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0925 - Blutzoll

0925 - Blutzoll

Titel: 0925 - Blutzoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mauerwerk und der Tür gedrungen war. Ich hielt vergeblich danach Ausschau. Es war nicht im Mauerwerk zu sehen. Und auf dem Boden entdeckte ich keine Blutflecken.
    Doch ich glaubte dem Mann, wobei ich mich natürlich gleichzeitig fragte, wessen Blut sich da gezeigt hatte?
    Das des Schattens?
    Schlecht möglich. Ein Schatten kann kein Blut produzieren, denn er ist kein Mensch mehr.
    Ich ging weiter. Natürlich so leise wie möglich.
    Da waren die Türen, da führte die Treppe zum Speicher hoch. Ich kannte ja alles. Es war für mich wie eine bekannte Kulisse, durch die ich schritt, aber zugleich eine, die noch darauf wartete, von bestimmten Akteuren belebt zu werden.
    Ich zumindest war da, und ich hoffte darauf, daß ich nicht der einzige Akteur blieb.
    Wieder schaute ich in den Zimmern nach.
    Leer.
    Kein Blut, kein Schatten, so daß ich mir vorkam, als hätte mich jemand an der Nase herumgeführt.
    Ich hatte das Kreuz in meine rechte Tasche gesteckt, und in einer automatischen Bewegung glitt meine Hand hinein. Ich wollte es nicht hervorholen, ich berührte es nur - und wurde überrascht.
    Wärme…
    Leichte Strahlen, eine geringe Erwärmung. Es war keine Täuschung, es lag nicht an meiner ebenfalls warmen Hand. Mein Kreuz reagierte von innen her, von sich aus, und es hatte tatsächlich eine Spur aufgenommen. In diesem Moment freute ich mich darüber, auch wenn ich nicht wußte, wie es weitergehen würde, aber es war zumindest etwas vorhanden, und nur das allein zählte.
    Ich lief nicht einfach nur durch dieses Haus, um etwas zu suchen, daß sich andere eingebildet hatten.
    Nein, es gab jetzt einen konkreten Verdacht, auch wenn mir das Kreuz einen großen Schritt voraus war.
    Irgendwo in diesem Haus hielt sich etwas Schreckliches verborgen. Vielleicht in einem der Zimmer, vielleicht in den Mauern, noch unsichtbar. Das aber mußte nicht so bleiben.
    Ich war weiter vorgegangen und hatte kaum bemerkt, daß ich inzwischen die Treppe zum Speicher erreicht hatte. Vor der ersten Stufe blieb ich automatisch stehen, schaute zur Tür, aber auch sie blieb völlig normal.
    Es drangen keine Blutstropfen aus ihrer Maserung hervor, der Boden blieb leer, die Wände ebenfalls.
    Trotzdem mußte dort oben etwas sein, denn mein Kreuz »meldete« sich stärker.
    Noch blieb es still. Als sich auch eine halbe Minute später nichts getan hatte, setzte ich mich in Bewegung und ging vorsichtig die Treppe hoch.
    Auf halber Höhe blieb ich stehen.
    Jetzt hatte ich etwas gehört. Dieser Laut drang von oben, durch die noch immer geschlossene Tür.
    Ich war im ersten Moment nicht in der Lage, ihn zu identifizieren und wußte auch nicht, ob er von einem Tier oder einem Menschen stammte. Er war undefinierbar, ein krächzendes Schlürfen. Vielleicht wurde hinter der Tür und auf dem Speicher jemand gequält, wer konnte das wissen?
    Natürlich dachte ich an Shao und Suko, aber ich überstürzte nichts. Nur nahm ich diesmal zwei Stufen auf einmal, trat möglichst vorsichtig auf und lauschte.
    Mein Ohr lag dabei am Holz.
    Das Geräusch war geblieben.
    Jemand schien sich wahnsinnig zu quälen, oder er wurde gequält, gefoltert. Etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen.
    Lao Fang hatte das Blut fließen sehen. Ich sah vor mir ein Bild, wie ein Mensch gefoltert wurde und wie dabei aus den Wunden das Blut tropfte.
    Ich atmete tief aus.
    Die Klinke war ebenfalls warm. Sie hatte sich der Temperatur in diesem Bau angepaßt.
    Für einen Moment schoß mir durch den Kopf, wie oft ich schon Türen aufgezogen hatte, hinter denen sich etwas verbarg. Ich war oft genug überrascht worden, ich hatte Gefahren erlebt, aber auch völlig harmlose Dinge.
    Wie würde es hier sein?
    Die Tür ließ sich leicht öffnen. Daran hatte sich nichts geändert. Ich öffnete sie nicht ruckartig, sondern glich dabei mehr einem Dieb, der erst nachschauen wollte, wie es in dem fremden Haus oder Zimmer, in das er einstieg, tatsächlich aussah.
    Zwar kannte ich mich aus, wollte aber trotzdem vorsichtig sein und entdeckte zunächst einmal nichts.
    Durch die schmalen Fensterluken drang zwar Tageslicht, aber nicht sehr viel. Und so blieb es in den Ecken eher dunkel.
    Das wimmernde Geräusch blieb. Ich hatte mittlerweile auch die Richtung herausgefunden. Es klang dort auf, wo ich den schwerverletzten Paul Sibelius und auch das Totenbuch gefunden hatte.
    Dort mußte die Kreatur sein und leiden.
    Ein Mensch?
    Der nächste Schritt brachte mich in den Raum hinein. Plötzlich hielt ich den Atem

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