0928 - Das Hexendiadem
Folterinstrument und konnte sich keinen Millimeter bewegen. Fürchterliche Schmerzen tobten in ihrem Körper. Der Dorn in ihrer Stirnhaut verursachte einen Blutstrom, der über ihr Gesicht lief und schließlich in ihren Ausschnitt tropfte.
Nur die weit aufgerissenen Augen konnte Nicole noch drehen. Sehen konnte sie aber nur mit dem rechten, da dicht vor dem linken einer der Eisendornen hing. Auch Finger, Hände und Gelenke konnte sie zumindest ein wenig drehen.
Lieber Gott, lass es bitte nicht so enden. Zamorra, hilf mir doch, bitte. Bitte!
Nichts mehr war von ihrer gerade noch gezeigten Überlegenheit übrig. Nicole spürte nur noch Angst. Kreatürliche, unglaubliche Angst davor, dass die Dornen weiter in ihren Körper dringen könnten, dass Organe und Knochen durchbohrt wurden und sie an die Hinterwand nagelten. Sie hatte größte Mühe, sich einigermaßen zu beruhigen.
Noch war sie nicht tot. Anscheinend hatte irgendjemand etwas mit ihr vor.
Was war hier los?
Im nächsten Moment hing die riesige, fledermausähnliche Gestalt im Raum. Nicole sah sie nur verschwommen mit ihrem rechten Auge. Trotzdem erkannte sie die Ministerpräsidentin der Hölle sofort.
»Stygia«, krächzte sie leise.
Gellendes Gelächter ertönte. »Ja, ich bin es tatsächlich, Duval«, sagte die Teufelin. Nicole glaubte rotierende Feuerräder in ihren Augen zu sehen. Durch die ständige Anstrengung begann sie bereits alles doppelt und dreifach zu sehen. Zudem trübten austretende Tränen zusätzlich die Sicht.
So schlimm hatte sich Nicole noch nie zuvor gefühlt. Aber sie wollte sich vor der Teufelin nicht gehen lassen.
Nicht vor Stygia!
Also riss sie sich mit einem Willen zusammen, der mindestens so eisern war wie das Folterinstrument, in dem sie steckte.
»So gefällst du mir, Duval. In dieser Lage wollte ich dich immer haben. Mein Plan ist voll und ganz aufgegangen. Du bist mir in die Falle gegangen.«
»Willst du mich… töten?«
Stygia schlug mit den Fledermausflügeln und drehte leicht den Kopf. »Was sagst du, Duval? Ich kann dich so schlecht verstehen. Rede deutlicher. Oder kannst du es etwa nicht?«
Wieder fegte das gellende, Nerven zerfetzende Gelächter durch den Raum. »Natürlich will ich dich töten, Duval. Was glaubst denn du? Dass ich dich zum Bluttee zusammen mit dieser wunderschönen Jungfrau eingeladen habe? Das wird mein größter Triumph, mit dem ich mir endlich auch vor den Erzdämonen Respekt verschaffen kann.«
Nicole bewegte ihre Finger. Langsam. Hin und her. Dann das Gelenk. Sie musste es verrenken. Ein Krampf bildete sich, schickte weitere glühende Lanzen den Arm hoch bis in die Schulter. Nur einen Augenblick. Das Wasser des Lebens war bereits dabei, die Wunden wieder zu regenerieren. Es ging langsam, auf jeden Fall nicht so schnell, wie Nicole es gerne gehabt hätte. Aber die Schmerzen wurden bereits erträglich.
»Wie hast du… mich hier rein bekommen, Stygia?«
»Herrin! Es heißt Herrin!«
Die Feuerräder rotierten rasend schnell. Gleichzeitig schoben sich die Dornen eine Winzigkeit weiter in Nicoles Fleisch. Sofort überflutete sie die Panik. Instinktiv wollte sie ihre Hände benutzen, die Dornen nach hinten drücken, aber sie war der Folter nach wie vor hilflos ausgeliefert.
»Herrin!«, brüllte sie.
»Schon besser. So ist's gut, Duval.« Stygia trat näher und blies Nicole heißen stinkenden Feueratem ins Gesicht.
Nicole musste husten. Sofort bohrten sich die Dornen wieder in ihr Fleisch. Es kostete sie weitere fast unmenschliche Konzentration, den Hustenreiz zu unterdrücken.
»Wie ich dich in diese hübsche Lage bekommen habe, Duval? Nun, die leider viel zu früh verschiedene Diane Perouse de Montclos hat es dir ja schon erzählt. Sie hat sich das Hexendiadem von Tara Maga geholt und wollte Oberhexe von Feurs werden, etwas, das ich gar nicht gut geheißen habe. Und weißt du, warum? Weil mir Diane zu mächtig wurde. Denn das Hexendiadem ist eine starke Waffe, wenn es in die richtigen Hände gerät. Mit den richtigen Händen meine ich jemanden, den das Diadem als Besitzer akzeptiert. Tja, weißt du, das tut es nur mit sehr starken Menschen oder Dämonen. Und wer es dann lenken kann, besitzt eine sehr starke Abwehr- und Angriffswaffe.«
Stygia machte einen Moment Pause. »Ich weiß nicht genau, wo das Hexendiadem herkommt. Aleister Crowley, dessen Seele zwar irgendwo in der Hölle schmort, die ich aber bis heute nicht ausfindig machen konnte, hat es zuerst in die Welt gebracht. Und er
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