0924 - Der Herr der Nebelberge
übersät war. Sie wogten träge hin und her. Unwillkürlich musste Zamorra an Seeanemonen denken.
Unter den Fettmassen lugten zwei Watschelfüßchen hervor. Arme besaßen die Wesen nicht, lediglich zwei verkümmerte Hände, die eher an Flossen erinnerten.
»Globb?«, sagte die Kreatur vor Zamorra. Es klang wie eine Frage. Woher die Stimme kam, wusste er nicht. Einen Mund oder etwas Ähnliches konnte er nicht ausmachen.
»Globb?«, erkundigte sich auch die Gestalt vor Dylan.
Diesmal versagte die Magie, die sie bisher alles hatte verstehen lassen. Oder sagten die Wesen - in Gedanken nannte der Dämonenjäger sie Globber - gar nichts, sondern gaben nur bedeutungslose Laute von sich?
Im ersten Augenblick zuckte Zamorras Hand zum Blaster, doch dann entspannte er sich wieder.
Ein Fehler!
Unvermittelt brach der Bauch der Kreatur zwischen zwei Fettwülsten auf und ein Schwall stinkender Luft wehte Zamorra entgegen.
»Globb?«, fragte das Wesen.
Aus dem Schlund schossen unzählige Tentakel - die großen, gefährlichen Brüder der lächerlichen Dinger auf dem Kopf der Globber.
In einem Reflex sprang der Professor einen Schritt zurück. Wieder raste die Welt an ihm vorbei. Zamorra konnte sich noch verfluchen, dass er ausgerechnet daran nicht mehr gedacht hatte, da krachte er mit dem Rücken gegen einen harten Widerstand. Ein sprödes Knacken ertönte.
Merde! Bitte lass das nicht meine Wirbelsäule gewesen sein!
Rot glühender Schmerz wogte durch seinen Körper, als er zu Boden sackte. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
Er versuchte, die Beine anzuziehen, und war erleichtert, als es gelang. Ein rascher Blick nach hinten zeigte ihm, dass er gegen einen Baum geprallt war. Genau davor hatte er vorhin gewarnt! Das Knacken hatte offenbar ein Ast verursacht, den Zamorra bei seinem Aufprall abgebrochen hatte. Genauso gut hätte der Ast ihn aber auch pfählen können wie einen Vampir. Was für ein wahrhaft ironisches Ende wäre das gewesen.
Der unfreiwillige Riesensprung hatte aber auch sein Gutes. Schließlich hatte er den Meister des Übersinnlichen aus der unmittelbaren Gefahrenzone katapultiert.
Sein Denkfehler wurde ihm einen Wimpernschlag später klar. Denn wenn er selbst sich mit diesem Affenzahn durch das kleine Land bewegen konnte, dann konnte das auch sein Verfolger! Und der hatte sicherlich größere Routine darin, trotz seiner Watschelfüße.
»Globb?« Der Laut, den die Kreatur ausstieß, als sie direkt vor Zamorra erschien, klang beinahe etwas vorwurfsvoll.
Die Tentakel aus dem Bauch des Globber schossen auf den Professor zu und umschlangen ihn, bevor er den Blaster ziehen konnte. Für einen kurzen Moment stand seine Haut in Flammen. Es fühlte sich an, als wälze er sich nackt in einem Brennnesselfeld. Doch nur Sekunden später erlosch diese Empfindung und mit ihr erlahmte jeder Widerstand.
»Globb!«
Diesmal klang die Kreatur zufrieden.
***
Eisiger Schrecken durchfuhr Dylan, als er das bizarre Wesen vor sich sah. Sofort löste er den E-Blaster von der Magnetplatte, ohne sich durch den harmlos klingenden Fragelaut der glänzenden Schlabberkreatur aus dem Konzept bringen zu lassen.
Als der fette Bauch der Gestalt aufplatzte und Unmengen wuselnder Tentakel auf ihn spie, machte er einen kleinen Schritt zurück. Noch deutlich klangen ihm Zamorras warnende Worte in den Ohren.
Aus dem Augenwinkel sah Dylan, dass sich der Professor selbst offenbar nicht mehr daran erinnern konnte. Wie an einem Gummiband gezogen, schnellte er zurück und prallte gegen einen Baum!
Darum konnte er sich aber nicht kümmern. Noch nicht.
Er riss den Blaster hoch. Im gleichen Moment jagte der Tentakelspender mit seinen Watschelfüßen auf ihn zu. Zumindest sah es so aus. Vermutlich hatte das Ding aber auch nur einen kleinen Schritt gemacht.
Dylan drückte ab. Ein nadelfeiner blassroter Energiestrahl löste sich aus dem Abstrahldorn und traf den Fettkoloss genau in den Tentakelschlund. Das Wesen kreischte ein letztes Globb , dann verpuffte es in einer stinkenden Wolke aus tranigem Rauch.
Mehr als ein kurzes Aufatmen erlaubte sich Dylan nicht. Sein Blick ruckte erst zu Professor Zamorra und dann zu Rhett. Beide steckten in Schwierigkeiten!
Zamorra ergab sich in die Fesselung der Tentakel, die ihn auf die Kreatur zuzogen. Es sah aus, als würde sie den Professor jeden Augenblick verschlucken. Dass dies eine Fehleinschätzung war, erkannte Dylan an Rhett. Auch er befand sich nämlich in den Fängen eines
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