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0921 - Die Trennung

0921 - Die Trennung

Titel: 0921 - Die Trennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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hatte ihr das überhaupt nichts ausgemacht. Im Gegenteil. So konnte sie in Ruhe ihre Sachen erledigen. Doch heute plagte sie ein ungutes Gefühl. Man musste nicht besonders intelligent sein, um sagen zu können, dass dieses auf den Schatz im Keller zurück zu führen war.
    Als Michel bei ihr gewesen war, war das Ganze halb so schlimm gewesen. Aber jetzt? Das Haus kam ihr plötzlich wie eine riesige Falle vor.
    Weil sie die Stille zunehmend als Belastung empfand und schließlich glaubte, von ihr erdrückt zu werden, schaltete sie das Radio an.
    Zuerst war sie erleichtert über den Klang menschlicher Stimmen und sie glaubte nicht mehr in jeder Ecke dunkle Schatten zu sehen, die über sie herfallen wollten. Doch der Effekt nutzte sich schnell ab.
    Maggie versuchte, mit ihrer Freundin zu telefonieren. Aber die war nicht da. So machte sie sich seufzend ans Kochen, denn Marc wollte warm essen, wenn er von der Schule nach Hause kam. Dummerweise benötigte sie dazu Konserven aus dem Keller.
    »Auch das noch«, murmelte sie vor sich hin. Am liebsten hätte sie gekniffen. Aber es half alles nichts. Obwohl sie sich einredete, dass das alles völlig irreale und abergläubische Ängste seien, bekam sie doch das große Nervenflattern, als sie die Stufen in den Keller hinab stieg.
    Dabei fiel ihr stechender Geruch auf, der ihr urplötzlich in die Nase stieg. Fing das Zeug plötzlich an zu stinken? Wie Moder und Friedhof?
    So ein Blödsinn. Das bilde ich mir doch bloß ein…
    Maggie musste über den Schatz hinwegsteigen, um an das Wandregal zu gelangen. Dabei fielen ihr die Räuberpistolen wieder ein, die Michel vergangene Nacht im Bett erzählt hatte und ihr wurde noch unheimlicher zumute. Schnell nahm sie die Büchsen an sich und ging wieder nach oben.
    Maggie stellte die Dosen auf der Küchenanrichte ab und öffnete sie. Sie hatte den seltsamen Geruch aus dem Keller noch immer in der Nase. Er wollte nicht nur nicht verschwinden, er wurde sogar intensiver. So stark, dass sie würgen musste.
    Aus dem Radio ertönte derweil Michael Jacksons »Thriller«, in dem es um Zombies ging.
    Hinter ihr ertönte ein schepperndes Geräusch. So klang es, wenn jemand gegen den Küchenschrank mit dem Geschirr darin stieß!
    Maggie fuhr herum. Es war ihr, als streiche ein eiskalter Finger ihr Rückgrat entlang. Sie begann unkontrolliert zu zittern, ihre Zähne klapperten.
    Maggie konnte nicht einmal mehr schreien. Mit einem Seufzer verdrehte sie die Augen und sank ohnmächtig zu Boden.
    Irgendwann erwachte sie fast übergangslos wieder. Ihr erster Blick fiel auf das grauenhafte Monstrum, das neben ihr kniete. Maggie wollte schreien, winseln, wegkriechen, aber der Zombie ließ es nicht zu. Bevor sie auch nur etwas von dem tun konnte, was ihre Instinkte vorgaben, legte sich eine Knochenhand auf ihren Mund und drückte ihren Kopf auf den Boden. Maggie spürte die lederartige, eiskalte Haut, die ein unbeschreibliches Gefühl auf ihrer eigenen verursachte, sah mit wild wandernden Augen durch eurogroße Löcher blanke Knochen schimmern und erstickte fast an dem Gestank, den das Wesen aus dem Totenreich verströmte. Instinktiv erfasste sie, dass der Zombie sie anscheinend nicht umbringen wollte. Und so blieb sie ruhig liegen, obwohl alles in ihr danach schrie, um sich zu schlagen, sich zu befreien und zu fliehen.
    »Schrei nicht, dann bleibst du am Leben«, sagte das Ungeheuer plötzlich mit angenehmer Stimme in einem altertümlichen Französisch. Sie wurde auf magischem Wege erzeugt, denn Stimmbänder hatte es längst nicht mehr.
    Maggie, noch immer von furchtbarer Angst erfüllt, wusste, dass es immer von Vorteil war, wenn man mit seinem Feind reden konnte.
    »Wer… sind Sie?«, stammelte sie und starrte in das rote Höllenglosen in den Augenhöhlen. »Und was wollen Sie in unserem Haus?«
    Der Wiedergänger erhob sich. Das rote Glosen verstärkte sich.
    »Dein Haus, Frau? Es war nie dein Haus. Hier stand immer schon meine Behausung. Und auch wenn sie jetzt noch größer und schöner geworden ist, so bleibt sie doch meine Behausung. Die Behausung von Jaques Carax, dem größten Magier und Alchimisten aller Zeiten. Jetzt weile ich wieder unter den Lebenden und so werde ich auch wieder in mein Haus einziehen.«
    Maggie erschrak. Sie begriff, was das unter Umständen für sie alle bedeuten konnte. Vorsichtig erhob sie sich und setzte sich auf die kleine Eckbank. Stehen konnte sie nicht, denn die Schwäche ließ sie in den Knien einknicken. Carax ließ

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