0927 - Monster-Zoo
sie letztendlich doch war.
Nur auf den Füßen lagen noch Tropfen, als Lady Sarah sich im Spiegel betrachtete. Drei Verletzungen hatte sie davongetragen. Eine an der Wange, die zweite an der Schulter und die dritte auf dem Rücken.
Die Schnäbel hatten nicht tief in das Fleisch hineingehackt. Aber die Wunden schmerzten, und sie zogen sich ruckartig zusammen, als Sarah daranging, sie zu desinfizieren. Sie biß die Zähne zusammen, machte aber weiter und dachte dabei an etwas anderes.
Es war okay. Sie schaffte es auch, die Wunde auf dem Rücken zu verpflastern. Zum Glück war sie noch so gelenkig.
Es ging ihr besser. Die körperlichen Wunden zumindest waren behandelt worden, die seelischen weniger, denn die lagen auch weiterhin frei. Und Sarah empfand sie als schlimmer als die Schnäbelattacken. Darüber würde sie noch viel nachdenken müssen, und sie glaubte auch nicht daran, daß die Dinge mit diesem einen Angriff beendet waren.
Im Schlafzimmer fand sie ein frisches Kleid aus leichtem Leinen, das sie überstreifte. Dabei glitt ihr Blick immer wieder zum Fenster hin, aber hinter der Scheibe war nur das normale Bild der Außenwelt zu sehen, in das sich kein Vogel hineintraute.
Plötzlich kam ihr das Fenster viel zu groß vor und auch zu einladend für den einen oder anderen Angreifer. Sie zog das Rollo herunter, allerdings schloß sie es nicht ganz, so daß durch die Spalte noch das helle Licht sickern konnte.
Auch die anderen Räume in der ersten Etage dunkelte sie ab. Natürlich betrat sie dabei auch Jane Collins' Wohnung.
Leere Räume.
Sarah blieb im Halbdunkel stehen und krauste die Stirn. Jane war mit John Sinclair nach Spanien geflogen, um dort nach einer geheimnisvollen Frau zu suchen, deren Foto an Jane Collins geschickt worden war. Sarah Goldwyn konnte sich auf diesen Fall keinen Reim machen. Jane hatte auch nicht angerufen und sie aus der Ferne eingeweiht. Sie wußte nur, daß mit der Frau etwas nicht stimmte, denn das Bild auf dem Papier war plötzlich verschwunden gewesen und erst später wieder aufgetaucht. Um Jane machte sich Sarah keine Sorgen, da sie nicht allein nach Spanien geflogen war und sich John Sinclair an ihrer Seite befand.
Sorgen bereitete ihr allerdings der Angriff der drei Saatkrähen, die normalerweise völlig harmlos waren, sich dann aber zu regelrechten fliegenden Killern entwickelt hatten. Damit kam die Horror-Oma nicht zurecht. Sie konnte sich allerdings auch keinen Grund vorstellen, denn sie hatte den Vögeln nichts getan.
Wie aus dem Nichts waren sie erschienen und hatten mit ihren Angriffen begonnen.
Warum?
Grübelnd verließ Sarah Goldwyn die obere Etage und ging die Treppe nach unten.
Den Schock hatte sie einigermaßen verdaut. Nur mehr das Brennen der desinfizierten Wunde störte sie noch, aber das würde vergehen.
Was würde jetzt passieren? Lady Sarah wollte in Ruhe darüber nachdenken, und dazu brauchte sie eine Tasse Tee. In der Küche bereitete sie sich das Getränk zu, schaute aus dem Fenster, sah den schmalen Vorgarten, völlig normal im Licht der Sonne liegen, und sie sah auch die Bäume jenseits des Gartens, deren Geäst dicht belaubt war und auch als Versteck für Vögel dienen konnte.
Vögel sah sie.
Kleinere. Zumeist Spatzen, die ihre Runden flogen.
Die Tasse Tee nahm sie mit in den Wohnraum, der ziemlich groß war, aber mit alten Möbeln - davon viele Erinnerungsstücke - vollgestopft war. Die Horror-Oma nahm in ihrem Lieblingssessel Platz, hatte die Tasse neben sich auf einen Tisch mit gedrechselten Beinen gestellt und trank den Tee in kleinen Schlucken, wobei sie immer wieder überlegte und sich den Angriff noch einmal ins Gedächtnis zurückrief.
Im nachhinein überfiel sie eine gewisse Furcht. Der feuchte und kalte Schweiß trat auf ihre Stirn, denn trotz intensiven Überlegens konnte sie sich keinen Grund für die Attacke vorstellen.
Warum nur der Angriff?
Nachdenken, grübeln, keine Lösung finden, die sie persönlich betraf. Sie persönlich?
Lady Sarah hatte soeben einen Schluck trinken wollen, aber sie stellte die Tasse wieder ab. Etwas war durch ihren Kopf gefahren, ein Gedanke, eine Idee, an die sie noch gar nicht gedacht hatte. Erst in diesem Augenblick war sie ihr in den Sinn gekommen.
Konnte es möglich sein, daß der Angriff nicht ihr, sondern einer anderen Person gegolten hatte?
Wenn ja, gab es da nur eine Antwort. Jane Collins!
Sarah saugte die Luft durch die Nase ein. Plötzlich sah sie die Dinge in einem ganz anderen
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