0914 - Der Fluch der Sinclairs
jetzt?«
»Klar.«
»Aber es ist kalt.«
»Du bist doch heiß genug - oder?«
»Was sagst du da? Wir kennen uns kaum.«
»Lange genug, um über dich Be scheid zu wissen, Süße.«
»So? Was meinst du denn damit?«
»Das werde ich dir jetzt zeigen.«
Die Stimmen verstummten, dafür hörte Sinclair andere Geräusche. Ein Stöhnen und das Flüstern der Frau. »Oh, verdammt, das tut gut! Mach weiter, Jorge, verdammt noch mal, mach weiter! Mach die kleine Anhalterin so richtig fertig, aber denk daran, daß ich auch noch an der Reihe bin.«
»Immer doch, Süße, immer doch.«
Die Stimme des Mannes kam Horace F. Sinclair bekannt vor. Es war jemand aus Lauder, der irgendeine Mieze aufgerissen hatte. Das interessierte ihn jetzt nicht. Er wollte nur das tun, was man ihm befohlen hatte. Er wollte so sein wie der Schatten, der von ihm Besitz ergriffen hatte. So und nicht anders.
Das Gewehr hielt er jetzt mit beiden Händen fest, als er den kleinen Tannen- und Fichtenwall umging…
Das Paar rechnete mit nichts Bösem. Die Geräusche sprachen Bände. Sie waren voll und ganz mit sich selbst beschäftigt, und Sinclair lächelte, als er die schmale Straße nicht weit entfernt im blassen Mondlicht schimmern sah. Sie wirkte so, als wäre sie mit grauen Eisklumpen auf der gesamten Oberfläche bedeckt.
Horace F. Sinclair mußte auf dem Hang schräg gehen, nur so konnte er das Gleichgewicht halten.
Um den Wagen zu erreichen, mußte er wieder ein Stück zurück. Er ging nicht über die Straße, sondern bewegte sich durch das dichte Gras, das seine Tritte dämpfte. Die Lichtung lag wie ein Halbkreis vor ihm.
Sinclair lächelte. Er hatte sich geduckt. Wie ein alter Indianer schlich er näher.
Das Fahrzeug schimmerte dunkel. Sie war entweder schwarz, grün oder blau. Es kümmerte ihn nicht. Jedenfalls war es ein relativ großer Wagen, in dem ein Pärchen auch einigermaßen Platz hatte und sich nicht bei jeder Bewegung irgendwo stieß.
Sinclair richtete sich wieder auf. Er versuchte, einen ersten Blick in das Innere des Fahrzeugs zu werfen, was ihm nicht sofort gelang, weil es einfach zu dunkel war. Er sah nur zwei Schatten, die sich dort bewegten, die aber wie einer aussahen.
Ein Fenster war herabgelassen worden. So drangen die keuchenden Laute nach draußen. Horace F.
Sinclair grinste kalt.
Das Paar war ahnungslos. Um diese Zeit fuhr niemand mehr in die Berge, das war bekannt, und wenn ein Wagen kam, war er durch das Scheinwerferlicht schon auf große Entfernung zu sehen.
Sinclair richtete sich auf. Er hatte bereits das rechte Vorderrad erreicht. Der Mann fuhr ein Auto der Marke Volvo. Die Vordersitze waren nach hinten gekippt worden, damit die beiden mehr Platz hatten.
Sinclair schaute von der Fahrerseite hinein. Die beiden lagen auf- und auch nebeneinander. Den Mann kannte er. Die Frau war ihm unbekannt. Eine blonde Person, die wohlig unter den Liebesbissen stöhnte.
Gerade wollte ihr der Mann den letzten Stoff vom Körper streifen, da legte Horace die Hand auf den Türgriff der Hintertür. In seinem Innern gab es kein Gefühl.
Die Frau hielt die Augen offen. Ob sie etwas anderes wahrnahm als nur die Gefühle, die sie fesselten, war nicht zu erkennen, aber irgendein Instinkt mußte sie trotzdem gewarnt haben, denn ihr starrer Blick veränderte sich.
Erkennen schimmerte darin.
Sie hatte den Fremden gesehen.
Sinclair wußte, daß er nicht mehr zögern durfte. Der Mann hätte sonst reagieren können. Die Frau würde einen Warnschrei ausstoßen, doch bevor es soweit war, hatte er schon die Tür aufgerissen und das Gewehr wie eine Lanze in den Innenraum des Fahrzeugs geschoben.
Die kalte Mündung drückte gegen die Stirn der Frau und ließ die Person erstarren.
Erst jetzt bemerkte der Mann, was in diesem Fahrzeug passierte. Er hob den Kopf, drehte ihn, und darauf hatte Sinclair nur gewartet. Er schwang das Gewehr herum und schlug dabei zu.
Lauf und Mündung erwischten die Stirn des Mannes. Er war davon völlig überrascht worden. Seine Augen nahmen einen glasigen Ausdruck an, er seufzte, und Sinclair schlug noch einmal zu.
Der zweite Treffer machte ihn schlaff.
Dann drehte er das Gewehr und richtete es auf die junge Frau, die versuchte, aus der Gegend zu kriechen, aber nicht die Spur einer Chance hatte.
»Nein!« sagte Sinclair.
Die Blonde war vom Himmel in die Hölle gezerrt worden und hatte es noch nicht verdaut. »Nein!« stammelte sie. »Nein, das können Sie nicht tun!«
»Aussteigen!«
»Ich -
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