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0916 - Der Quellmeister und die Bestie

Titel: 0916 - Der Quellmeister und die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erkannte, daß der Anblick der fünf Gestalten sie irritierte. Der Sockel war viel zu weit entfernt, als daß man hätte erkennen können, wer die fünf dort oben waren - selbst wenn sie nicht die vermummende Kleidung der Priester getragen hätten. Also mußte es daran liegen, daß. sie nach den Regeln der Zeremonie nicht dort, sondern anderswo hätten stehen müssen, oder daß es ihrer nicht fünf, sondern irgendeine andere Zahl hätte sein sollen.
    Pankha-Skrin wandte sich an den humpelnden Tantha.
    „Paß auf, mein Freund!" raunte er ihm zu. „Hier stimmt irgend etwas nicht! Die große Opferfeier der KukelstuuhrPriester verläuft nicht so, wie sie eigentlich verlaufen sollte!"
     
    9.
     
    Die drei Priester und der Zug der Gefangenen bewegten sich auf das Piedestal zu. Mittlerweile schritten die fünf Gestalten die Treppe herab und kamen dem Zug am Fuß des Sockels entgegen.
    Den Gefangenen wurde befohlen anzuhalten. Einer der drei Priester schritt auf die fünf Wartenden zu.
    Menschliche Ohren hätten kein Wort der Unterhaltung verstanden, die sich nun entspann. Aber Pankha-Skrins Gehör war schärfer. Er hörte den Priester sagen: „Du siehst uns verwirrt, Ehrwürdiger. Warum wird von der Regel des Zeremoniells abgewichen? Warum hast du den größten Teil deines Gefolges zurückgelassen?"
    Pankha-Skrin sah seine Vermutung bestätigt. Es hätten eigentlich mehr als fünf Priester sein müssen, die oben auf dem Piedestal auf den Zug der Opfer warteten.
    Der Mann, den der Priester angesprochen hatte und dessen Gewand sich durch eine hellere Farbe von dem der übrigen unterschied, griff nach der Kapuze, die seinen Kopf verhüllte, und schob sie nach hinten. Der Quellmeister war überrascht, Awustor zu erblicken - jenen Götzendiener, der ihn gefangen hatte, als er sich mit dem humpelnden Tantha auf den Raum zubewegte, in dem später Murcons Stimme zu ihnen sprach.
    Aber Pankha-Skrin war nicht der einzige, den Awustors Anblick überraschte. Der Priester, der nach vorne getreten war, um seine Verwirrung zum Ausdruck zu bringen, wich vor Schreck einen Schritt zurück, als er Awustor erkannte.
    „Herr ... ich meine ... Bruder ... wie kommt es...", stammelte er.
    Awustor machte eine herrische Geste. „Es ist eine Änderung eingetreten", erklärte er mit harter Stimme. „Der Ehrwürdige, der bisher unser Herr war, hat in der vergangenen Nacht den Tod gefunden. Er hat mich zu seinem Nachfolger bestimmt, wie euch meine Begleiter bestätigen werden. Ich bin der neue Oberpriester. Dies alles kam auch für mich überraschend, und ich muß mich erst an meine neuen Pflichten gewöhnen. Für die Zeit der Eingewöhnung bitte ich um eure Nachsicht."
    Die Worte verfehlten ihre Wirkung auf den Zuhörer nicht. Der Priester verbeugte sich.
    „Du kannst auf unser Verständnis rechnen, Ehrwürdiger", sagte er unterwürfig. „Was aber wird aus der großen Opferfeier?"
    „Die Feier findet statt wie geplant!" erklärte Awustor.
    Pankha-Skrins Gedanken waren in fieberhafter Tätigkeit. Awustor mußte zum Gefolge des bisherigen Oberpriesters gehört haben. Nur so konnte er plausibel erklären, daß er nach dessen Ableben zu seinem Nachfolger bestimmt worden war. Es lebte also nicht nur der Oberpriester in dem zeltartigen Gebäude auf dem Piedestal, sondern es wohnten dort auch die Priester, die zu seiner Entourage gehörten. Das Gefolge des Oberpriesters bestand üblicherweise aus weitaus mehr als vier Mitgliedern. Warum hatte Awustor nur vier Begleiter bei sich? Wo war der Rest des Gefolges?
    Awustor hatte um Verständnis gebeten und sein Verhalten, das den übrigen Priestern linkisch erscheinen mußte, damit zu erklären versucht, daß er an die Pflichten des Oberpriesters noch nicht gewöhnt sei. Damit ließ sich erklären, warum die goldene Pforte erst nach drei Anrufen geöffnet worden war. Warum aber trat der neue Oberpriester nicht mit dem gewohnten Gefolge auf?
    Diese Frage ließ den Quellmeister nicht mehr los. Er bewegte sie in seinen Gedanken, und plötzlich begann sich in seinem Verstand ein Verdacht zu formulieren, den er nach längerem Nachdenken als durchaus plausibel einstufte.
    Inzwischen hatte der Priester, der mit Awustor sprach, auf dessen Anweisung reagiert. Er war zu dem Zug der Gefangenen zurückgekehrt und hatte den Weitermarsch angeordnet. Von jetzt an bildeten Awustor und seine vier Begleiter die Spitze des Zuges. Die drei Priester, die ihn bisher angeführt hatten, schritten hinter ihnen und begannen nun

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