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0918 - Auf der Schwelle der Zeit

0918 - Auf der Schwelle der Zeit

Titel: 0918 - Auf der Schwelle der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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mache, könntest du zu einem Säugling mit der Erinnerung eines Erwachsenen werden. Oder ich bestimme die Zeitrichtung falsch und du wirst ein Greis.«
    Dylan zog die Augenbrauen zusammen. »Ja und? Die Alternative ist, dass ich zum Vampir werde und du mich mit meinem eigenen Stuhlbein pfählst. Da nehme ich doch lieber das Risiko auf mich, zu einem klugen Säugling zu werden.«
    »Es geht trotzdem nicht!«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil du alleine dafür nicht ausreichst. Ursache und Wirkung werden rückgängig gemacht! Man braucht den Verursacher der Verletzung. Meine Mutter brauchte das Messer, ich bräuchte…«
    »Matlock McCain!«
    Anka nickte. »Ich wusste nicht, dass er McCain heißt, aber du hast recht. Ohne ihn geht es nicht. Inzwischen dürfte er über alle Berge sein!«
    »Ist er nicht.«
    Sie starrte ihn an und hob fragend die Augenbrauen.
    »Ich weiß, wo er ist. In meinem Traum habe ich beobachtet, wie er eine Frau gebissen und einen Mann getötet hat. Zumindest dachte ich zuerst, es wäre ein Traum. Das war es aber nicht. Ich sehe immer noch zusammenhanglose Bilder vor mir.« Er atmete tief durch. »Ich glaube, der Keim in mir sorgt für eine Verbindung zwischen ihm und mir. Ich sehe die Umgebung, in der er sich aufhält, genau vor mir.« Wesentlich kleinlauter fügte er hinzu: »Das ist übrigens auch ein Grund, warum ich inzwischen glaube, dass er ein Vampir ist.«
    Die Miene des Mädchens hellte sich auf. »Du siehst den Ort vor dir?«
    Er nickte.
    Sie stand von ihrem Stuhl auf und gab ihm die Hand. »Los, zieh dir was über, dann besuchen wir deinen Freund McCain! Ich kenne da eine Abkürzung, die mir auch meine Mutter gezeigt hat. Sie nannte es Blinzelsprung .«
    Dylan verstand wieder einmal kein Wort, aber er hatte neue Hoffnung geschöpft. Voller Elan schwang er sich vom Bett auf. Den Schmerz, der im Schienbein wie eine böse Erinnerung aufflammte, nahm er gar nicht zur Kenntnis.
    ***
    159 n. Chr.
    Ein jämmerliches Ächzen entrang sich Logans Kehle und er fiel auf die Knie. Die bedankten sich mit einem gleißenden Stechen, das durch seinen Körper rollte wie eine Feuerwalze.
    Doch es war gleichgültig. Es zählte nur, dass er es geschafft hatte. Die C'weten waren durch den Rauchring verschwunden, und ihren Meister hatte er mit einem Blitz zur Hölle geschickt. Er musste sich später noch überzeugen, dass er auch wirklich tot war, aber zuerst hatte er etwas anderes zu erledigen.
    Logan stemmte sich vom Boden hoch. Kaum stand er halbwegs aufrecht, wurde ihm schwarz vor Augen. In seiner Brust pochte es, als wollte sie jeden Moment aufbrechen. Ein Schwall saurer Flüssigkeit schoss ihm in den Mund.
    Er war am Ende seiner Kräfte. Zu lange hatte er sie nicht benutzt und nun zu viel auf einmal. Er war ausgebrannt. Das Feuer seiner Magie war erloschen.
    Noch drei Tage bis zur Erlösung. So lange musste er diesen ausgemergelten Körper noch ertragen, dann begann die Erbfolge von neuem - wenn er vorher den Auserwählten zur Quelle des Lebens schickte! Eine Aufgabe, die er erfüllen wollte. Vor Merlins Besuch war er noch anderer Ansicht gewesen, ja, vielleicht hätte er sogar gestern noch leise Zweifel gespürt, doch heute wusste er, dass er keine andere Wahl hatte. Der Kampf mit den Dämonen hatte ihm gezeigt, dass er noch fähig war zu gewinnen. Es war seine verdammte Pflicht, seinen Beitrag zu leisten, dass dieser Brut ihre Grenzen aufgezeigt wurden. Und dazu brauchte es unsterbliche Kämpfer für das Gute.
    Ja, es war seine Pflicht! Vor allem, wenn er früher tatsächlich zur Gegenseite gehört hatte, wie Merlin behauptete.
    Doch inzwischen sah er es nicht mehr nur als lästige Pflichterfüllung an. Nein, es war auch eine Ehre, etwas tun zu dürfen.
    Er spuckte den widerlichen Geschmack aus und atmete mehrmals tief durch. Langsam beruhigte sich sein Körper wieder, fast so, als besinne auch er sich auf seine letzte Aufgabe. Die Schwärze vor seinen Augen riss auf und verwehte endlich.
    Auf wackligen Beinen torkelte er zu Casril, dem Auserwählten. Noch immer lag der verkrümmt vor dem Monolithen und rührte sich nicht.
    Logan stockte. Casril war doch nicht etwa tot, oder? Da sah er, wie sich Casrils Brustkorb ganz leicht hob und senkte.
    Vor Erleichterung wurden ihm die Knie so weich, dass er es fast nicht zu dem Auserwählten geschafft hätte. Er sank neben ihm nieder, packte ihn an den Schultern und rüttelte.
    »Wach auf!«
    Casril schlug die Augen auf. Sein Blick huschte hin und her. Er wirkte

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