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0919 - Die Rache

0919 - Die Rache

Titel: 0919 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stellte das Geschirr auf das Brett neben dem Waschbecken und dachte daran, daß sie heißes Wasser brauchte, um es reinigen zu können.
    Nein, heute nicht. Sie würde es lassen. Wenn sie überlebten, dann würde es ihr geradezu Spaß machen, diesen so verflucht normalen Vorgängen nachzugehen, aber jetzt nicht.
    Den noch gut gefüllten Suppentopf stellte sie auf den Ofen und streifte den Kittel ab, den sie an einen Haken an der Tür hängte. Sie trug nur noch das alte Sommerkleid, dessen kleine Blumen im Laufe der Zeit verblaßt waren. Das Kleid saß viel zu eng, denn in den letzten Jahren hatte die Frau zugenommen. An den Hüften waren die Speckrollen wie Würste zu sehen, aber das machte ihr nichts, und auch ihr Mann hatte sich noch nicht über ihre Figur beschwert.
    Sie trat ans Fenster!
    Es war der einzige Kontakt in den letzten Tagen zur Außenwelt gewesen. Sie selbst hatte keinen Schritt vor das Haus gesetzt und fühlte sich auch jetzt nicht dazu in der Lage. Sie wollte in der Wohnung bleiben und aus der relativen Sicherheit hervor alles beobachten.
    Vicenca Marcas erschrak, als sie sah, wie weit sich die Natur bereits an das Haus vorgewagt hatte. Für einen Moment war sie auch überrascht. Dann wischte sie an den Augen entlang, als könnte sie das Bild vertreiben, doch das war nicht möglich.
    Ihre Augen hatten sie auf keinen Fall getäuscht. Der Dschungel hatte sich ausgebreitet, und er war dabei, immer näher zu kommen.
    Man konnte leicht ausrechnen, wann sich die Pflanzen an der Hauswand in die Höhe ringelten. Aber hatten sie das nicht schon getan?
    Sie erinnerte sich daran, daß ihr Mann kurz davon gesprochen hatte, da aber war sie ziemlich abwesend gewesen und hatte gar nicht richtig zugehört.
    Das war nicht normal!
    Für Vicenca stand es fest. So schnell konnte selbst der Regenwald nicht wachsen. Hier spielten Kräfte eine Rolle, die Menschen nicht mehr unter Kontrolle hatten. Alles hatte sich geändert. Nichts stimmte mehr. Gewisse Dinge waren in Fluß geraten, die Natur war wütend geworden, und die Menschen hatten den Bogen überspannt.
    An manchen Tagen sogar verdammt weit, denn dann waren die Müllkippen wie grausame Monstren, die ihren Atem ausspien. Sie drückten oft den schwefelgelben Nebel in die Nähe der Häuser, und die Menschen waren nahe daran zu ersticken. Viele liefen dann nur mehr mit Tüchern vor den Mündern nach draußen und bewegten sich durch einen Alptraum.
    Sie drehte sich um, schaute dabei zu Boden und runzelte die Brauen, weil ihr etwas aufgefallen war.
    Vicenca bückte sich. Wegen ihres Gewichts konnte sie den Körper nur langsam bewegen, aber sie kam nicht mehr dazu, die Hand auszustrecken, um zu sehen, was sich da am Boden abzeichnete.
    Etwas hatte sie gestört.
    Ein feines, zugleich aber unangenehmes Geräusch, mit dem sie zunächst nicht zurechtkam. Erst als sie es erneut hörte, fiel ihr auf, daß es nur ein Knirschen sein konnte, als wäre jemand dabei, einen Nagel im Mauerwerk zu drehen.
    Die Frau hielt den Atem an. Langsam, sehr langsam nur drehte sie sich um, weil sie in die Richtung schauen wollte, aus der sie das Geräusch gehört hatte.
    Es war die gegenüberliegende Wand, wo auch das Waschbecken befestigt war.
    Etwas rieselte in Kopfhöhe zu Boden. Kalk- oder Betonstaub. So genau wußte sie das nicht. Auch auf der Spüle blieb es liegen, und Vicenca faßte sich ein Herz. Sie trat zitternd näher, den Blick nicht von der Stelle gewandt, wo das Seltsame geschah. Dann machte sie eine zweite Entdeckung, die sie schon erschreckte. Unter dem Loch sah sie plötzlich die feinen Risse. Am Morgen waren sie noch nicht vorhanden gewesen.
    Vicenca hielt den Atem an.
    Schweiß rann ihren Nacken hinab. Es war klar, ein kühles Rinnsal, aber sie achtete nicht darauf, denn wieder wurden ihre Augen wie magnetisch von dem kleinen Loch angezogen, das sich inmitten der Wand zeigte.
    Es war gefüllt.
    Dort drückte sich etwas vor.
    Sie hielt den Atem an.
    Es sah dunkel aus, war aber nicht schwarz und hatte endlich den Lochrand hinter sich gelassen. In der nächsten Sekunde sprang die Spitze förmlich auseinander, wie etwas, das aufblühte, und das war auch in der Tat der Fall.
    Kleine, grüne Blätter – sternförmig verteilt präsentierten sie sich ihr, als wollten sie eine Botschaft vermitteln.
    Die Frau begriff die Welt nicht mehr. Sie rekapitulierte, daß sich die Wand geöffnet und sich etwas hervorgeschoben hatte.
    Eine Pflanze.
    Klein, aber dennoch kräftig, und in gewisser

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