0926 - Das Ladonnia-Psychod
und schrie: „Im Namen der ertrusischen Kolonie von Zaltertepe gratuliere ich den Siegern-und ich ernenne den tapferen und klugen Siganesen Vavo Rassa zum Ehrenbürger der Stadt Nagelia!"
Eine brüllende Beifallswoge überschwemmte den Platz. Die Ertruser bewiesen durch ihren Jubel, daß sie faire Verlierer des „olympischen Wettbewerbs" waren.
Als der Beifall verrauscht war, sagte Kenar Tomp: „Zur Feier der endgültigen Versöhnung mit unseren siganesischen Nachbarn veranstalten wir ein Fest, zu dem auch alle Siganesen eingeladen sind. Jeder soll dabei soviel essen und trinken, wie er mit Gewalt in sich hineinbekommt - und das Fest soll sieben Tage dauern."
„Schade, daß ich nicht so lange bleiben kann", meinte Vavo Rassa. „Ich wette, der Helk hat es eilig - und außerdem müssen mein Kollege und ich die GAMMAEULE reparieren."
7.
AUFBRUCH INS UNBEKANNTE
Julian Tifflor winkte, als Roctin-Par und die anderen Provcon-Laren zu ihrem SVE-Raumer gingen.
Neben ihm räusperte sich Homer G. Adams und sagte: „Kannst du mir sagen, Tiff, warum die Laren ihren Besuch auf Terra um eine ganze Woche verlängert haben?" Er wirkte ebenfalls-und kurz darauf waren die Laren im Schiff verschwunden.
„Um die Möglichkeiten erweiterter Handelsbeziehungen zwischen sich und uns zu erkunden", antwortete Tifflor. „Sie haben doch auch mit dir darüber gesprochen, Homer, oder?"
„Das schon", erwiderte Adams. „Aber es waren immer nur ganz unverbindliche Gespräche. Mir.kam es sogar vor, als wären das nur Vorwände."
Julian Tifflor lachte.
„Möglicherweise stimmt das, und sie wollten sich einfach auf Terra nur ein paar schöne Tage machen. Ich gönne es ihnen und vor allem Roctin-Par. Er ist ein prima Kerl. Habe ich dir schon gesagt, daß er mir ein wertvolles Kunstwerk aus der Provcon-Faust geschenkt hat?"
„Kein Wort", sagte Adams.
„Eine Skulptur", erklärte Tifflor. „Auf den ersten Blick sieht man nur eine anderthalb Meter hohe weiße Säule mit undeutlichen Konturen, aber wenn man sie länger ansieht, schält sich etwas heraus, das die Formen einer humanoiden Frau und das Gesicht eines Ungeheuers hat. ‘Nymphe und Wahrheit’ heißt die Skulptur."
Homer G. Adams runzelte die Stirn.
„Bemerkenswert, Tiff. Von einen bekannten Künstler?"
Julian Tifflor schüttelte den Kopf.
„Von einem unbekannten Künstler, Homer. Es ist uralt und wurde bei Ausgrabungen gefunden."
„Das klingt interessant und geheimnisvoll", stellte Adams fest. Er beobachtete den Start des SVE-Raumers, der völlig lautlos abhob und schon bald hinter der dichten Wolkendecke verschwand, die über dem Räumhafen von Terrania hing. „Sobald ich kann, besuche ich dich einmal, Tiff."
„Hoffentlich bald, Homer", sagte Tifflor.
Die beiden Männer gaben sich die Hände, dann trennten sie sich. Jeder ging zu seinem eigenen Fluggleiter.
Während Homer Gershwin Adams noch einmal nach Imperium Alpha mußte, wollte Julian Tifflor den Nachmittag in den eigenen vier Wänden verbringen, denn am Abend war er zu einem Presseball eingeladen.
In Gedanken versunken, steuerte er seinen Gleiter zur Straße, programmierte den Mikrocomputer mit dem Kode seiner Wohnung und überließ es dann ihm, sich auf einen Leitstrahl einzufädeln und den Gleiter sicher bis in die Tiefgarage des Wohnturms zu bringen, in dem er ein Apartment hatte.
In seinem Apartment angekommen, schaltete er die Musikanlage ein und tastete am Computer eine Aufzeichnung des letzten Jazz-Festivals in der Ovaron Hall von Terrania City. Danach streckte er sich auf seiner Couch aus, ließ per Knopfdruck die Vorhänge vor einer Nische aufgleiten und die weiche Beleuchtung in der Nische angehen, so daß die Skulptur aus der Provcon-Faust gut zu sehen war.
Tifflors Blick heftete sich an die Skulptur. Die Formen der humanoiden Frau schälten sich heraus - und auch das furchterregende Gesicht eines Ungeheuers.
Nymphen! dachte er. So hießen bei den alten Griechen die niederen und meist gütigen Gottheiten. Nymphe und Wahrheit! Heißt die Aussage dieser Skulptur, daß wir vor dem Bösen auf der Hut sein sollen, wo wir das Gute zu sehen glauben?
Langsam dämmerte der Erste Terraner hinüber in den Schlaf - und in einen Traum, in dem er sich an Bord eines goldenen Raumschiffs befand, das auf der Suche nach dem Planeten war, auf dem das Goldene Vlies verborgen sein sollte.
Mit ihm waren an Bord dieses Schiffes fremde Menschen, aber gute und sehr kultivierte Leute. Sie waren mit
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