0917 - Grenze im Nichts
später würden sie aussteigen. Die Größe des Raumschiffs ließ Spekulationen über die Anzahl der Besucher zu.
Wahrscheinlich waren es nicht weniger als zwei und nicht mehr als zehn. Wenn keine weiteren Schiffe folgten, konnte Cerveaux hoffen, daß er bei einer Auseinandersetzung Sieger blieb. Dabei waren die Kräfte, die scheinbar dort gebunden waren, wo der tote Besitzer der Burg lag, eine unsichere Komponente, denn Cerveraux konnte nicht einmal ahnen, wie sie sich im Ernstfall auswirken .würden. Nun bedauerte ‘r, daß er seine Tochtersysteme von dieser Stelle ferngehalten hatte.
Cerveraux starrte auf die Bildschirme. Das gelandete Schiff war diskusförmig und besaß vier Landebeine.
Es mußte einer völlig anderen Technik entspringen als das Bauwerk, in dessen Ruinen Cerveraux zu leben verdammt war. Da es sich um ein relativ kleines Schiff handelte, konnte man davon ausgehen, daß es keine weitreichenden Triebwerke besaß. Das bedeutete, daß es eventuell von einem Basisschiff kam und vielleicht nur eine Art Vorhut darstellte. Diese Überlegung versetzte Cerveraux fast in Panik.
„Seit der Landung sind keine Aktivitäten erfolgt", meldete Suys.
„Das sehe ich auch", erwiderte Cerveraux unfreundlich. „Ich überlege bereits, was wir tun können. Es ist anzunehmen, daß die Fremden von einem Mutterschiff kommen. Dorthin werden sie zurückkehren, wenn sie hier alles untersucht haben. Sie werden ihren Artgenossen alle möglichen Informationen mitbringen,’ so auch die.
Koordinanten des Bauwerks."
„Ja", stimmte Suys zu. Das Tochtersystem hatte offenbar Mühe, diesen Gedankengängen zu folgen.
„Ich glaube", fuhr Cerveraux gedehnt fort, „wir sollten alle Tochtersysteme aus der Nähe des Diskusschiffs abziehen."
„Aber wozu?" protestierte Suys. „Eine Beobachtung der Fremden wird dadurch nur erschwert. Außerdem geben wir ihnen ein Gefühl der Sicherheit."
„Das will-ich ja erreichen!" rief Cerveraux. „Sie sollen endlich aussteigen. Ich will herausfinden, wieviele es sind und wie sie aussehen."
„Das verstehe ich nicht", bekannte Suys. „Ich dachte, du legst Wert darauf, daß sie so schnell wie möglich wieder verschwinden. Nun forderst du sie förmlich heraus, ihr Schiff zu verlassen."
„Ja", bestätigte der ehemalige Bauarbeiter grimmig. „Wenn sie sich in Sicherheit wähnen, wird ein Überfall größere Aussichten auf Erfolg haben."
Suys schwieg überrascht. Die anderen Tochtersysteme, die sich um Cerveraux kümmerten, unterbrachen ihre Arbeit. Sie spürten, daß eine Entscheidung von großer Tragweite gefallen war. „Versteht ihr denn nicht?" rief Cerveraux. „Wenn die Fremden dorthin zurückkehren, wo sie hergekommen sind, werden wir es wahrscheinlich bald mit einer ganzen Flotte solcher Diskusschiffe zu tun bekommen und mit Horden unbekannter Lebewesen."
„Was sollen wir tun?" fragte Suys.
„Vorläufig nichts", antwortete Cerveraux. „Wir ziehen uns zurück. Die Fremden sollen solange ungestört hier herumsuchen, bis sie überhaupt nicht mehr daran denken, daß ihnen jemand in die Quere kommen könnte. Dann vernichten wir gleichzeitig sie und ihr Schiff."
„Warum das Schiff?" fragte Suys.
„Es dürfen keine Spuren zurückbleiben", erklärte Cerveraux. Er versuchte, sich ein bißchen zu bewegen, aber die immer härter werdende Hülle um seinen Körper verhinderte selbst das. „Außerdem müssen wir davon ausgehen, daß nicht die gesamte Besatzung aussteigt, ‘sondern daß jemand als Wächter zurückbleibt."
Cerveraux hoffte, daß die Ableger, die wesentlich langsamer dachten als er, halbwegs begriffen, worum es jetzt ging.
Als langlebiges Wesen war Cerveraux daran gewöhnt, lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen, wenn es um die Erreichung eines Zieles ging. Diesmal jedoch war er ungeduldig. Er spürte, daß seine geistige Konzentration nachließ. Außerdem bestand die Gefahr, daß er, wenn er noch länger warten mußte, ein Opfer seiner Gefühle wurde und irgendwelche Kurzschlußhandlungen beging.
Ein einziges Tochtersystem, Geurly, war in der Nähe des Diskusraumers geblieben, um Bilder in den Turm zu liefern. Geurly war gut versteckt, aber das bedeutete nicht unbedingt, daß es den Fremden verborgen blieb. Die Raumfahrer konnten über Beobachtungsinstrumente verfügen, mit deren Hilfe sie Geurly aufspüren konnten.
Cerveraux sah darin kein allzu großes Risiko. Die Unbekannten würden einen Beobachter akzeptieren, ja, es sogar als vernünftige Maßnahme ansehen,
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