092 - Die Todesbucht von Cala Mordio
Ferne
vernahm sie im selben Augenblick auch eine leise Stimme.
»Kathrin? He?
Wo steckst du denn ?«
Das war Klaus
Berger.
Das Mädchen
huschte auf Zehenspitzen durch die offene Balkontür. Auf dem Nachbarbalkon
stand der Begleiter und blickte sie verwirrt an.
»Was machst
du denn da drüben ?« entfuhr es Berger.
Kathrin legte
den Zeigefinger an die Lippen. »Pst.. . nicht so laut.. . du brauchst die Leute
doch nicht extra darauf aufmerksam zu machen. Hilf mir lieber .«
Die Dunkelhaarige
streckte ihre Linke über die Trennwand, und Klaus Berger war seiner Freundin
behilflich, über diese zu steigen.
»Du bist
verrückt !« stieß er hervor. »Das Zeug hier ist so
wackelig, daß es einem angst werden kann. Du kannst dir das Genick brechen .«
Dann stand
sie vor ihm.
»Und noch
verrückter ist es, in anderer Leute Zimmer einzudringen und herumzuschnüffeln«,
setzte er seine Vorwürfe fort, als sie in den Raum eilte.
»Tut mir
leid. Es ist einfach so über mich gekommen. Ich wollte wissen, was das für ein
komischer Bursche ist .«
»Und - weißt
du’s jetzt ?«
»Nein.«
Er schüttelte
den Kopf. »Und deshalb riskierst du nicht nur mit deiner Klettertour Kopf und
Kragen, sondern auch deinen guten Ruf. Stell dir vor, der Mann wäre
zurückgekommen, während du dich noch im Zimmer aufhieltest . . .«
»Ist er aber
nicht. Der Vogel ist ausgeflogen, und ich hatte genügend Zeit, mir alles
anzusehen. Haben Doris und Werner sich schon gemeldet?
»Ja. Als sie
klopften, bin ich gleich auf den Balkon gelaufen, um dich zu holen. Du kannst
dir meinen Schreck nicht vorstellen, als ich dich dort nicht sah .«
Sie lachte
leise und schlang ihre schlanken Arme um seinen Hals. »Daß du dir Sorgen um
mich machst, finde ich reizend. Du hast mich wohl schon unten liegen sehen, wie ?«
»Um ganz ehrlich
zu sein - ja .«
»Und wie fändest
du den Gedanken, schon Witwer zu sein, ehe wir verheiratet sind ?«
»Scheußlich .
. .« Er küßte sie, und Ärger und Groll, die sich in
ihm gesammelt hatten, waren wie weggeblasen.
Draußen wurde
an die Tür geklopft.
»Klaus?
Kathrin ?« rief Doris Fayer .
»Was ist denn los? Seid ihr eingeschlafen ?«
»Kommen
schon«, rief Kathrin, löste sich von Klaus’ Hals und lief zur Tür, um sie zu
öffnen.
»Das dauert
ja ewig !« Doris schüttelte den Kopf. »Wenn ihr lieber
im Bett bleiben wollt, dann braucht ihr das nur zu sagen . . . Seeluft regt die
Liebesfähigkeit an. . . Wir wollen euch nicht stören .«
»Unsinn«,
ließ Klaus sich schnell vernehmen. »Dafür haben wir in der Nacht noch Zeit.
Kathrin hatte ein kleines Abenteuer .«
Auf dem Weg
zum Aufzug berichtete er flüsternd, was sich zugetragen hatte.
Die Blicke
der Freunde richteten sich auf Kathrin.
Im Aufzug
waren sie allein, und das Mädchen nahm das Foto aus dem Ausschnitt, das sie
beim Verlassen des Nachbarzimmers an sich genommen hatte.
»Er hat ’ne
Schwäche für besondere Motive«, sagte sie leise. »In seiner Brieftasche befand
sich ein ganzer Stoß davon. Mindestens hundert Stück würde ich sagen .«
»Schmutzige
Bilder, wie?« Doris riß die Augen auf, sie stellte sich auf die Fußspitzen, um
einen besseren Blick auf das Foto zu erhaschen, das die Freundin hoch'- und
ihrem Gesicht zugewandt hielt. »Laß mich sehen . ..«
Kathrin hielt
ihr das Foto vor.
»He, was soll
denn das? Ein Saurier? «
Die anderen
konnten es nicht fassen und amüsierten sich alle über das seltsame Hobby jenes
»Schwarzen Mannes während sie sich auf den Weg in die Stadt machten.
Nur wenige
Schritte vom Hotel entfernt begann die Hauptstraße. Zu beiden Seiten reihte
sich Geschäft an Geschäft, Restaurant an Restaurant.
Bunte
Neonlichter zogen das Interesse auf sich und gestalteten die Hausfassade
unruhig, oft zu grell und sogar geschmacklos.
Viele
Menschen waren noch unterwegs, flanierten durch die Stadt und kehrten ein zu
einem Drink oder Eis, andere tätigten noch Einkäufe. Die Geschäfte waren noch
geöffnet und schlossen erst um einundzwanzig Uhr.
Kathrin,
Doris, Klaus und Werner schlenderten an einem Mode-Shop vorüber, an dem sich
die beiden Mädchen etwas länger aufhielten.
Neben diesem
Geschäft lag ein modern gestalteter Laden, in dem es von der Ansichtskarte über
die internationale Zeitschrift bis zum hochwertigen Geschenk praktisch alles
gab.
In dem langen
Gang vor der Verkaufstheke hielten sich viele Menschen auf.
Die Freunde
hatten nicht vor, etwas zu kaufen.
Aber als sie
an dem mittleren
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