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0914 - Der Fluch der Sinclairs

0914 - Der Fluch der Sinclairs

Titel: 0914 - Der Fluch der Sinclairs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihn letztendlich vor dieser mörderischen Dummheit bewahrt hat.«
    »Klar.«
    Ich schaute meine Mutter beinahe streng an. »Hat er dir diesen Reiter beschrieben?«
    »Klar.«
    »Kannst du mir sagen, wie er aussah?«
    »Darauf kannst du dich verlassen, Junge. Ich habe sehr genau zugehört, obwohl ich ziemlich von der Rolle gewesen bin. Der Reiter, so hat dein Vater erzählt, stammt aus einer anderen Zeit. Er hat nicht in unsere hineingepaßt. Dein Vater war der Meinung, daß er direkt aus einer alten Zeit, dem Mittelalter, in unsere Gegenwart hineingesprungen ist. Er sah zumindest so aus. Er trug die alte Kleidung, ein Schwert, einen Mantel, alles wirkte sehr grau an ihm, und trotzdem war er keine gespensterhafte Erscheinung. Er hatte einen Körper wie jeder andere Mensch auch, und er hat tatsächlich St.Clair geheißen, wie ich es dir schon erzählte. Da ist dann die Verbindung. Ich frage mich jetzt, ob unser Name wirklich mit einem Fluch behaftet ist.«
    »Das kann durchaus sein, Mutter.«
    »Darf ich dir etwas sagen, Junge?«
    »Immer.«
    »Du siehst nicht so überrascht aus.«
    »Das bin ich auch nicht.«
    »Ach. Jeder wäre doch…«
    »Schon, Mutter, schon. Nur ist das bei mir etwas anderes. Diesen Reiter habe ich mir nicht grundlos so genau von dir beschreiben lassen. Ich kenne ihn.«
    »Was?« Meine Mutter sah aus, als wäre die Müdigkeit im Nu aus ihrem Körper verschwunden. »Du kennst ihn? Woher? Wo hast du ihn gesehen? Was hat er zu dir…?«
    »Mutter, ich kenne ihn zwar, aber ich kenne ihn nicht persönlich, sondern nur aus Erzählungen. Das ist etwas ganz anderes. Der Besucher des Abbés hat ihn erlebt. Er kennt ihn als Krieger. Er hat auf seinem Trip in die Vergangenheit mitbekommen, wie sich dieser St.Clair vier Feinde vom Leib gehalten hat, und er hat auch noch einiges über die Hintergründe des Mannes erfahren.«
    »Was denn?«
    »Der Reiter war ein Katharer.«
    »Bitte - was?«
    »Möchtest du eine Erklärung? Ich habe mich mittlerweile schlau gemacht, und es wird auch für dich interessant sein, zu hören, woher unser Name eigentlich stammt. Oder welche Persönlichkeiten in verschiedenen Generationen und Jahrhunderten was getan haben.«
    »Da höre ich gern zu.«
    Ich sammelte meine Gedanken. Es gehörte schon eine gewisse Konzentration dazu, um Falschaussagen zu vermeiden. Zudem hatte ich mich während des Flugs noch kundig gemacht. Am Flughafen hatte ich mir ein Buch besorgt. »Beginnen muß ich im Jahre 1209, denn damals begann der große Schrecken. Es war der Beginn des ersten Völkermordens der europäischen Geschichte.«
    »Eine Vernichtung, John?«
    »Leider. Ein dreißigtausend Mann starkes Heer fiel aus dem Norden Frankreichs im Languedoc ein. Das ist ein großer Landstrich im Suden. Die Regionen dort wurden verwüstet, Dörfer und kleine Städte dem Erdboden gleichgemacht, Ernten vernichtet. Wo immer die Sieger auch hinkamen, sie hinterließen eine Spur des Todes und der Verwüstung.«
    Meine Mutter war blaß geworden und schüttelte den Kopf. »Warum tat man so etwas, und wer steckte dahinter?«
    »Der Heilige Stuhl, die Kirche und ihr oberster Vertreter auf Erden, Innozenz III. Als alles vorbei war, da war das Languedoc nicht mehr wiederzuerkennen. Es war zerstört und zurück in die Rückständigkeit geworfen - wie das übrige Europa.«
    »Und was waren die Ursachen, John? Du willst mir doch nicht erzählen, daß man Menschen ohne Grund getötet hat.«
    »Die Gründe lassen sich leicht auf einen Nenner bringen. Es war die Angst der Geistlichkeit vor dem Fortschritt. Damals gehörte das Languedoc nicht zum Königreich Frankreich. Es bestand als eine unabhängige Grafschaft. Die Einflüsse des Südens waren stärker als die des Nordens, und die Familien, die dort regierten, waren den Neuigkeiten durchaus aufgeschlossen. Die Kultur stand an erster Stelle, nur noch vergleichbar mit Byzanz, dem heutigem Istanbul. Dichtkunst, Minnesang, Philosophie, fremde Sprachen wie Griechisch, Hebräisch oder Arabisch wurden an den berühmten Schulen in Lunel und Narbonne gelehrt, ebenso wie die alte jüdische Mystik, denn die Kabbala stand hoch im Kurs. Sogar die Adeligen waren gebildet, was im Norden eher die Ausnahme war. Und es herrschten religiöse Toleranz, was den Süden auch wieder vom übrigen Europa unterschied. Über den großen Hafen Marseille kamen jüdische und arabisches Gedankengut ins Land, während man der zumeist korrupten und offizielle Kirche nur wenig Wertschätzung

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