Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0924 - Der Herr der Nebelberge

0924 - Der Herr der Nebelberge

Titel: 0924 - Der Herr der Nebelberge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
abgesetzt. Nun musste Krychnak warten. Wieder einmal.
    Er wandte sich um und blickte über die Weite bis zum Horizont. Auch wenn er über keine Augen verfügte, konnte er auf magische Weise sehen. Was für eine große Welt war Isilria vor 2000 Jahren noch gewesen! Die dämonenverseuchten Nebel hatten nur in den Tälern gelegen. Die Menschen hatten genügend Platz gefunden, wo sie vor dem Schattengezücht sicher waren. Doch inzwischen? Nur wenige Gipfel ragten aus dem Nebel hervor und in einigen Hundert Jahren waren die sicherlich auch verschwunden.
    Aber was kümmerte es ihn? Sollte Isilria doch versinken. Es hatte seinen Zweck erfüllt.
    Die Minuten vergingen, ohne dass Aktanur erschien. War er doch tot? Das konnte Krychnak nicht glauben.
    Noch einmal stieß er seinen magischen Ruf aus.
    Und diesmal kam Aktanur!
    ***
    Die kühle Luft schlug Anka ins Gesicht, als sie vors Château trat. Sie spürte es nicht. Stattdessen kreiste ein Name durch ihren Kopf.
    Krychnak!
    Sie hatte Zamorra und Rhett angelogen. Auch wenn sie das Gegenteil behauptet hatte, sagte ihr der Name sehr wohl etwas. Und sie verband keine guten Erinnerungen mit ihm.
    Aber es war unmöglich! Er konnte nicht zurückgekehrt sein. Er war so lange fort gewesen. So lange!
    Natürlich hatte Rhett ihr in den letzten Wochen von einem Dämon erzählt, der den Erbfolger vor Jahrtausenden gepeinigt hatte und der nach langer Abwesenheit plötzlich wieder aufgetaucht war. Einen Namen hatte er dabei aber nicht genannt, nur von einer gespaltenen Unterlippe hatte er berichtet. Als sie mit Krychnak zu tun gehabt hatte, waren dessen Lippen noch intakt gewesen, und so wäre sie niemals auf den Gedanken gekommen, dass es sich bei der Kreatur aus Rhetts Erzählung um die gleiche handelte, die Anka einst…
    Das Mädchen mit dem Gesicht einer Siebzehnjährigen schüttelte sich und schob die Erinnerung weg. Sie wollte nicht daran denken.
    Doch das ging nicht! Krychnak war zurück und sie musste sich der Situation stellen.
    Was war mit dem Ruf, den sie im Château gehört hatte? Ganz schwach nur und vermutlich von der M-Abwehr gedämpft. Stammte er von Krychnak? Hatte er ihr gegolten? Warum hatte er sie dann damals nicht gerufen, als sie auf der Flucht vor ihm gewesen war? Wäre es nicht auch ein zu großer Zufall gewesen, ausgerechnet in dem Moment seinen Ruf zu empfangen, in dem sie von seiner Rückkehr erfahren hatte?
    Andererseits: Gab es so etwas wie Zufall in einer Welt voller Magie überhaupt?
    Anka ging einige Schritte über den Hof. Dabei starrte sie zur Zugbrücke, die wie immer heruntergelassen war. Auf der anderen Seite, jenseits der M-Abwehr, lag die Antwort. Dort wäre der Ruf nicht gedämpft. Dort könnte sie sagen, ob er wirklich von Krychnak stammte.
    Allerdings wäre auch sie selbst nicht gedämpft. Ihre Fähigkeiten. Und ihr… ihr Drang, wegen dem sie sich überhaupt nur in den Schutz des magischen Abwehrschirms begeben hatte, zuerst unbemerkt auf Llewellyn-Castle und dann im Château Montagne. Der Drang, wegen dem sie eine sehr, sehr lange Zeit versucht hatte, sich von Menschen im Allgemeinen und dem Erbfolger im Besonderen fernzuhalten.
    Nicht sehr erfolgreich, wie sie sich eingestehen musste. Nun lebte sie inmitten von Menschen ganz in der Nähe des Erbfolgers - und war auf dem besten Weg, sich in ihn zu verlieben! Zumindest der Teil von ihr, der ihn nicht abgrundtief hasste. Der Teil, der innerhalb der M-Abwehr die Überhand hatte.
    Sie wusste, dass auch Rhett Gefühle für sie hegte. Ach was! Er war bis über beide Ohren verknallt.
    Wie gerne würde sie ihn abblitzen lassen. Es gab nichts, was sie unnötiger brauchte als eine Beziehung mit dem Erbfolger . Alles wäre so viel unkomplizierter, wenn sie ihm einen Korb gäbe. Aber das konnte sie nicht tun! Dann müsste sie womöglich das Schloss und dessen Schutz verlassen. Außerdem… außerdem ging es einfach nicht! Sie hatte Rhett gerne um sich. Selten in den letzten Jahrhunderten hatte sie sich so wohl gefühlt wie in seiner Nähe. Gut, vor vielleicht fünfzig Jahren hatte sie eine kurze Liebschaft gehabt, aus der sogar zwei Kinder hervorgegangen waren, doch das hier war etwas völlig anderes. Rhett gegenüber spürte sie eine Verbundenheit, die ihr völlig neu war und über die ein Teil von ihr auch nur verächtlich den Kopf schütteln konnte.
    Wie gerne würde sie seinem Werben endgültig nachgeben. Doch das ging genauso wenig, denn dann hätte sie ihm die Wahrheit über sich erzählen müssen.

Weitere Kostenlose Bücher