0924 - Der Herr der Nebelberge
fuhr herum und jagte drei Energiestrahlen in das rotierende Rhönrad.
Funken sprühten auf, ein Knistern durchzog die Luft. Das wirbelnde Energieband zerfaserte und löste sich auf. Der Lebensspender sackte seiner Aufgabe beraubt in sich zusammen und verpuffte beim Aufprall auf den Boden zu Staub.
Zamorras Kiefer mahlten unter den Wangen. Wenigstens ihn hatte er retten wollen! Doch er war gescheitert.
Aktanur kreischte wie ein hysterisches Kind. »Was hast du getan? Die Verdunklung erlischt!«
Der Professor konnte es nicht sehen, doch irgendwie wusste er, was außerhalb der Festung geschah. In atemberaubender Geschwindigkeit lösten sich die dichten Wolken auf und ließen die Strahlen der Sonne passieren. Zum ersten Mal seit unendlich langer Zeit. Ein kollektiver Aufschrei, ungleich lauter als das des Reißers, erschütterte das kleine Land . Der Schrei Tausender oder noch mehr sterbender Dämonen, die von der Sonne verbrannt wurden.
Nur in der Festung blieb es so dunkel wie bisher. Sowohl der Archivsaal als auch der Schöpferraum waren fensterlos! Kein Sonnenstrahl drang bis hierher vor, nur das bläuliche Schimmern des Kristallauges lieferte sein Licht.
Der Reißer machte einen weiteren Schritt auf Zamorra zu. Jedes seiner Gesichter wirkte außerordentlich missgelaunt.
»Schluss mit der Spielerei!«, keifte Aktanur. »Zerfetzt sie!«
Das war's dann! Wenn dir nicht bald ein Licht aufgeht, was du noch tun könntest, bist du erledigt!
Ein Licht! Natürlich! Wie dumm von ihm!
In der Aufzeichnung des Archivsterns hatte er gesehen, wie bei Krychnaks ersten Versuchen der Verdunklung auch im Archivraum Finsternis einkehrte. Wie konnte das sein, wenn der Raum doch fensterlos war?
Automatisch ging Zamorras Blick nach oben - und entdeckte kleine gläserne Kuppeln. Durch sie war früher das Licht gefallen, bevor sie von der marodierenden Botanik des kleinen Landes überwuchert worden waren.
»Dylan, Rhett! Die Kuppeln!«
Die Ladeanzeige des Blasters näherte sich bedrohlich dem roten Bereich. Doch dafür musste es noch reichen! Er jagte einige Salven zur Decke. Die Kuppeln barsten und ein Scherbenregen ging auf sie nieder.
Rhett und Dylan begriffen und änderten ebenfalls das Ziel ihrer Schüsse.
Mancher riesigen Scherbe konnten sie nur mit Glück ausweichen, doch sie schossen weiter und verschafften dem rettenden Sonnenlicht Zutritt zum Schöpferraum.
Mit einem trommelfellzerreißenden Schrei stolperte der Reißer über seine Füße und zerschmolz zu einer stinkenden Lache. Genauso ging es den anderen Dämonen, die vom Archivraum nachdrängten. Doch die Sonnenstrahlen erreichten auch die, die zurückgeblieben waren, und bereiteten ihrem unseligen Leben das lang verdiente Ende.
»So, und nun zu dir!« Zamorra wandte sich Aktanur zu, der völlig entgeistert dastand und ihn anstarrte. Sein Unterkiefer bebte wie bei einem kleinen Kind, das kurz davor stand, in Tränen auszubrechen.
Da tat sich direkt neben Aktanur ein Riss in der Wirklichkeit auf.
»Ich rette dich!« Krychnaks Stimme!
Ein Arm schoss aus dem Spalt, zerrte Aktanur zu sich - und schon war der Riss samt Aktanur auch wieder verschwunden. Das alles spielte sich so schnell ab, dass keiner der Dämonenjäger fähig war, rechtzeitig zu reagieren. Das Einzige, was Zamorra sehen konnte, bevor der Riss sich wieder schloss, war Krychnaks selbstgefälliges Grinsen.
***
Als alles vorüber war, kroch der Dhea Nhoi aus dem Eck, in dem er sich verkrochen hatte.
»Die Dämonen sind besiegt! Das kleine Land ist frei! Gutgutgut!«
Mit dieser Meinung stand er alleine da.
Rhett kniete über Ankas schrecklich zugerichteter Leiche und heulte herzerweichend. Zamorra konnte ihn verstehen.
Dylan und der Professor befreiten die beiden anderen Gefangenen. Hendreg schloss seinen Bruder Stanef in die Arme. Als sie sich voneinander lösten, schaute er verlegen zu Zamorra. Dann sagte er zu Stanef: »Das nächste Mal läufst du nicht einfach davon, Winzling!«
Hendreg erklärte ihnen, was er wusste, vor allem, dass es nicht er gewesen war, der Zamorra und seine Begleiter in Isilria in Empfang genommen hatte. Nun wurde dem Meister des Übersinnlichen klar, dass alles ein abgekartetes Spiel gewesen war. Es war kein glücklicher Zufall gewesen, der ihm Krychnaks Archivstern in die Hände gespielt hatte. Vielmehr hatte der Dämon höchstpersönlich dafür gesorgt, dass der Dämonenjäger ihn bekam. Vermutlich hatte er den Stern vor seinem zeitweiligen Tod in den
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