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0925 - Boten der Finsternis

Titel: 0925 - Boten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Verzerrungen!" rief Tergen-Hort. „Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was das ist?"
    „So etwas wie Spiegeleffekte, nur auf anderer Ebene", erklärte Frocen Tahn gleichmütig. „Möchtest du uns begleiten oder allein im Schiff zurückbleiben, Bruder?"
    „Allein?" fragte der Vaku-Lotse und kroch in sich zusammen. „Nein, ich würde wahnsinnig werden, wenn ich allein im Schiff bliebe. Lieber komme ich mit euch in die Hölle."
    Die beiden Haluter wollten sich ausschütten vor Lachen. Sie amüsierten sich immer wieder köstlich darüber, daß Intelligenzen, wenn auch nur zum Spaß (und dennoch mit Überzeugungskraft) an eine „Unterwelt" glauben konnten, in der sie nach ihrem Tode in wabernden Flammen hocken mußten.
     
    *
     
    Die Außenmikrophone der Raumanzüge übertrugen ein gespenstisches Knacken und Knistern. Es gab eine Atmosphäre, aber sie bestand größtenteils aus dem Edelgas Xenon, enthielt keine Spur von Sauerstoff und hatte eine Temperatur um minus 110 Grad Celsius.
    Frocen Tahn hatte eine Kunststoffleine mitgenommen und verband sie alle drei miteinander, so daß zwischen jeder Person nicht mehr als fünf Meter Abstand entstehen konnten. Danach gingen sie los.
    Sie hielten die gleiche Richtung ein, in die Olmer Fruhn und Panec Leigh gegangen waren. Ab und zu wandten sie die Köpfe und blickten zur ONOS zurück. Angesichts des relativ kleinen Ausschnittes Land, den sie sahen, wirkte das hundertzwanzig Meter durchmessende Kugelraumschiff riesig.
    Als sie an die zwanzig Meter breite Schlucht kamen, nahmen die beiden Haluter den Vincraner an den Händen und sprangen mit ihm über den Abgrund. Danach schauten sie sich aufmerksam um. Immerhin waren auf dem folgenden Stück Weg Olmer Fruhn und Panec Leigh verschwunden.
    Nach weiteren zehn Metern wandten sie sich abermals um-und sahen, daß das Haluterschiff verschwunden war.
    „Sicher eine optische Täuschung", meinte Frocen Tahn.
    „Ich schlage vor, wir gehen so weit zurück, bis wir das Schiff wieder sehen können", sagte Tergen-Hort.
    „Wenn es sich nur um eine optische Täuschung..."
    Er brach ab und starrte die beiden Leinenenden an, die links und rechts von ihm jeweils noch zirka zwei Meter weit reichten und dann abbrachen. Von den beiden Halutern war nichts zu sehen.
    „Wo ‘seid ihr?" rief der Vaku-Lotse und starrte abwechselnd das linke und das rechte Leinenende an.
    Als niemand antwortete, lief er nach rechts, wo sich noch vor wenigen Sekunden Frocen Tahn befunden hatte - und wo er eigentlich noch sein mußte, denn sonst hätte die Leine ja nicht waagerecht in der Luft hängen können.
    Auf halbem Wege stockte er, da ihm klargeworden war, daß auch die nach links führende Leine waagerecht in der Luft hing, also gestrafft war, und daß er dann schon nach dem ersten Schritt den Widerstand Balcen Nards gespürt haben müßte.
    Aber er spürte nichts, obwohl die Leine unverändert gestrafft war. Mit einem Ruck zog er sie zu sich heran - und sie gab nach und war tatsächlich nur ein abgetrenntes Stück Leine, nicht länger als zwei Meter.
    Tergen-Hort berührte die Schnittstelle - und die Sensorezeptoren in seinem Handschuhmaterial vermittelten ihm das Gefühl eisiger Kälte.
    Eine Weile musterte er mit verkniffenem Gesicht das andere Stück Leine, dann holte er tief Luft und zog ebenfalls daran. Beinahe wäre er gestürzt, weil dieses Leinenstück keinen Millimeter nachgab.
    „Bruder!" jubelte der Vincraner und stürzte vorwärts.
    Vor seinen Augen flimmerte es plötzlich, dann stießen seine vorgestreckten Arme gegen etwas Hartes. TergenHort stürzte, rappelte sich wieder auf und stammelte: „Bruder Balcen Nard!"
    „Bruder Tergen-Hort?" grollte die Stimme eines Haluters in seinem Helmempfänger. „Was tust du hier?
    Und warum verwechselst du mich mit Balcen Nard?"
    „Bist du nicht Balcen Nard?" fragte Tergen-Hort fassungslos. Dann sah er sich suchend nach den beiden Leinen um. Sie waren verschwunden. „Wer bist du?"
    „Olmer Fruhn", antwortete der Haluter.
    „Olmer Fruhn", wiederholte der Vaku-Lotse. „Wie kommt es, daß du an meiner Leine hängst, an der doch Balcen Nard hängen müßte, und die plötzlich nicht mehr da ist?"
    „Du bist ziemlich durcheinander, Bruder", erwiderte Olmer Fruhn. „Wie kann jemand an einer nicht vorhandenen Leine hängen?"
    „Strukturelle Verzerrungen", sagte der Vincraner. „Das ist es. Aber daß sie sich so auswirken ...!"
    „Du und Balcen Nard seid also auf der Suche nach Panec Leigh und mir",

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