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0925 - Blutzoll

0925 - Blutzoll

Titel: 0925 - Blutzoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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reagiert?«
    »Nein.«
    »Kannst du das genauer erklären?«
    »Er ist andere Wege gegangen. Er ist zu einem Räuber geworden. Er hat sich Menschen ausgesucht und sie in den Selbstmord getrieben. Er hat das Totenbuch erfunden. Er hat den Menschen die Bilder seiner Welt gezeigt, und er hat sich auf seinen mächtigen Helfer verlassen.«
    »Ist es der Spuk?« Ich hatte mich auf diese Frage vorbereiten können, aber nicht der Unbekannte vor mir. Kaum hatte ich die Frage gestellt, da zuckte er auf dem Tisch sitzend zusammen und kam mir vor, als würde er sich noch mehr einigeln wollen.
    »Ist er es?« hakte ich nach.
    »Du kennst ihn.«
    »Ja.«
    »Man kann ihn nicht beschreiben.«
    »Stimmt. Er ist eine Wolke. Er ist der Herr im Reich der Dämonenseelen. Denn sie gehen ein in seine Welt und werden dort gesammelt. Eine Welt, die sich ständig verändert, sich ausdehnt und immer mehr Platz hat. Und er hat mit dir Kontakt aufgenommen?«
    »So ist es. Ich habe von ihm gehört, ich war fasziniert, und ich habe auch mit meinen anderen Kollegen darüber gesprochen, aber sie kannten den Spuk nicht.«
    »Hat er gesagt, was er mit deinem Schatten wollte?«
    »Nein, nein…«
    »Wirklich nicht?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich will ihn nur zurückhaben. Ich fühle mich wie jemand, der ohne Seele durchs Leben geht, ich fühle mich auch schutzlos. Ich komme mit dem Leben nicht mehr zurecht. Ich bin zusammengesunken, ich bin deprimiert, denn ich weiß, daß der Schatten etwas Furchtbares tut.«
    »Was macht er denn«
    »Er treibt die Menschen in den Tod. Sie zahlen den Blutzoll, und ich spüre jeden dieser Morde, denn es sind ja Morde. Ich bekomme mit, wenn jemand stirbt. Ich leide dann darunter, obwohl der Schatten nicht mehr zu mir gehört, aber es gibt noch immer die Verbindung zu mir. Er ist schrecklich. Ich sehe das Blut der Gerechten fließen, oft vor meinen Augen. Es beschmiert mich.«
    »Auch heute?«
    Der Nackte verdrehte die Augen und schaute zur Decke. »Ja, auch heute. Es ist wieder Blut geflossen, und ich konnte es nicht stoppen. Es rann durch das Haus, es kam aus den Wänden, aus den Zimmern. Das Blut der Gerechten hat mich gefoltert.«
    Ich schweifte von diesem Thema ab und fragte ganz konkret. »Kennst du das Totenbuch?«
    »Ja.«
    »Hat der Schatten es geschrieben? Hat er auch die Zeichnungen…?«
    »Nein, nein, nein!« widersprach der Mann. »Das war nicht er, das bin ich gewesen.«
    »Du hast geschrieben und gemalt?«
    »Ja, als Künstler fiel es mir nicht schwer. Ich habe Skizzen gezeichnet, ich habe gedichtet, und der Schatten hat mich dazu verleitet, die Welten zu malen, die er sieht.«
    »Wann hast du das getan?«
    »Es hat Wochen gedauert. Immer wenn ein Bild fertig war, hat er sich jemanden gesucht, den er zum Selbstmord trieb. Er hat ihnen die Welt gezeigt und sie ihnen schmackhaft gemacht. So ist es immer gewesen, und ich fühle mich am Tod dieser armen Menschen mitschuldig.«
    »Was ist mit dem Spuk?«
    »Er hat dem Schatten freie Hand gelassen. Er bleibt im Hintergrund. Der Schatten kann eine neue Welt aufbauen, und das macht er gern. Sie wird größer und größer, je mehr Zeit vergeht, und ich kann ihn nicht daran hindern. Wird er vernichtet, ist es auch mein Ende. So warte ich ab, daß ich ihn finde, daß er wieder zu mir spricht. Oder - daß alles rückgängig gemacht wird.«
    Ich räusperte mich. »Noch einmal«, sagte ich. »Deine gemalten Bilder sind also in der Schattenwelt real?«
    »Ja.«
    »Aber sie sind aus dem Totenbuch verschwunden«, sagte ich. »Ich hielt es noch vor kurzem in der Hand. Es gibt sie nicht mehr, abgesehen von einem Blatt sind alle anderen leer.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Kannst du es mir denn erklären?«
    Der Mann schaute mir so qualvoll ins Gesicht. Schließlich entschloß er sich zu einem Nicken. »Ich werde es versuchen, aber es ist wirklich nicht einfach. Er besitzt die Gabe, die Bilder zu transportieren. Er kann sie in seine Welt holen, er kann sie aber auch wieder zurück in das Buch drücken, alles ist möglich.«
    »Und sie entstehen dann hier im Haus?«
    »Er hat es sich ausgesucht.«
    »Können auch leidende Menschen in die Welten gelangen? Hast du das erlebt?«
    »Ja, er kann sie bestrafen. Jeder, der nicht sein Freund ist, kann von ihm vernichtet werden.«
    »Hast du Kontakt mit diesen Welten?«
    »Nein, ich leide nur. Ich muß den Blutzoll entrichten. Ich erlebe das Sterben der Unschuldigen immer wieder mit. Ich habe ihr Blut

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