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0923 - Die Henkerin

0923 - Die Henkerin

Titel: 0923 - Die Henkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und er akzeptierte.
    »Ja, das ist etwas anderes. Eines aber macht mich stutzig.«
    »Was denn?«
    »Dir scheint die Wärme in den Kopf gestiegen zu sein, großer Geisterjäger.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Er tippte zweimal gegen meine Brust. »Okay, ich bin ein wenig älter als du. Dieser Mann hat doch sicherlich ein bestimmtes Interesse daran, die Henkerin zu sehen - oder?«
    »Das weiß ich nicht so genau. Die schrecklichen Morde haben ihn geschockt. Sie waren für ihn so sinnlos und sind es für mich immer noch, aber es muß einfach mehr dahinterstecken.«
    »Lassen wir das mal zur Seite, John. Ängstlich sah er mir nicht aus, und ich habe vom London Dungeon erzählt. Könnte es nicht sein, daß er die Chance nutzen wird?«
    Ich runzelte die Stirn. »Du meinst, daß er allein hinfährt?«
    »Ja.«
    Ich holte tief Luft. Eine innere Stimme sagte mir, daß ich ein Idiot gewesen war. Godwin war engagiert. Er haßte diese Person, und der Haß hatte sich über Jahrhunderte hinweg gehalten. Er hatte gesehen, zu was sie fähig war, und ich konnte mir vorstellen, daß er sie unbedingt wiedersehen wollte.
    »Du denkst nach?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Hoffentlich hast du nicht recht, Tanner.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher an deiner Stelle.«
    Verdammt auch! In derartigen Situationen merkt man immer, daß man auch nur ein Mensch ist und nicht an alles denken kann. Obwohl das hier eigentlich auf der Hand gelegen hätte. Hinzu aber kam die verfluchte Hitze, die schlapp oder sogar krank machte.
    »Wie stehst du dazu, John?«
    »Ich gebe dir zu neunzig Prozent recht.«
    »Warum nicht ganz?«
    »Weil ich erst noch mit Abbé Bloch telefonieren muß. Mit dem Mann, zu dem Godwin wollte. Wenn ich noch eine Viertelstunde warte, werde ich Bescheid wissen.«
    »So lange sind wir auch noch hier.«
    »Okay, dann fahre ich nach unten.«
    »Ja, wir sehen uns. Ich muß hier noch für den Abtransport der Toten sorgen.«
    Ich stieg in den Lift und ließ mich in die Halle fahren. Dort war es zwar noch immer angenehm kühl, aber längst nicht mehr so leer, denn es hatte sich auch bei den Mitarbeitern der anderen Firmen herumgesprochen, daß hier etwas Schreckliches passiert war.
    Die Leute hielten sich nicht mehr in ihren Büros auf. Sie wußten im Prinzip nichts. Die beiden Bobbies an der Tür schwiegen, und der Portier sah sich plötzlich im Mittelpunkt. Er wurde mit zahlreichen Fragen überschüttet, aber eine Antwort konnte er nicht geben.
    Ich nahm in einem Sessel Platz und wartete die Zeit ab, die ich mir selbst gegeben hatte.
    Es ging um eine Henkerin.
    Nicht nur das.
    Ich mußte gegen eine lebende Wachsfigur kämpfen, die im London Dungeon stand.
    Wie war sie dort hineingelangt? Was hatte sie denn mit der englischen Geschichte zu tun gehabt?
    War sie schon früher als Mörderin und Henkerin aufgetreten? Hatte man ihr deshalb dieses Denkmal des Schreckens errichtet? Es konnte sein, aber da hätte ich mich wohl beim Betreiber des Dungeons erkundigen müssen, und dazu blieb mir die Zeit nicht.
    Ich mußte hin.
    Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Nach zehn Minuten trug man die schlichten Särge mit den Toten durch die Halle. Die Stimmen verstummten. Die Menschen erstarrten in Ehrfurcht.
    Auch Tanner hatte sich der Gruppe angeschlossen. Als ich ihn sah, stand ich auf.
    Er kam zu mir. »Hast du schon telefoniert?«
    »Nein, ich bin ohne Wagen da. Ich werde es von deinem Fahrzeug versuchen.«
    »Okay, dann komm.«
    Draußen erwischte uns der Hammer. Die schwüle Luft umgab uns wie ein Gefängnis. Man konnte kaum richtig Luft holen. Zusammen mit Tanner verfluchte ich das Wetter, was aber auch nichts änderte. Wir mußten hindurch und ausgerechnet noch in Tanners Wagen, dessen Inneres einer Sauna glich. Meine Hände waren so feucht, daß mir der Hörer beinahe herausgerutscht wäre. Von einem Zettel las ich die Nummer des Hotels ab.
    Eine freundliche Stimme meldete sich und verband mich rasch weiter.
    Der Abbé war auf seinem Zimmer, und die Stimme klang erleichtert, als er mich hörte. »Endlich, John, ich dachte schon, es wäre etwas passiert.«
    »Keine Sorge«, log ich. »Ich wollte eigentlich mit deinem Schützling sprechen.«
    »Wieso das?«
    »Ist er nicht bei dir?«
    »Nein.«
    Mein Magen zog sich zusammen. Ich spürte auch den kalten Schauer, hielt für einen Moment die Luft an und hörte den Abbé reden. »Ihr habt doch zusammenbleiben wollen - oder nicht?«
    »Das schon. Aber Godwin wollte zu dir ins Hotel. Die Hitze in der

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