0926 - Mörderische Lockung
ankam.
Sie ging auch davon aus, daß er sie nicht viel länger in diesem Verlies lassen würde. Am einfachsten für ihn wäre ihr Tod gewesen. Den aber wollte er nicht riskieren, da sie eine Person war, mit der er Geld machen konnte.
Nach Afrika verkaufen. So wie er es mit vielen anderen Mädchen und Frauen getan hatte. Durch den Mädchenhandel verdiente er nebenbei noch hohe Summen, denn die Scheichs oder die Herrscher aus dem Norden des Schwarzen Kontinents zahlten gut.
Er würde sich wundern.
Beth Calvaro gab sich locker. Sie wartete. Und sie brauchte nicht mehr lange in der Dunkelheit zu hocken, denn plötzlich sah sie den ersten Lichtstrahl.
Tief atmete sie ein.
Ihr Körper straffte sich dabei. Und die Augen leuchteten wie zwei geschliffene Diamanten…
***
Der Don hatte es nicht übers Herz gebracht, das Blut und die Leiche mit den eigenen Händen zu entfernen. Er hatte dafür zwei seiner Leute geholt, die diese Arbeit verrichteten.
Bevor sie Fragen stellen konnten, hatte er ihnen erklärt, wie es zu dem Unfall gekommen war. Daß Rambo einen aus ihren Reihen getötet hatte, wollte ihnen nicht in den Kopf, aber alles wies darauf hin, daß er es gewesen war.
»Und was sollen wir jetzt tun, wenn wir ihn sehen?« fragte sie den Jefe.
»Sagt auch den anderen, daß geschossen werden soll, wenn sie unseren Rambo sehen.«
»Töten?«
»Ja!« sagte der Don. Er knirschte dabei mit den Zähnen. Er hatte diesen Befehl einfach geben müssen, und es war ihm nicht leichtgefallen, denn er hatte sehr an der Dogge gehangen. Aber sie war verändert worden, wobei er sich den Grund nicht erklären konnte. Er wollte es auch nicht, denn er dachte immer wieder an die Worte der Gefangenen, die von einer Hexe gesprochen hatte.
War sie eine Hexe?
Gab es überhaupt Hexen?
Der Don kannte die alten Geschichten, die man sich erzählte. Da wurden die Hexen oft als Zigeunerinnen beschrieben. Mit diesem Vorurteil lebten auch zahlreiche Spanier, aber er hatte dies als Märchen abgetan. Nun nicht mehr, denn Beth Calvaro hatte sogar vom Teufel gesprochen, was für ihn völlig neu gewesen war.
Es gab den Teufel!
Zumindest für sie. Aber auch für ihn?
Mit diesem Gedanken kam er nicht zurecht. Er wollte auch nicht mehr auf der Terrasse bleiben. Der Abend würde bald beginnen, und das Boot mit seinen Freunden war sicherlich schon auf dem Weg. Er hatte ihnen eine neue Ladung versprochen, zu der natürlich als Stern oder als Superfrau Beth Calvaro gehörte.
Er wollte, daß sie einen guten Eindruck auf seine arabischen Geschäftspartner machte, deshalb sollte sie auch nicht länger in diesem Verlies bleiben. Sie mußte es verlassen und sich frisch machen. Duschen und Bäder gab es genug in diesem Haus.
Er selbst nahm auch eine Dusche.
Sein Bad hatte gewaltige Ausmaße. Vom Prunk her war es kaum zu überbieten, edelster Marmor und Armaturen, die ein Vermögen gekostet hatten. Überall lagen die flauschigen Handund Badetücher verteilt. Es gab mehrere Telefone, auch ein großer TV-Apparat war vorhanden, und eine Klimaanlage sorgte stets für die richtige Temperatur, bei der sich der Herr des Hauses wohl fühlte.
Normalerweise, aber nicht heute. An diesem Tag fühlte er sich wie jemand, der alles zertrümmern konnte, was ihm in die Finger geriet. Der Don hatte Mühe, sich zu beherrschen, ging vom Bad aus in ein gewaltiges Schlafzimmer, über dessen Steinboden er tappte, dabei keinen Blick durch die große Scheibe auf das Meer hinauswarf, sondern sich dem geräumigen und begehbaren Kleiderschrank näherte, wo er sich bei der Masse an Kleidungsstücken kaum entscheiden konnte, was er nun anziehen sollte.
Er entschied sich für ein schneeweißes, weit geschnittenes Seidenhemd und für eine dunkle Hose mit scharf gebügelten Falten.
Auf die Jacke wollte er noch verzichten, aber nicht auf das, was sich hinter der Tür des kleinen Wandtresors im begehbaren Kleiderschrank befand.
Den Schlüssel hatte er in einem Hohlraum des Schrankregals versteckt.
Der Don holte ihn hervor und schob ihn in das Schloß. Es war ein einfacher Tresor mit einem Coderad versehen, das in eine bestimmte Nummernfolge gestellt werden mußte, damit er die Tür aufziehen konnte. Es klappte wie immer, und der Mann lächelte, als er auf die Waffen schaute, die der Tresor enthielt.
Die zwei spanischen Armeepistolen ließ er liegen. Ihn interessierte der schwarze Magnum Revolver, Kaliber neun Millimeter. Mit diesen Kugeln konnte man Ochsen erschießen.
Auf eine
Weitere Kostenlose Bücher