0926 - Mörderische Lockung
sie.
»Wenn die Gäste da sind, gehst du nach draußen auf die Terrasse. Wir werden dort ein kleines Fest feiern.«
»Und vorher?«
»Du sollst dich frisch machen.«
»Danke.«
»Halt dein Maul, du Hexe!« knirschte er, rechnete nicht damit, daß Beth stehenbleiben würde, um sich umzudrehen. Sie lief genau gegen den Waffenlauf, der in ihren Körper drückte.
»Glaubst du mir nicht, daß ich eine Hexe bin?« flüsterte sie dem Mann zu. »Glaubst du es wirklich?«
»Du hast es selbst gesagt.«
»Sehe ich denn aus wie eine Hexe? Sehen so Hexen aus? Hast du Erfahrungen mit Hexen sammeln können?«
Der Don wußte nicht, was er erwidern sollte. »Rambo ist zum Killer geworden«, sagte er dann.
»Dein ›Hündchen‹?« Sie lachte. »Warum?«
»Das will ich von dir wissen.«
»Was hat er denn getan?«
»Er hat Dobbos die Kehle durchgebissen.«
Beth blieb ruhig. Sie hob nur ihre Augenbrauen an, und ihr Gesicht bekam einen arroganten Ausdruck. »Sprichst du von dem Widerling, der mir das Essen gebracht hat?«
»Richtig.«
»Um ihn ist es nicht schade.«
Der Don schnappte nach Luft. Er haßte diese arrogante Antwort, und die Waffe in seiner Hand zitterte plötzlich. Er hätte am liebsten abgedrückt.
Dabei brauchte er nur den Finger zu bewegen, um die Kugel in den Körper zu schießen.
Aber er hielt sich zurück.
»Geh weiter.«
Sie ging noch nicht und fragte statt dessen: »Hast du keine Angst davor, daß Rambo auch dich zerfleischen könnte?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Da ich eine Hexe bin, könnte ich dafür sorgen.«
»Er ist weg.«
»Welch ein Glück für dich, Don, welch ein Glück. Aber das Glück ist nicht unendlich. Rechne immer damit, daß er mal zurückkehrt, und dann wird es böse für dich.«
»Geh jetzt weiter!«
»Keine Sorge, ich werde alles tun, was du verlangst. Auch wenn deine Geschäftspartner aus dem Süden hier eintreffen. Auf sie freue ich mich besonders.« Beth Calvaro trat einen Schritt zurück, um Platz für eine Drehung zu haben. Dann steuerte sie ihr Zimmer an, in dem sie für einige Tage gelebt hatte. Ein kleines Bad war diesem Raum angeschlossen. Der Don wußte schließlich, was er seinen Gästen schuldig war.
Er stieß die Frau über die Schwelle, blieb selbst dort stehen und erklärte ihr, daß er sie abholen würde, wenn die Zeit reif war. Bis dahin mußte sie im Zimmer bleiben.
»Gern.«
Er zog sich zurück, rammte die Tür zu und schloß sie ab. Beth Calvaro blieb allein zurück, und sie machte wirklich nicht den Eindruck einer Frau, die sich fürchtete.
In der Mitte des Raumes und mit dem Rücken zum Fenster stellte sie sich hin, zerrte den Reißverschluß des Kleides auf, so daß der Stoff nach unten fiel.
Nur mit einem dünnen, graublauen Slip bekleidet stand sie da und spreizte die Arme.
Ein Zittern durchlief die Gestalt und erreichte auch die Haare, die sich wie dünne Fäden aufrichteten.
Beth Calvaro freute sich.
Alles klappte.
Sie war bereit, und sie wußte auch, daß sie Hilfe bekommen würde, damit die Nacht in einem Blutbad endete…
***
Man konnte über ein Auto schimpfen. Man konnte es verfluchen. Man konnte es als Umweltfrevel ersten Ranges bezeichnen, aber es gibt Momente, da sollte man froh sein, ein Auto zu besitzen. Jane und mir fehlte es, denn der Weg zum Haus des Dons war nicht eben nah. Zwar wirkte die Festung wie zum Greifen nahe, aber der Weg zog sich hin. Begleitet von den Strahlen der Nachmittagssonne, die uns in den Nacken knallte und uns den Schweiß aus den Poren trieb, marschierten wir darauf zu.
Es wehte ein leichter Wind, der aber brachte keine Kühlung, sondern Staub. Und dieser Staub klebte wie Puder auf unseren Gesichtern.
Hier war die Küstenstraße schmaler geworden und weniger befahren.
Aber es rollten genügend Fahrzeuge an uns vorbei, nur hielt niemand an, um uns mitzunehmen.
Wir schafften es auch so, genossen einen Teil der Aussicht und sahen zwischen den Felsen immer wieder Lücken, durch die sich das Wasser seinen Weg bahnte.
Das Haus des Dons lag nicht direkt an der Straße. Es war über eine ansteigende Zufahrt zu erreichen, die von Mauern gesäumt wurde.
Bunte Blumen wuchsen in kleinen Mulden; ihr intensiver Duft erreichte unsere Nasen.
Der Himmel war wolkenlos, und wir hörten das Gurgeln des Wassers, wenn es gegen die Felsen schlug. Die Zufahrt war breit. Zwei Pkw kamen problemlos aneinander vorbei.
Jane und ich hatten einen Schlachtplan entwickelt, der im Prinzip keiner war. Wir wollten um
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