0923 - Panik im Hyperraum
einer verwirrenden Bahn durch die Kommandozentrale der GORSELL.
„He, Schneeflocke!" rief Visbone, der sich als erster von dem Anblick losreißen konnte. „Deine Bewegungsstudien sind reif fürs kosmische Ballett, aber kannst du mich auch hören?"
„Natürlich habe ich ein Gehör und ich kann das gesprochene Wort sogar verstehen", kam es singend von irgendwo aus dem Kristallgebilde. „Was willst du mir mitteilen?"
„Wir haben ein Problem", sagte Arzachena schnell, um seinem Vetter zuvorzukommen. „Wir möchten, daß du es dir anhörst und dir eine Lösung überlegst."
Schneeflocke hielt inne, und seinen Kristallkörper durchzuckte eine Farbkaskade von Rottönen.
„Probleme widern mich an", sang der MV-Roboter dann und ließ seinen Körper unter einer neuerlichen Farborgie erschauern. „Ich bin nicht dazu geschaffen worden, meine Prozessoren mit derlei Dingen zu belasten. Ich habe schön zu sein."
„Und mehr nicht?" fragte Arzachena.
„Findest du mich denn nicht schön?" erkundigte sich Schneeflocke und ließ ein beeindruckendes Lichterspiel sehen, das er akustisch mit sphärischen Klängen untermalte.
„Das schon", gab Arzachena zu. „Aber wenn du uns nicht helfen kannst, dann wirst du in Schönheit sterben."
„Was kann ich mir denn mehr wünschen?" sang der Kristallrobot.
„Willst du denn nicht noch mehr Menschen und auch andere Lebewesen mit deinem Anblick beglücken?"
fragte Arzachena lauernd.
„Das wäre die Erfüllung", gab Schneeflocke zu. „Aber warum sollte mir das nicht vergönnt sein? Ich bin nicht nur schön, sondern besitze auch eine lange Lebenserwartung. Wenn ich genügend Energie bekomme, dann bin ich praktisch unsterblich. Die personifizierte unsterbliche Schönheit!"
„Das ist gerade unser Problem", sagte Arzachena. „Wir sind praktisch ohne Energie und wissen nicht, woher wir welche beschaffen können. Deshalb wenden wir uns an dich um Rat. Willst du unter diesen Umständen nicht doch versuchen, dir zu überlegen, wie wir unser Energieproblem lösen könnten?"
„Ich werde innere Einkehr halten und nachdenken", versprach Schneeflocke. Gleich darauf verblaßten die Leuchtfeuer in ihm, und sein Körper erstrahlte in einem inneren grünlichen Schein.
„Er scheint zu meditieren", sagte Alban Visbone und strich sich über die Glatze.
„Ich bin gespannt, was dabei herauskommt", sagte Arzachena.
„Soll ich mich als Prophet versuchen?" erkundigte sich Hotrenor-Taak spöttisch, der die Bemühungen seines Freundes um den Kristallroboter von seinem Platz am Kommandopult aus beobachtet hatte. „Ich könnte mir vorstellen, daß Schneeflocke lediglich zu der Erkenntnis kommt, daß seine Schönheit alles überstrahlt, selbst den Tod."
„Es war ja auch nur ein Versuch", verteidigte sich Arzachena. „Und er war nicht viel weniger wert als deine Anstrengungen, eine Energiequelle zu finden, die..."
Das Schrillen der Alarmanlage unterbrach ihn. Arzachan verstummte verblüfft und starrte mit offenem Mund Hotrenor-Taak an. Der Lare war viel zu überrascht, um sofort zu reagieren. Er konnte nicht verstehen, wieso auf einmal die Alarmsirene anschlug, obwohl gerade noch zu wenig Energie vorhanden war, um sie in Gang zu setzen. Genaugenommen konnte das nur bedeuten...
Hotrenor-Taak drehte sich mitsamt dem Kontursessel herum und starrte fassungslos auf das Instrumentenpult. Dort waren auf einmal sämtliche Anzeigen in Bewegung geraten. Auf allen Instrumenten schnellten die Werte hoch, Funktionslichter flackerten auf und erglühten in einem beständigen Leuchten.
Instrumente, die bis jetzt wegen mangelnder Energiezufuhr tot gewesen waren, funktionierten auf einmal wieder.
Aber was am erfreulichsten war: Der Pegel der Energieanzeige kletterte die Skala hinauf und entfernte sich immer mehr aus der Gefahrenzone des Nullpunkts.
Hotrenor-Taak schaltete die Alarmanlage aus und rief in die folgende Stille: „Wir haben jede Menge Energie!"
„Er spinnt", stellte Visbone fest. „Er hat den Verstand verloren."
„Nein!" rief Hotrenor-Taak. „Ihr könnt euch selbst davon überzeugen, daß sich die Aggregate aufladen. Ich kann es mir nicht erklären, aber es ist Tatsache. Auf uns strömt so viel Energie ein, daß die Aggregate mit dem Aufladen nicht nachkommen."
Arzachena und Visbone begaben sich zu ihm und starrten mit staunenden Augen auf das Instrumentenpult.
„Tatsächlich", sagte Arzachena ergriffen. „Entweder wir leiden alle drei an Halluzinationen, oder du bist wirklich
Weitere Kostenlose Bücher