Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0914 - Stygias Angriff

0914 - Stygias Angriff

Titel: 0914 - Stygias Angriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
dachte an seinen Freund Rob Tendyke. Aber ich könnte wetten, dass Drachenheilkunde nicht dazu gehörte. Es sei denn, eine schöne Frau habe ihm dafür ihre Seele verkauft.
    Er wollte fortfahren, seine Formel zu murmeln, als er auf einmal in der dunklen Wolke über dem Siegel eine Gestalt erkannte. Zamorra erschrak. Wer trieb sich hier bloß bei so einem Ritual auf dem Schlosshof herum?
    Für einen Moment spürte er, wie Wut in ihm aufwallte. Rhett! Hatte dieser Lausebengel - und nichts anderes war er in diesem Moment - sich doch im Schutz der Finsternis herangeschlichen? Auf den Gedanken, dass Rhett es doch besser hätte wissen müssen, folgte sofort das schlechte Gewissen. Er hatte Rhett einfach weggeschickt, ohne eine weitere, tiefer gehende Erklärung. Es war sehr lange her, aber Zamorra war auch einmal fünfzehn gewesen. Er nahm sich vor, sich in den kommenden Tagen näher mit Rhett und dessen Magie zu befassen. Der Junge hatte ja recht. Trotzdem wollte Zamorra ihn jetzt nicht hier haben.
    Er hob schon an, um Rhett anzusprechen, da wurde es auf einmal heller. Die Finsternis, die mittlerweile schon so dick geworden war, dass Zamorra geschworen hätte, sie sei mit dem Messer zu schneiden, wich zurück. Die Wolken undurchdringlicher Dunkelheit, die sich auch auf Zamorras Gemüt hatten legen wollen, wichen immer weiter zurück, verdrängt von einem bläulichen Leuchten, das trotz aller Sanftheit stärker wurde, je mehr die Finsternis verschwand.
    Aus dem Dunkel schälte sich jetzt eine Gestalt.
    Eine kleine, zierliche Gestalt. Eine mit Zopf und einem fließenden, dunkelgrünen Gewand.
    Fu Long.
    Zamorra fehlten die Worte. In diesem Moment wurde es wieder dunkel.
    »Es wäre wirklich schön, wenn ich dich zur Begrüßung ansehen könnte, Zamorra«, tönte es aus der so plötzlich wiedergekehrten Dunkelheit. »Dann könnte ich dich nämlich auch fragen, was du dir dabei gedacht hast, mich auf diese erniedrigende Art und Weise zu rufen.«
    Nach einigen Sekunden rang sich Zamorra eine Antwort ab.
    »Ich hatte keine Ahnung.«
    Mit einem Mal nahm die Helligkeit wieder zu. »Es werde Licht«, meinte Fu Long spöttisch. »Hat euer Gott das nicht einmal gesagt? Es scheint in der Tat, dass er auf deiner Seite ist. Und ich fürchte, das hast du auch nötig, Zamorra…«
    ***
    So schnell sie konnte, war Nicole jetzt über die Hintertreppe in den Hof des Schlosses gerannt. Wenn sie sich die Zeit genommen hätte, nachzudenken, dann wäre sie sicher froh gewesen, dass sie den Weg so gut kannte. So hatte sie die Möglichkeit, sich trotz des Laufs auf die Szenerie im Burghof zu konzentrieren und dafür zu sorgen, dass ihr Gefährte nicht wieder im Dunkeln tappte. Im wahrsten Sinne des Wortes, dachte sie ironisch und stieß die Seitentür auf.
    Mit nur wenigen Schritten war sie bei der Gruppe und erfasste die Situation mit einem Blick. William hielt sich wie immer vornehm an der Seite, er trug den Mörser, in dem er die beiden Steine und auch die Kräuter zerstoßen hatte. Nach wie vor im Sigill gefangen stand der neue Fürst der Finsternis. Er versuchte gar nicht erst, daraus hervorzutreten. Recht hat er, Sinn würde das keinen machen, dachte Nicole und blieb in angemessener Entfernung neben Zamorra stehen. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich wieder auf das Bild des Lichts, das die Finsternis verdrängte. Jetzt war der chinesische Vampir gut zu erkennen.
    »Mademoiselle Nicole, ich danke Ihnen«, sagte er mit einer artigen Verbeugung in ihre Richtung. »Zamorra, ich will nicht unhöflich oder unwillig erscheinen, aber ich würde mich wirklich freuen, wenn du mir den Grund meines Hierseins nennen könntest.«
    Zamorra schüttelte immer noch völlig verwirrt den Kopf. »Ich bin mir nicht einmal bewusst, dich gerufen zu haben«, sagte er verblüfft.
    »Doch, ich kann es mir vorstellen«, sagte Nicole und war gleichzeitig bemüht, die Konzentration nicht komplett von der Vorstellung eines Flutlichts in ihrer Hand abweichen zu lassen. »Ich habe dich von oben beobachtet, Chef. Ein oder zwei Schnörkel in diesem Sigill, denn es ist ja wohl eins, erinnerten mich an Stygia. Aber das war wohl eine falsche Assoziation. Es erinnerte mich wahrscheinlich einfach nur an das Amt des Fürsten der Finsternis. Deshalb konnten wir es auch keinem bestimmten Dämon zuordnen.«
    »Ich musste auch an Asmodis denken«, meinte Zamorra. »Könnte es sein, dass dieses Sigill einfach den jeweiligen Fürsten der Finsternis ruft, wenn man es

Weitere Kostenlose Bücher