlafzimmer betreten hatte.
    »Schlaf dich erst mal aus.«
    »Was soll ich da machen?« flüsterte er. »Zwei gegen einen.«
    »Die es nur gut mit dir meinen.«
    »Danke…« Er rang sich ein Lächeln ab. Frank Madson mußte die Erschöpfung einfach spüren. Wir sahen sogar, daß ihm die Augenlider schwer wurden und er dicht vor dem Einschlafen stand.
    Gemeinsam verließen Gilda Madson und ich das Schlafzimmer. Die Tür ließen wir halb offen.
    Die Frau faßte meinen linken Arm in Höhe des Ellbogens an. »Sie glauben gar nicht, wie dankbar ich Ihnen bin, Mr. Sinclair.

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