0926 - Mörderische Lockung
offiziellen Einlaß in das Haus bitten und waren gespannt, was der Don dazu sagte.
Die Dogge hatten wir nicht mehr gesehen. Kurz nach dem Verlassen der Stadt war sie verschwunden, aber wir glaubten nicht, daß sie uns völlig aus den Augen gelassen hatte. Ich merkte davon nichts, aber Jane war hin und wieder zusammengezuckt, als hätte sie einen plötzlichen und intensiven Kontakt bekommen.
Auf meine Fragen konnte sie keine konkrete Antwort geben. Sie sprach davon, daß sie irgend etwas an alte Zeiten erinnerte.
»Beth also.«
»Möglich.«
Nach einer Linkskurve konnten wir endlich aufatmen, denn wir sahen die weiße Mauer, gegen die sich innen das hangartige Gelände stemmte, das mit zahlreichen Bäumen und Sträuchern bepflanzt worden war.
Schon von dieser Stelle aus sahen wir an der linken Seite das Meer unter uns liegen, und ein breites Tor aus Schmiedeeisen versperrte uns den offiziellen Zugang zum Gelände des Dons.
Das Tor sah altertümlich aus, die Überwachungsanlagen, waren es nicht. Schon längst hatten uns die Augen der Videokameras erfaßt.
Sicherlich amüsierten sich einige Wächter über uns.
Wir waren vor dem Tor stehengeblieben und warfen einen Blick durch die Lücken zwischen den Stäben, aber viel zu sehen gab es nicht, vor allen Dingen keine Menschen und keine Dogge.
Jane Collins wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Das ist ja schon toll, was dieser Don hier geschaffen hat. Eine blühende Insel, ein kleines Paradies.«
»Aber mit großen Fehlern«, sagte ich.
»Bestimmt.«
Das Gittertor war in zwei Mauerblöcke integriert, die auch relativ breit und kompakt waren. Über die Gegensprechanlage hörten wir eine Stimme: »Sie befinden sich auf Privatgrund. Gehen Sie sofort!«
Ich dachte nicht daran und sagte: »Hören Sie, wir sind nicht zum Spaß aus London hergekommen. Melden Sie das dem Don!«
»Aus London?«
»Ja.«
»Touristen?«
»Nein. Wir haben geschäftlich mit Ihrem Jefe zu reden.«
»Sie warten!?«
»Der will nichts falsch machen«, flüsterte Jane, »damit er sich hinterher keine Vorwürfe anhören muß.«
»Hoffentlich schluckt der Don den Köder.«
Jane hob die Schultern.
Wir hatten nur sehr leise gesprochen und waren beide sehr gespannt, ob sich das Tor öffnen würde.
Der Mann stellte wieder eine Frage. »Ihren Namen.«
»Jane Collins und John Sinclair.«
»Gut, warten Sie.«
Das gleiche Spiel begann von vorn. Um uns herum war es wieder so still geworden, daß wir das Meer hörten. Sein immerwährender Rhythmus war einfach nicht auszuschalten.
Die Stimme war wieder da. »Der Don kennt weder eine Jane Collins noch einen John Sinclair. Er hat mich beauftragt, Ihnen das zu sagen. Deshalb gilt die erste Regel. Verschwinden Sie sofort…«
Ich knirschte mit den Zähnen, wollte noch etwas sagen, aber ein leises Knacken zeigte mir an, daß die Verbindung unterbrochen Worden war.
Man hatte uns wie zwei begossene Pudel stehen lassen, was mich wiederum wütend machte.
Aber die Wut zeigte ich nicht offen. Ich schaute zu Boden und murmelte:
»Wir werden gehen.«
»Ja, zunächst.«
Da hatte Jane genau in meinem Sinne gesprochen. Daß dieser Don etwas zu verbergen hatte, stand für uns fest. Wobei uns normale Gesetzesübertretungen zwar interessierten, weil ich Polizeibeamter war, aber im Prinzip ging es uns um Vorgänge, die im Bereich des Okkulten, des Metaphysischen lagen, und da bahnte sich auch einiges an, auch wenn die Beweise noch sehr verschwommen waren.
Als wir aus dem Sichtbereich der Kamera waren, blieben wir stehen, um uns kurz zu beraten. »Warten wir, bis es dunkel wird?« fragte Jane.
»Oder suchen wir uns vorher einen Weg?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»Ich glaube, daß das Grundstück auch an anderen Stellen bewacht wird. Es wird schwer sein, es ungesehen zu betreten. Dieser Don muß sich einfach abgesichert haben.«
Jane nickte. »Was hältst du von der Wasserseite?«
»Ist zu schwierig. Die Felsen sind hoch und glatt. Da ist kaum eine Möglichkeit.«
»Sieht nicht gut aus«, murmelte Jane.
Wir waren im Moment etwas ratlos, aber das änderte sich, denn plötzlich bekam ich große Augen, weil ich jemanden gesehen hatte, der mitten auf dem Weg stand und wahrscheinlich auch vom Grundstück her gekommen war.
Es war die Dogge!
***
Beth haßte den Don zwar, doch seine Idee des Frischmachens gefiel ihr gut. Das kleine Bad kannte sie. Duschgel, ein Haartrockner, Badetücher, mehrere Lotionen, das lag alles bereit, und auch in der
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