0926 - Mörderische Lockung
Revolvertasche verzichtete er, er steckte die Waffe in den Hosenbund, wobei das Metall seine Haut berührte. Er fand es super, Hautkontakt mit dem Revolver zu haben.
Dann verließ er den Raum.
In seinem Teil des Hauses bewegte er sich zumeist allein. Seine Angestellten, die Leibwache eingeschlossen, lebten in einem anderen Trakt in der ersten Etage. Darunter hatte das Hauspersonal seine Zimmer, die Köchinnen und die Dienstmädchen, von denen einige sehr hübsch waren.
An sie dachte er nicht, als er wieder zurück in seine Räume ging, sie durchquerte und einen längeren Außengang erreichte, durch dessen Fenster er ins Freie schauen konnte. Genau auf den Pool und die Terrasse, wo ein Mann mit einem Schlauch die letzten Blutreste des getöteten Mannes wegspritzte.
Diese Arbeit erinnerte den Don wieder daran, wie Dobbos ums Leben gekommen war. Er dachte einen Schritt weiter und war wieder bei Beth Calvaro, der Hexe.
Inmitten des dunklen Barts zuckten seine Lippen. Er spürte einen wahnsinnigen Zorn in sich, einen regelrechten Haß auf diese Person hochsteigen, die an seinen letzten Niederlagen die Schuld trug. Sie war es und keine andere. Sie hatte es getan. Sie hatte das Unglück über dieses Haus gebracht, und es wurde Zeit, daß sie wegkam.
Auch der Don verschwand.
Er öffnete eine Tür und gelangte zu einer Steintreppe, die nicht allzu tief führte. Fleckiges Licht erhellte den Weg und verteilte sich auf den Stufen. Es war kühl und roch muffig, ebenfalls in dem Gang, der sich an die Treppe anschloß.
Unter ihm lag bereits das Verlies tief in der Erde verborgen. Noch mußte der Mann eine Tür öffnen, um zu dem Gitter zu gelangen. Er machte Licht, wartete einen Moment, dann öffnete er die Tür und holte zugleich seine Waffe hervor.
Eine Kugel für die Hexe, das wäre es gewesen.
Sekunden später hörte er bereits die Stimme. »Oh, der Jefe erscheint persönlich hier…«
Dann lachte Beth laut auf!
***
Beth schaute hoch, der Mann schaute hinab. Sie wußte, welche Gedanken in seinem Kopf tobten. Er hielt eine Waffe in der Hand und hätte sie am liebsten erschossen, aber sie wußte auch, daß sich noch andere Pläne in seinem Kopf ausgebreitet hatten.
Sie war ihm wichtig, sehr wichtig sogar, und deshalb würde er nicht schießen.
Sie hatte ihr Lachen eingestellt, breitete die Arme aus und fragte, was er von ihr wollte.
»Du kannst dein Verlies verlassen.«
»Tatsächlich?«
»Wenn ich es sage.«
»Und was geschieht mit mir? Willst du mich noch immer in dein Bett bekommen?«
»Nein.«
»Was dann?«
Er schwieg und öffnete die Luke. Danach hakte er ein Seil oben fest und ließ das andere Ende in die Tiefe fallen, wo es von Beth aufgefangen wurde.
»Hochzuziehen brauchst du mich nicht«, sagte sie. »Ich schaffe es auch so.«
Der Don sagte nichts. Er trat bis zur Tür zurück und beobachtete durch das Gitter, wie sich Beth Calvaro mit kraftvollen Bewegungen in die Höhe zog. Dabei konnte der Mann in ihr Gesicht sehen und entdeckte dort nicht die Spur von Angst.
Als sich das Gitter in ihrer Griffweite befand, umklammerte sie einen Stab mit beiden Händen und schwang sich in die Höhe. Für einen Moment blieb sie auf dem Metall hocken, sprungbereit, als wollte sie dem Don an die Kehle.
Der aber hielt die Waffe auf die Frau gerichtet, und Beth schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, mein Freund, ich werde dir nichts tun. Warum auch?«
»Es würde dir schlecht bekommen.«
Sie lächelte nur. »Darf ich aufstehen?«
»Ja.«
»Und dann? Hast du dir etwas Besonderes für mich ausgedacht? Willst du mit einer Hexe deine Spielchen treiben? Es wäre doch mal was Neues für dich.«
»Laß dich nur überraschen. Aber du bist frei. Ich werde dich nicht mehr in das Verlies sperren. Du kannst jetzt gehen und dich frisch machen.«
»Oh - wie großzügig. Für wen denn? Etwa für dich?«
»Nein, wir kriegen Besuch.«
Sie schnickte mit den Fingern. »Aus dem Süden, nicht?«
»So ist es.«
Beth lächelte, sie sagte aber nichts und tat genau das, was der Mann von ihr verlangte. Sie ging vor ihm her, wobei sie wenig später die Oberwelt erreichten und die Frau mit einem Blick nach draußen feststellte, daß sich der Abend allmählich näherte und damit auch die Entscheidung, wie sie annahm.
Das eng am Körper liegende Kleid war schmutzig geworden. Ein Träger war zerrissen, so hatte sich der breite Ausschnitt noch mehr geweitet, und beim Gehen hüpfte die rechte Brust heraus.
»Wo soll ich hin?« fragte
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