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0911 - Nachtgestalten

0911 - Nachtgestalten

Titel: 0911 - Nachtgestalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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stehe kurz vor dem Durchbruch, oh mein KAISER. Nur noch ein wenig mehr Zeit, und alle Fragen sind beantwortet. Die Anzeichen sind sehr vielversprechend, und ich garantiere Euch, dass die Wahl dieses Kandidaten nicht willkürlich geschah. Es ist… Bei der Erinnerung an die Sternkonstellation, die ihm den Weg nach Lyon gewiesen hatte, geriet Asmodis ins Schwärmen. Es ist geradezu, als habe mich eine unbekannte Vorhersehung hierher geführt. Glaubt mir, mein HERR: Wäre ich mir meiner Sache auch nur einen Deut weniger sicher, wäre ich längst aufgebrochen und weitergereist.
    Das schien den Obersten der Höllendimension zu besänftigen. Nun gut, Asmodis. Ich vertraue deinem Urteil. Aber ich warne dich: Deine Zeit ist meine Zeit, und die ist äußerst kostbar. Wenn ich erfahre, dass du sie mit unnötig langwierigen Spielchen verschwendest…
    Dann löste sich die mentale Verbindung und Asmodis war wieder allein. Allein mit einem Steak, das ihm plötzlich nicht mehr so recht schmecken wollte.
    ***
    Luc Curdin spürte, wie Wut in ihm aufstieg. So stark, wie er sie schon seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. »… und seine Eltern wohnen in der Oberstadt, in einem hübschen Häuschen mit Blick auf de Fourviere«, sagte Natacha soeben und blickte ihn aus herausfordernd glitzernden Augen an. Sie grinste breit. »Papa ist Banker und läuft immer mit Schlips herum. Und maman ist ein liebendes Muttchen, deren ganzer Stolz ihr schönes Heim ist.«
    Das Gelächter der Clique war so laut, dass es weit über den Bellecourt schallte. Die Röte, die Luc dabei ins Gesicht stieg, sorgte nur dafür, dass noch lauter gelacht wurde. Mit nur mühsam unterdrücktem Zorn in der Stimme zischte er: »Und woher willst du das alles wissen, he? Warst du mal da?«
    Natacha nickte. »Klaro. Ich bin dir einfach mal nachgegangen und hab mich in der Gegend umgesehen. Hübsch habt ihr's da, Babybacke.«
    Das ist gelogen. Luc wusste es, sowie sie es ausgesprochen hatte. Aber woher hatte sie die Informationen sonst? Warum machte sie das hier überhaupt, führte ihn vor und machte ihn vor der gesamten Mannschaft lächerlich?
    Wegen gestern , schoss es ihm durch den Kopf. Wegen gestern Nacht. »Du bist doch nur sauer, weil ich dich gestern Abend mit E…«
    » Curdin! « Etiennes Stimme schnitt wie ein Messer durch seine Aussage, und Luc verstummte sofort. »Überleg dir gut, was du sagst! Wenn du weiter mit uns rumhängen willst, dann pass auf, Kleiner!«
    Luc atmete schwer. Die Hände zu Fäusten geballt, sah er Etienne an, der an die Statue des Sonnenkönigs gelehnt zu ihm hinüberblickte. Wie ein Richter sah er aus, der über das Wohl und Wehe seiner Mitmenschen entschied.
    Und der mich ohne weiteres aus der Clique jagt, wenn ich erzähle, was er gestern mit Natacha getrieben hat. Majestät misst mit zweierlei Maß.
    Doch trotz seines berechtigten Zornes war Luc nicht bereit, seine Stellung innerhalb der Gruppe aufs Spiel zu setzen. » L'etat c'est moi (Der Staat bin ich. Aussage, die dem Sonnenkönig Louis XIV. zugeschrieben wird.)«, zischte er schlicht, verneigte sich vor Etienne und setzte sich wieder. Wenigstens hatte auch Natacha den Wink verstanden und hielt den Mund.
    Irgendwann… , dachte Luc, während er versuchte, seine Wut wieder in die Kerker seines Geistes zu verbannen, aus denen sie gekommen war. Irgendwann hau ich ab nach Paris. Und dann könnt ihr Provinzpfeifen mich alle mal kreuzweise.
    »Curdin.«
    Die Stimme erklang so plötzlich, dass Luc innerlich zusammenzuckte. »He, du Hosenscheißer, Papa ruft nach dir«, hörte er Natacha murmeln, und drehte sich um, doch statt Nicolas sah er Le Pen einige Schritte weiter auf dem Platz stehen. Der Schnauzbärtige winkte ihn zu sich und sah… irgendwie gehetzt aus. Luc erhob sich, ignorierte das Gelächter der anderen, und ging zu ihm.
    »Es wird Zeit, Luc«, sagte der Mann, als Luc ihn erreicht hatte. »Deine wahre Familie wartet auf ein Zeichen dafür, dass du würdig bist, einen Platz in ihrer Mitte einzunehmen. Bist du bereit, mit mir zu kommen und Marie zu helfen?«
    »Ma… Marie?«, stammelte Luc überrascht. »Was hat sie mit der Familie zu tun?«
    »Gar nichts«, antwortete Le Pen. »Aber sie wurde heute entlassen, und ich dachte mir, du würdest das Angenehme gerne mit dem Nützlichen verbinden.« Dann streckte er die Hand aus.
    Luc blickte kurz über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand zu ihnen herübersah, und dann griff er zu.
    ***
    Den Raum, in welchem sie

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