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0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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selbst bei diesem Sommerwetter nicht in seine Laube zurückkehrte.
    Carol schaute durch das Fenster.
    Vor ihr lag ein Garten. Nicht unbedingt gepflegt. Hohes Unkraut und auch Sträucher nahmen ihr die Sicht. Beides wurde überragt von irgendwelchen Obstbäumen, und den Garten des Nachbarn sah sie nicht. Sie hatte sowieso nur wenige Menschen in der Nähe gesehen. Die meisten anderen Gärten lagen abseits des ihren. Dieser hier stand ziemlich verloren im Gelände. Zu essen und zu trinken hatte sie auch genug. Der Begleiter hatte eben für alles gesorgt.
    Nur das Totenbuch fehlte!
    Zuerst hatte sich Carol darauf gefreut. Jetzt aber, wo doch viel Zeit verlorengegangen war, wollte sie es nicht mehr sehen. Sie war bei ihrem Entschluß geblieben, und sie würde den Suizid durchführen, das stand fest. Dazu brauchte sie nicht mal das Totenbuch, sie brauchte auch keine Richtlinien, nicht mal eine Brücke.
    Es gab andere Methoden, um sich vom Leben in den Tod zu befördern. Und diese Möglichkeiten waren auch hier vorhanden. Da brauchte sie nur an den kleinen Waschraum zu denken, in dem sich auch ein gewisses Gartenwerkzeug befand. Mit einem Spaten, einer Schaufel oder einer Hacke konnte sie sich schon töten.
    Eine Möglichkeit, doch eine ungewöhnliche.
    An diesem Tag dachte sie intensiver daran. Sie wollte es einfach probieren. Es ging nicht an, daß sie nur auf dem alten Bett lag und über bestimmte Dinge nachsann. Der Vorsatz mußte in die Tat umgesetzt werden. Nach einem letzten Blick in den Garten drehte sich Carol auf der Stelle um und ging dorthin, wo sich die kleine Kammer befand, deren Tür nicht abgeschlossen war.
    Sie öffnete die schmale Tür.
    Toilette und Waschbecken interessierten sie nicht. Für einen Moment rümpfte sie die Nase, denn aus dem Toilettenkübel stieg ein widerlicher Fäkaliengeruch. Auch ein Zeichen dafür, daß sich der Luftdruck änderte und ein Tiefdruckgebiet im Anmarsch war.
    Das Werkzeug lehnte an der Wand.
    Zwei Spaten, eine Schaufel. Am Metall klebten noch Schmutzreste, dicker, braungelber Lehm.
    Die Werkzeuge interessierten sie nicht. Sie suchte nach anderen Dingen und bückte sich.
    Vielleicht eine kleine handliche Hacke, die wäre ideal gewesen!
    Carol bückte sich, nachdem sie einige Kleidungsstücke zur Seite geräumt hatte. Sie suchte den Boden ab und entdeckte erst jetzt den dunklen Kunststoffeimer. Er war bisher durch den langen, grauen Kittel verdeckt gewesen. Ihre Augen leuchteten auf, als sie den Inhalt erkannte. Es war genau der, nach dem sie gesucht hatte.
    Sie blieb knien. Dabei saugte sie die Luft durch die Nase ein. In die Augen trat ein Schimmer der Freude. Das Schicksal stand wieder auf ihrer Seite. Genau in diesem Augenblick spürte es Carol Holmes überdeutlich. Sie brauchte das Totenbuch nicht, sie brauchte auch den Begleiter nicht, alles was sie benötigte, würde sie in diesem Eimer finden. Sie zog ihn zu sich heran, ins Licht.
    Er kratzte über den schmutzigen Boden.
    Carol fand eine Schere, eine Kantenschere für das Gras.
    Auch nicht schlecht…
    Sie legte sie neben sich und suchte weiter. Das Messer war vorhanden. Das Stechmesser für den Boden, das Ähnlichkeit mit einem Löffel aufwies.
    Sehr gut…
    Die anderen Dinge interessierten sie nicht. Ein verrosteter Wasserhahn, zwei dicke Schrauben und eine kleine Handharke mit krummen Fingern aus Metall.
    Wichtig waren die Schere und das Stechmesser.
    Carol Holmes schob den Eimer wieder zurück an die alte Stelle, griff nach beiden Gegenständen und stand auf. Zu heftig, das Blut stieg ihr in den Kopf, ihr wurde schwindelig, sie mußte sich an der Wand abstützen.
    Außerdem war die Luft grauenvoll. Carol wäre gern nach draußen gegangen, das hätte sie auch gekonnt, denn die Tür war nicht abgeschlossen, aber der Begleiter hatte es ihr in ihrem eigenen Interesse verboten, wobei er auf Einzelheiten nicht eingegangen war, und so ließ sie es lieber bleiben.
    Carol ging wieder zurück in das größere Zimmer der Laube und setzte sich auf die Bettkante, denn der alte Stuhl war ihr einfach zu hart und unbequem.
    Das »Werkzeug«. hatte sie neben sich gelegt.
    Sie lächelte, als sie zuerst nach der Schere griff. Sie war zwar nicht mehr die neueste, und verrostet war sie auch, aber sie würde ihren Zweck erfüllen, wenn es darauf ankam. Davon ging sie aus.
    Die Schere ließ sich schwer auf klappen. Wenn Carol es dann damit tat - sollte sie sich die Waffe in den Magen rammen - oder in den Hals?
    Sie wußte es noch nicht

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