0918 - Auf der Schwelle der Zeit
desorientiert. Dann erkannte er den alten Mann. »Logan? Wa… was ist passiert?«
Der Erbfolger klärte ihn mit wenigen Worten auf. »Komm hoch! Die Quelle des Lebens wartet auf dich. Und die Unsterblichkeit.«
Nach Logans Anweisung stellte Casril sich mit dem Gesicht zum Monolithen in nur wenigen Zentimetern Abstand auf. Logan legte ihm von hinten die Hände auf die Schultern. Dann schloss er die Augen und griff in sich hinein.
Doch das Feuer seiner Magie war erloschen!
Nein! Das durfte nicht sein. Wie sollte er den Weg zur Quelle öffnen, wenn er nicht mehr auf die Llewellyn-Magie zurückgreifen konnte?
Er streckte seine geistigen Fühler aus, tastete nach den Resten der Magie, nach der Asche, die das Feuer hinterlassen hatte. Da musste noch etwas sein. Irgendwo musste es doch noch einen Funken geben!
Und tatsächlich! Er fand noch ein winzig kleines Glimmen. Es wurde schwächer und schwächer.
Ohne zu zögern, packte Logan zu. Er schnappte sich den letzten Funken der Llewellyn-Magie, ließ ihn durch sein Bewusstsein tanzen wie ein Glühwürmchen.
In dem Augenblick, in dem er spürte, wie sich der Weg zur Quelle auf tat, stieß er Casril von hinten auf den Monolithen zu - und in ihn hinein.
Es war vollbracht!
Wieder wallte Schwärze vor Logans Augen auf. Doch diesmal umfing sie ihn und trug ihn fort in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Dass er auf dem Boden aufschlug, merkte er schon nicht mehr.
***
Zamorra rückte den Gürtel an seiner Taille zurecht und befestigte den leeren E-Blaster an der Magnetplatte. Ein letzter Blick auf den brennenden Dämon, dann machte er sich an den Aufstieg.
Er musste wieder hinauf zur Lichtung. Zu dem Ort, an dem der Friedhof der Llewellyns entstehen sollte.
Und dann? Wie sollte er wieder zurück in seine Zeit kommen? Was war das überhaupt für ein merkwürdiges Phänomen, das ihn hierher geschleudert hatte?
Ha! Geschleudert! Wirklich zutreffendes Wort! Eine Wäscheschleuder hätte mich nicht heftiger herumwirbeln können als dieses Luftflirren.
Egal, was für ein Phänomen es war. Vielleicht war es noch da. Und vielleicht brachte es ihn zurück ins Jahr 2009.
Oder sonst wohin! Wie wär's mit der Zeit der Dinosaurier?
Der Professor ignorierte den skeptischen Nörgler in seinem Inneren. Ihm blieb keine andere Möglichkeit, keine andere Hoffnung. Die wollte er sich von einer klugscheißerischen Stimme im Hinterkopf nicht kaputt machen lassen.
Missmutig kraxelte er die Steigung hinauf. Bei jedem Schritt tat ihm der schuhlose Fuß weh.
Nicole wird echt begeistert sein, wenn sie erfährt, wie ich mit ihrem Geschenk umgegangen bin.
Wenn du sie überhaupt noch einmal siehst! Außerdem, was heißt hier ihr Geschenk. Das hat sie doch sicher wieder von deinem Geld bezahlt.
Ja, ja, ist schon gut. Halt einfach mal die Klappe, okay?
Etwa zwei Meter den Hang hinauf entdeckte er den weißen Sneaker. Sehr gut, dann nahm wenigstens die Humpelei ein Ende!
Er legte die Distanz zurück, bückte sich nach dem Schuh - und wurde zu Eis!
Komm zu mir!
Was war das? Eine Stimme? Die des nörgeligen Klugscheißers?
Zamorra schüttelte den Kopf. Nein, keine Stimme. Eher ein Gefühl.
Komm zu mir!
Der Professor richtete sich wieder auf.
Aber der Schuh! Vergiss den Schuh nicht.
DAS war der Nörgler. Doch seine Stimme wurde leiser und leiser. Zurückgedrängt von einer süßen Verlockung.
Komm! Komm zu mir! aber der schuh
Komm zu mir! Jetzt! vergiss den schuh nicht
KOMM! BITTE KOMM! vergissdenschuh
So süß. So unwiderstehlich.
Zamorra setzte sich in Bewegung. Den Hang hinauf. Folgte der Verlockung.
Ein Teil seines Bewusstseins fragte sich, was gerade mit ihm geschah. Er war mental so abgeschirmt, dass er weder hypnotisierbar noch sonst irgendwie beeinflussbar war. Und doch passierte genau das im Augenblick mit ihm! Jemand…
(etwas?)
... hatte die Kontrolle übernommen und er konnte nichts, aber auch gar nichts dagegen unternehmen. Er konnte nur der Verlockung folgen.
Der Schmerz im Fuß war vergessen. Wie ferngesteuert kämpfte er sich den Hang hinauf und erreichte endlich die Lichtung. Er drehte sich nach links. Hin zum Monolithen.
Kam die Lockung von ihm?
Komm zu mir!
Egal! Der Professor legte die wenigen Schritte zurück, stieg achtlos über den bewusstlosen alten Mann hinweg, der vor dem Monolithen lag, ging auf den Stein zu und in ihn hinein.
Noch bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, dass ihm diese Situation vertraut vorkam, verschwand die Verlockung. Weg,
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