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0919 - Die Rache

0919 - Die Rache

Titel: 0919 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Kopf, so daß ich sein verschwitztes und staubiges Gesicht anschauen konnte. »Wie meinst du das denn?«
    »Schau auf deine Bilder.«
    Der Reporter runzelte die Stirn. »Moment mal, denkst du daran, daß diese Wesen eine Rache der Armen sein könnten?«
    »Schließt du es aus?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wir sollten zumindest daran denken.«
    »Aber wie können sie…?« Der schrille Hupton unterbrach uns und wir drehten die Köpfe. Hinter uns stand ein Lastwagen, der vorbei wollte, aber es nicht konnte, weil Gegenverkehr herrschte.
    »Ja, ja!« rief Bill, hob einen Arm und startete wieder. »Noch mal, John, wie können sie sich denn rächen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber Möglichkeiten gibt es immer. Was du fotografiert hast, sind Wesen, die ich nicht als Menschen bezeichnen möchte. Ich glaube auch nicht, daß sie aus irgendwelchen Gräbern gekrochen sind wie Zombies, nein, das nicht.«
    »Was glaubst du dann?«
    »Daß es eine Kraft gibt, die sich gebildet hat und nun versucht, in das normale Leben einzugreifen und es zu verändern.«
    »Toll gesagt.«
    »Warum dann der Spott?«
    »Weil ich mit dieser Kraft, wie du sie nennst, nichts anfangen kann, mein Lieber.«
    »Wir werden sie suchen.«
    »Und wo fangen wir an?«
    »Bei Oliveiro.«
    Bill winkte mir mit dem Zeigefinger zu. »Ich weiß nicht, John, aber du solltest nicht zu große Hoffnungen in ihn setzen, das meine ich zumindest.«
    »Warum nicht?« Ich sprach sofort weiter. »Dieser Mann ist jemand, zu dem die Menschen hier Vertrauen haben. Sie kennen die Natur, glaube mir. Sie sind zwar arm, aber sie haben ein anderes Wissen und können auch damit umgehen.«
    »Ein Zauber?«
    »Vielleicht.«
    Bill nickte vor sich hin, während er wieder darüber fluchte, daß ihm das Getriebe beim Schalten einen knarrenden Gruß geschickt hatte. Das ließ sich nicht ändern, und so fuhren wir weiter auf das Gebäude zu, das wir bereits sehen konnten.
    Es war eine Kirche.
    Ein Bau aus Holz, der von einer dicken Staubschicht bedeckt war.
    Der kleine Turm lief nach oben hin spitz zu, und ein zweites Haus stand in ihrer Nähe. Wir sahen es für einen Moment, weil wir in eine Kurve rollten.
    Und dann fiel uns noch etwas auf. Die Kirche hatte uns den Blick bisher darauf genommen, aber nun wurden unsere Augen groß, denn ein Friedhof geriet in unseren Sichtbereich. Ein staubiger Platz mit schlichten Kreuzen und alten knorrigen Bäumen, die sich wütend gegen den Dreck stemmten, der hier von den Kippen herübergeweht wurde.
    Menschen standen in einer kleinen Gruppe auf dem Friedhof beisammen. Wahrscheinlich wurde jemand beerdigt.
    Vor der Kirche stoppten wir. Die Eingangstür lag nicht weit entfernt, und sie stand halb offen.
    Wir stiegen aus.
    Die Hitze lag wie ein Teppich über dem Land. Der Himmel war zwar zu sehen, aber der Qualm der Halden hatte ihn schmutzig gefärbt.
    Bill hämmerte seine Tür zu. Danach wurde es still. Vom Friedhof her hörten wir einen leisen Gesang, und Bill wollte schon den Weg dorthin einschlagen, aber ich hatte etwas dagegen. »Laß uns noch einen Blick in die Kirche werfen.«
    »Meinst du, Oliveiro dort zu finden?«
    »Glaube ich nicht. Ich will sie mir nur ansehen.«
    Auf den Philippinen ist man katholisch. Die Spanier hatten vor einigen Jahrhunderten die Einheimischen mit Gewalt christianisiert.
    Die Religion ist bis heute geblieben, nur haben sich darin auch die alten heidnischen Elemente gemischt, so daß der Vergleich mit dem Katholizismus in Südamerika durchaus paßte, wo selbst ein Macumba-Zauber die Menschen nicht störte, katholisch zu sein.
    Ich war als erster an der Tür und zog sie auf. Normalerweise ist es in Kirchen auch in heißen Sommern angenehm kühl. Das war hier jedoch nicht der Fall. In ihr herrschte die gleiche Hitze wie draußen, aber der Staub hielt sich in Grenzen.
    Der Holzbau war nicht groß. Einfache Bänke flankierten rechts und links den Mittelgang. Eine Kanzel gab es nicht, dafür aber einen Altar, über den ich mich wunderte, denn er strahlte eine relative Pracht aus, die ich hier nicht vermutet hatte.
    Ein weißer Stein mit einem Kreuz darauf. Ein Tabernakel, Blumen, die Farbe brachten, dazu das wunderschöne Kruzifix, das einen mattgoldenen Glanz abstrahlte.
    Ich blieb stehen und nickte. »Das hätte ich nicht hier erwartet, Bill.«
    »Man ist der Kirche eben sehr verbunden«, erwiderte mein Freund. »Oft sind es Erbstücke, aber es traut sich niemand an diese Dinge heran, um sie zu stehlen.«
    Den Pfarrer sahen wir

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