0921 - Die Trennung
denn total auf den Kopf gefallen, als du Merlins Stern diesem Satansbraten ausgehändigt hast? Es ist ja nicht so, dass ich dir nicht klarzumachen versucht hätte, dass du damit mich persönlich dem Teufel ans Messer lieferst. Aber nein, der ach so kluge Herr Professor hat ja seinen eigenen Kopf und weiß alles besser. Der Herr ist viel instinktsicherer als die kleine, blöde Nicole, die ja bloß den ach so edlen Asmodis nicht leiden mag und ihn völlig verkennt…
Nicole schluckte schwer. Wut und Hilflosigkeit bildeten einen mächtigen Klumpen gefährlichen Gemischs in ihr, das sich unbedingt entladen musste. Mit einem schrillen Schrei schleuderte sie die Tasse gegen die Anrichte. Das Porzellan zersprang in tausend Scherben. Erleichtert fühlte sie sich trotzdem nicht.
Dos werde ich dir nicht so schnell verzeihen, mein lieber Herr Professor.
Du hast mich verraten und verkauft, wenn auch in bester Absicht, natürlich. Aber so blauäugig kannst nicht mal du sein, zu glauben, dass Assi das Amulett in deinem Sinne repariert. Der legt uns alle rein und ich bin am Ende die Dümmste der Dummen. Wenn ich…
Es klingelte. Nicole schrak fürchterlich zusammen. So tief war sie in Gedanken gewesen, dass sie einen Moment brauchte, um wieder in die Wirklichkeit zurück zu finden. Ihr Herz pochte wie verrückt.
»Puh«, sagte sie, nahm den E-Blaster vom Küchentisch und legte ihn auf das Schränkchen neben der Tür. Auch wenn sie jetzt ihrer eigenen Wege ging, musste sie gewärtig sein, von Schwarzblütigen angegriffen zu werden. Vielleicht sogar gerade deshalb.
Nicole allein zu Haus. Vielleicht sehen sie ja jetzt die leichtere Beute in mir. Jetzt, da die schützende Hand des Herrn Professors fehlt…
Es klingelte erneut.
»Wer ist da?«, rief sie und schaute gleichzeitig durch den Spion.
Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus.
Das ist doch die Höhe.
Wieder stieg der Zorn in ihr hoch. Sie riss die Tür auf. So heftig, dass der Mann unwillkürlich zurückzuckte, als sie den Türrahmen ausfüllte. »Hallo Pierre«, sagte sie mit dem Charme einer leberkranken Vogelspinne, »jetzt bemüht der Herr Professor also schon die Polizei, um mich zu finden. Kann es sein, dass das eine Verschwendung von Steuergeldern ist? Ich meine, diese kleine Erledigung von Privataufträgen?«
Chefinspektor Pierre Robin schüttelte ungläubig den Kopf. »Nicole? Du bist es also tatsächlich. Ich fasse es nicht. Eigentlich dachte ich eher an eine Namensgleichheit, aber… aber …« Er kratzte sich an seinem buschigen Schnauzbart. »Mir fehlen die Worte, meine Liebe. Darf ich fragen, was du hier machst?«
Nicole kam wieder etwas herunter. »Du kommst nicht von Zamorra? Er hat dich nicht beauftragt?«
Der Chefinspektor sah sie forschend an. »Nein. Ich schwör’s dir, ich habe den alten Zausel seit Wochen nicht mehr gesehen. Bei euch stimmt’s nicht mehr, richtig? Bist du ausgezogen? Oder hast du vielleicht ‘nen Liebhaber, mit dem du heimlich in diesem Nest hier kuschelst?«
Nicole musste wider Willen lächeln. »Es ist also tatsächlich nur Zufall? Schwörst du mir das, Pierre?«
»Ich schwöre beim Schnauzbart meiner Tante Mathilde, mit dem sie vier Bartweltmeisterschaften am Stück gewonnen hat. Darf ich vielleicht auf eine Tasse Kaffee reinkommen? Ich nehme dich auch ganz sicher nicht ins Kreuzverhör. Du musst nur das sagen, was du willst. Großes Polizistenehrenwort.«
Nicoles Laune stieg weiter an. Diese Sprüche hatten ihr gefehlt. Sie bat Robin herein.
»Tolle Wohnung hast du, Respekt.« Er nickte anerkennend. »Seit wann wohnst du hier?«
»Knapp eine Woche. Warte, ich mache dir einen Kaffee, Pierre. Setz dich doch ins Wohnzimmer.«
»Schon gut, ich bin den ganzen Morgen gesessen. Ich schau dir etwas über die Schulter, wenn’s recht ist.«
Pierre Robin folgte ihr in die Küche. »Ah, kaputte Tasse. Nicht gefallen, sondern geworfen, der Scherbenverteilung nach. Wer war denn das Ziel? Der imaginäre Zamorra?«
Nicole nickte.
»Willst du’s mir erzählen? Ich meine, was passiert ist.«
Nicole schaute ihn nicht an. »Tut mir leid, Pierre, ich kann im Moment noch nicht drüber sprechen. Irgendwann. Wir verstehen uns im Moment einfach nicht mehr.«
»So schlimm?«
»Ja. So schlimm.« Sie hantierte an der Kaffeemaschine herum.
Er stemmte seine Fäuste auf die Fensterbank und sah zum Fenster hinaus. »Ist es aus?«
»Aus? Nein… ich … ich hoffe nicht. Nicht für immer. Ich brauche nur Zeit. Ich muss wieder zu mir
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