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0923 - Die Henkerin

0923 - Die Henkerin

Titel: 0923 - Die Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war, wußte ich nicht, aber mir war klar, daß ich sie jetzt nicht einholen konnte.
    So stand ich da, schaute nach unten und sah, daß aus einem der Wagen ein alter Bekannter und Freund stieg. Ein Mann, der trotz der Hitze seinen grauen Filz nicht abgenommen hatte und auch eine Jacke über dem weißen Oberhemd trug, bei dem nicht alle Knöpfe geschlossen waren. Ich wunderte mich schon darüber, daß Chief Inspektor Tanner den Einsatz leitete, denn das hier war nicht sein Revier. Er würde es mir erklären. Wir trafen wenig später im Flur zusammen. Als Tanner mich sah, blieb er stehen. »Stimmt es, was ich gehört habe?«
    »Leider ja.«
    »Und?«
    »Später.«
    Er deutete auf mich. »Aber du bist nicht durch einen Zufall in den Fall hineingerutscht - oder?«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Dann ist es gut.«
    Ich wußte, daß ich störte und überließ Tanners Leuten das Feld. Godwin de Salier und Muriel Summer verließen das Zimmer, wobei gerade die Frau später noch einmal verhört werden würde.
    Ich lehnte an der Wand, starrte ins Leere und ärgerte mich noch immer, daß Carlotta verschwunden war. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, sie zu verfolgen. In dieser Umgebung gab es zahlreiche Verstecke, und auch in der Nähe des Wassers hätte sie sich immer verbergen können, obwohl sie in ihrem Outfit sicherlich aufgefallen wäre, aber davon wollte ich mal absehen.
    Sie hatte getötet. Sie war die Henkerin, und sie hatte die Menschen regelrecht hingerichtet.
    Furchtbar…
    Warum?
    Ich zermarterte mir das Hirn, kam auf keine Lösung und würde sie erst bekommen, wenn ich die Henkerin gestellt hatte. Godwin de Salier war sehr schweigsam, als ich ihm von meiner Begegnung mit der Frau berichtet hatte.
    Es war ihm klar, daß ich von ihm eine Antwort erwartete. Er wischte Schweißtropfen aus seinen Augenbrauen und starrte zu Boden. »Auch damals ist sie über die Brüstung des Balkons gefallen und hat weitergelebt. Bis heute sogar. Ich kann es nicht begreifen, und ich werde es auch nie begreifen.«
    »Weißt du wirklich nicht mehr über sie? Ist dir nichts eingefallen, wenn du zurückdenkst?«
    »Nein, John, nein. Ihr Mann hat mehr gewußt, aber den kannst du nicht mehr fragen. Sie hat ihn eiskalt getötet. Ich habe das Bild bis heute nicht vergessen. Es war ähnlich wie das der Toten hier in diesen Büros. Grauenhaft.«
    »Aber sie muß doch einen Hintergrund gehabt haben.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es gab zu allen Zeiten Menschen, die versucht haben, mit dem Bösen zu paktieren. Die sich von der Kraft der Hölle angezogen fühlten, die sich freuten, wenn sie einen Kontakt mit dem Bösen bekamen und dafür vieles hergaben.«
    »Das ist schon wahr«, sagte er.
    »War es auch bei Carlotta so?«
    Der Bretone hob die Schultern. »Ich habe nicht viel mit ihr zu tun gehabt. Ihr Mann war mein Freund.«
    »Der doch sicherlich über seine Frau mit dir, dem Freund, gesprochen hat.«
    »Das schon.«
    »Wunderbar. Und wie schätzte er sie ein?«
    »Er hat sie zunächst geliebt. Wirklich geliebt. Aber dann mußte er erkennen, welche eine Person er geheiratet hat. Sie war schrecklich. Sie hatte einen wahnsinnigen Trieb. Sie wollte es immer wieder treiben, und sie hat es getrieben.«
    »Mit anderen Männern also?«
    »Ja, auch bei mir hat sie es versucht, aber ich habe sie weggeschickt.«
    »Sie war beleidigt.«
    »Sicher.«
    »Sie hätte dich dafür getötet.«
    »Auch das«, gab er zu.
    Ich überlegte einen Moment. Zwischen uns blieb es still. Wir hörten nur die Stimmen der Kollegen vor allem das Organ des Chief Inspektors. Er übertönte alle.
    »Es muß ein Geheimnis geben, das sich um Carlottas Person dreht«, sagte ich. »Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Daß es Nymphomaninnen gibt; darüber haben wir schon gesprochen, aber ich frage dich, Godwin, warum hat sie die Männer getötet?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob sie alle getötet hat, mit denen sie zusammen gewesen ist.«
    »Kennst du sie etwas näher?«
    »Nein.«
    »Hat sie über den Teufel gesprochen oder die Mächte der Finsternis erwähnt? Dämonen und böse Geister. Hexentänze, das Buhlen mit dem Satan…«
    »Nein, davon hat sie nie etwas gesagt.«
    »Auch ihrem Mann nicht?«
    Godwin hob die Schultern.
    »Kannst du dich nicht erinnern?« Ich ließ nicht locker.
    »Nicht sehr gut, John, aber gewundert hat sich Alfonso schon, wie er mir einmal sagte.«
    »Über was denn?«
    »Sie haben ja geheiratet. Und sie sind auch in die Kirche

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