0912 - Die Truppe der Berserker
Mensch, war aufgetaucht, der sich im Besitz des Auges befand. Nistor registrierte es und löste damit in sich einen Prozeß aus, der eine Reihe von Umschichtungen in seiner Programmierung verursachte.
Hergo-Zovran war gar nicht im Besitz des Auges! Hergo-Zovran aber, oder im weiteren Sinne ein Loower überhaupt, wäre der rechtmäßige Besitzer gewesen. Ergo: dieser Mensch, oder ein Mensch grundsätzlich, war ein unrechtmäßiger Besitzer.
Die Geschehnisse ringsum wurden jetzt unbedeutend. Die beiden winzigen grünhäutigen Menschenabkömmlinge, mit denen sich Nistor gerade noch befaßt hatte, entrückten vor dieser neuen Erkenntnis in den Bereich völligen Desinteresses. Sie wurden lästig, und Nistor entließ sie.
Da war das Auge. Das Auge in fremdem Besitz. Diese Erkenntnis ließ in Nistor eine weitere Programmierung wirksam werden, die der weitsichtige Pankha-Skrin in ihm gespeichert hatte.
Wenn sich das Auge in fremden Besitz befindet, dann muß es sichergestellt, zurückerobert, erkämpft ... werden. Mit allen Mitteln, ohne Rücksicht auf Fremdinteressen. Aber: Selbsterhaltung und Sicherung des Primärprogramms (Koordinaten über Materiequelle und kosmische Burgen an Empfänger) Bedingung. Erweiterung des Primärprogramms um den Zusatz: Überstellung des Auges an rechtmäßige Besitzer.
Und um Nistor die Tragweite dieser Notsituation in vollem Umfang deutlich werden zu lassen, wurde der in ihm verankerte entelechische Logik-Restriktor zwischengeschaltet und variabel wirksam. Je nach Bedarf und Situation konnte der Helk von diesem Zeitpunkt an Probleme non-entelechisch wie auch entelechisch betrachten und lösen.
Er erfaßte den gesamten Komplex Auge-Materiequelle-kosmische Burgen wie ein Loower vom Rang eines Quellmeisters. Und er stellte sich seinem Gegner auf realer nichtentelechischer Existenzebene. Er konnte beides gleichzeitig: entelechisch denken - und non-entelechisch handeln.
Aber bevor seine neue Programmierung noch zum Tragen kommen konnte, veränderten sich die Bedingungen. Die Umgebung wechselte.
Nistor und seine Gegner waren nicht mehr an Bord der GONDERVOLD, sondern der Helk fand sich auf einmal in hyperdimensionalen Bereichen wieder, in einer formenergetischen Blase, die Schutz vor den zerstörerischen Einflüssen des fünfdimensionalen Raumes bot.
Die neue Situation hinderte Nistor am Einsatz seiner stärksten Waffen. Die Wertigkeit der verschiedenen in ihm gespeicherten Programme wechselte. Die Erhaltungsschaltung gewann wieder die Oberhand, und sie wurde auf das Auge ausgedehnt.
Das Auge durfte nicht zerstört werden.
Das Auge durfte nicht in Verlust geraten.
Das Auge mußte beschafft werden.
In dieser Rangordnung.
Danach handelte Nistor. Auf diesem Grundsatz basierten alle seine folgenden Maßnahmen.
*
Großklause 2.
Sofort nach der Ankunft auf Deck 5 schickte Boyt Margor die vier Tempester-Tender in ihre Unterkünfte.
Sie waren sichtlich enttäuscht, daß es im „Feindesland" nicht zum Kampf gekommen war.
Wahrscheinlich verstanden sie auch nicht, was der große Zylinderkörper mit der Tanzenden Jungfrau zu tun haben sollte. Damit sie nicht erst auf dumme Gedanken kommen konnten, schaffte Margor sie außer Reichweite des Helks. Brachialgewalt war nicht mehr erforderlich. Was nun folgen würde, war ein Kampf der wissenschaftlich geschulten Paratender gegen die Tücken der loowerischen Technik. So stellte sich die Situation im ersten Augenblick jedenfalls für Boyt Margor dar.
Poul Santix, der Hyperphysiker, und sein Team standen bereit. Sie hatten die entsprechende Ausrüstung herbeigeschafft und die Vorbereitungen dafür getroffen, jeden Widerstand des loowerischen Roboters zu brechen.
„Auf eine solche Chance habe ich schon immer gewartet", sagte Poul Santix. „Ist der Roboter auch unbeschädigt?"
„Ich habe nichts an ihm verändert", erklärte Boyt Margor, der, das Auge in der Rechten, in einiger Distanz vom Helk stand. „Ob Tifflors Spezialisten an ihm herummanipulierten, kann ich nicht sagen. Sie haben es uns jedenfalls sehr leicht gemacht, den Helk zu entwenden."
Margor bemerkte hinter der faßförmigen Erhaltungsanlage der Großraumnische eine Bewegung. Er wußte sofort, wer sich dort versteckte.
„Komm nur, Baya", sagte er gut gelaunt. „Komm aus deinem Versteck und betrachte das technische Wunderwerk deiner loowerischen Freunde ruhig aus der Nähe."
Baya kam zögernd hinter dem tonnenförmigen Gebilde aus Formenergie hervor, tat ein paar kleine
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