Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0924 - Der Herr der Nebelberge

0924 - Der Herr der Nebelberge

Titel: 0924 - Der Herr der Nebelberge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
drehte seinen hässlichen Schädel in Hendregs Richtung und trotz der fehlenden Augen fühlte der sich angestarrt. Lag nicht auch ein hämisches Grinsen in seiner Fratze?
    Der dunkle Gott trug die junge Frau die Stufen zum kleinen Land hoch und verschwand an genau der gleichen Stelle, an der auch Stanef verschwunden war. Einige Sekunden vergingen, dann tauchte er wieder auf. Ohne das Mädchen.
    Mit wehender Kutte hastete er die Treppen herunter und tauchte ein gutes Stück von Hendreg entfernt in den Wald ein. Diesmal verstrich eine Minute. Dann brach der Spaltlippige aus dem Wald hervor. Er schleppte einen langen, dicht belaubten Ast hinter sich her. Den legte er unter den Stufen ab, warf noch irgendetwas anderes darauf und war nur Augenblicke später wieder im Wald verschwunden.
    Was soll das denn? Hat er das Interesse an mir verloren?
    Erneut versuchte der Junge, die Finger zu bewegen. Das Ergebnis war das gleiche wie zuvor.
    Hendreg kämpfte. Er musste es ausnutzen, dass sein Peiniger offenbar gerade Wichtigeres zu tun hatte. Er musste! Aber er konnte nicht.
    Da öffnete sich der Weltenriss erneut und drei Männer traten hindurch. Aus großen Augen schauten sie sich um und starrten auf das Nebelmeer, als hätten sie es noch nie gesehen. Ihre Blicke hatten etwas Lauerndes, Vorsichtiges. Suchten sie jemanden? Verfolgten sie den dunklen Gott? Hatte er es deshalb so eilig gehabt?
    Bei den heiligen Gipfeln aller Berginseln! Wenn das stimmt, dann können sie mich retten!
    Wenn sie ihn nur wahrnähmen! Hendreg versuchte zu rufen, aber seine Lippen bewegten sich keinen Millimeter.
    Verzweiflung überspülte den Jungen, trug ihn davon in einen Morast aus Niedergeschlagenheit.
    Doch plötzlich, als er schon gar nicht mehr damit rechnete, zuckte sein linker Zeigefinger. Ganz leicht nur, aber er hatte es gespürt. Er hatte es tatsächlich gespürt!
    Er legte all seine Kraft in den nächsten Versuch - und durch alle fünf Finger lief ein leichter Schauer.
    Ja! Er schaffte es! Endlich konnte er den Bann abschütteln. Jetzt die rechte Hand und dann…
    Mörderische Schmerzen fluteten seinen Körper. Durch seine Adern schien plötzlich kein Blut mehr zu fließen, sondern kochendes Wasser. Ein Stöhnen drang aus seiner Kehle. Der erste Laut, seitdem der dunkle Gott ihn gebannt hatte. Dennoch konnte er sich nicht daran erfreuen.
    Es fühlte sich an, als sauge ihm jemand alle Energie aus dem Körper, die sich in Form von kristallinen, scharfkantigen Steinchen durch die Poren zwängte.
    Und dann sah Hendreg sich selbst! Wie er hinter der Treppe hervortrat, mit den drei Neuankömmlingen sprach, auf das Nebelmeer und die Stufen deutete.
    Neben all den Torturen hatte Hendreg vereinzelt das Gefühl, dass jemand in seinem Kopf, seinem Gehirn, seinen Erinnerungen wühle wie in einer Schublade voller Krimskrams. Es hielt jedoch nie länger als ein paar Sekunden an, dann war es wieder verschwunden und überließ seinen Körper den Schmerzen.
    Hilflos musste er mit ansehen, wie seine Kopie dem Mann im weißen Anzug etwas überreichte, das er nicht erkennen konnte.
    Das bin nicht ich! , wollte Hendreg schreien. Vertraut ihm nicht!
    Über seine Lippen drang nur ein ersticktes Keuchen.
    Die Fremden sprachen noch einige Worte miteinander, dann gingen sie auf die Treppe zu.
    Nein! Bleibt hier! Ihr müsst mich retten! Hier bin ich. Hier im Wald. Warum seht ihr mich denn nicht? Bleibt doch hier. Bitte!
    In seinem Kopf hämmerten die Gedanken so laut, dass ihm fast der Schädel platzte. Aufhalten konnte er die drei Männer damit natürlich nicht. Die Tränen, die ihm über die Wangen rannen, zeigten, dass er immer mehr Kontrolle über seinen Körper erlangte. Aber es war zu spät.
    Die Fremden erklommen die Stufen und verschwanden im kleinen Land . Mit ihnen verschwand Hendregs Hoffnung, den Tag doch noch lebend zu beenden.
    Der falsche Hendreg stand noch immer am Fuß der Treppe und sah hinauf. Absolut regungslos. Er wirkte überhaupt nicht mehr wie ein Mensch, sondern eher wie geschnitzt.
    Plötzlich kippte er nach hinten um. Auf dem Boden schlug aber nicht der Körper eines Doppelgängers auf, sondern ein langer, dicht belaubter Ast. Im gleichen Augenblick verstummten die Schmerzen.
    »Beeindruckend, findest du nicht?«
    Hendregs Kopf zuckte zu der Stimme herum. Keine zehn Meter entfernt stand der augenlose Gott. Trotz der Überheblichkeit, die er ausstrahlte, wirkte er erschöpft. Ausgelaugt von seinem Zauber.
    »Und nun zu dir, Sünder!«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher