0923 - Ice Road Shockers
Archiven?«
»Brauche ich nicht«, antwortete Stygia schärfer, als sie beabsichtigt hatte. Was erdreistete er sich, ihr Wünsche zu unterstellen? »Ich bin wegen dir hier, nicht wegen deines Amtes. Du bist es, von dem ich etwas will.«
Korellys wirkte, als würde er im Stehen einfrieren. Von einem Moment auf den anderen hielt er die Luft an, regte er keinen Muskel mehr. Stocksteif vor Überraschung stand er vor ihr, die Augen weit geöffnet und den Mund zu einem stummen O geformt. Dann schluckte er hörbar - ein leises »Gulp«, kam aus seiner Kehle.
Er blinzelte. »Durchlauchtigste Gnadenlose«, murmelte er, und seine quäkende Stimme hatte einen sonoren, brummenden Unterton angenommen. »Erlaubt mir zu sagen, wie sehr mich diese Aussage überrascht. Positiv überrascht, wohlgemerkt. Zwar war ich stets der festen Überzeugung, dass meine Zeit in dieser… Einrichtung nur von Dauer sei und mir meine wahre Hochzeit als produktives und geachtetes Mitglied der höllischen Gemeinschaft noch bevorsteht, aber selbst in meinen kühnsten Träumen hätte ich es mir nicht erhoffen mögen, dass Ihr es wäret, die mich aus dieser eintönigen Existenz befreit. Wenn Ihr die Frage gestattet, oh betörende Stygia: Welche meiner wahrhaft vielen vortrefflichen Eigenschaften hat Euch für mich gewonnen? War es mein Stolz? Meine höllisch-drahtige Gestalt? Der gefällige Schwefelgeruch, der aus meinen verstrahlten Poren strömt und meinen Atem zu einem Duft macht, bei dem Frauenherzen aus der höheren Politik dann wohl ganz offensichtlich dahinschmelzen? Oder lag es etwa doch an den obszönen Liebesbriefen, die ich Euch seit Jahren schreibe. Man sagte mir, Euer Türsteher zerrisse sie stets, daher überrascht es mich, wenn Ihr sie dennoch…«
»Wahrhaft vortreffliche…?« Stygia schüttelte den Kopf. » Was? Geht's noch??«
Unfassbar! Glaubte dieser dahergelaufene Wicht etwa tatsächlich, sie habe an ihm als Partner Interesse? Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr schon wieder übel, dabei war der Vormittag - und damit die dafür übliche Zeit - lange vorbei.
Stygia streckte den Arm aus, schloss die Hand um die Kehle des Dämonenwesens und riss es in die Höhe. Erschrocken japste Korellys auf, als seine Füße die Bodenhaftung verloren und er im gnadenlosen Griff der Ministerpräsidentin hing. Sein Mund öffnete und schloss sich, doch Stygia drückte fest genug zu, um sicherzustellen, dass kein weiterer Laut mehr aus seinem verstörenden Maul kam und ihre Ohren beleidigte.
»So«, zischte sie, »und jetzt hörst du mir mal zu, du Wicht. Ich weiß ja nicht, welcher Traumwelt du angehörst, aber in der Realität ist das, was du dir da zurechtgelegt hast, so weit von den Tatsachen entfernt, wie du momentan von der Aussicht auf einen friedlichen Tod im hohen Alter. Verstanden? Ich bin gekommen, um mir eine Auskunft von dir zu holen - weiter nichts. Und wenn ich dich jetzt wieder runterlasse, wird diese Auskunft das Einzige sein, das dir in meiner Gegenwart noch über die missgestalteten Lippen kommt. Ist das klar?«
»Kkk .... lrrr«, krächzte Korellys. Seine ledrige Haut hatte mittlerweile eine hellgrüne Färbung angenommen, und die Lider vor seinen tief schwarzen Augen flatterten wie wild auf und zu. Er hyperventilierte, sofern man dazu ohne Sauerstoff noch in der Lage sein konnte.
Stygia öffnete die Hand - und der Dämon plumpste unsanft zu Boden. »Ups«, sagte sie trocken.
Keuchend und röchelnd kam Korellys wieder auf die Beine. »Pass auf«, fuhr sie ihn umgehend an. »Ich bin auf der Suche nach Rachban. Er hat vermutlich eine Information, die ich benötige. Doch ich kann ihn nicht finden. Weißt du, wo er steckt?«
Korellys blinzelte, schwankte. Es schien, als seien seine Knie mit einem Mal durch Imitate aus Pudding ersetzt worden. Seine einstige Selbstsicherheit war - zumindest für den Moment - wie weggeblasen und hatte seine überhebliche Art dankenswerterweise gleich mitgenommen. »Nein, Euer Abscheulichkeit. Ich…« Dann hielt er inne, strich sich nachdenklich mit den Klauen über das labbrige Kinn. »Andererseits… Fragt doch mal bei Asmodis nach. Als ich Rachban zuletzt sah, war er gerade auf den Weg zu ihm.«
Bitte? Stygias Gedanken rasten. Was in aller Teufel Namen sollte jemand so Unbedeutendes wie der Irrwisch Rachban bei Merlins Bruder zu suchen haben? Das roch nach Verschwörung…
Kapitel 7 - Manusco: After Dark
Noch nicht, es war zu früh.
Manche Dinge gewannen dadurch, dass man sich mit ihnen
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