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0928 - Das Hexendiadem

0928 - Das Hexendiadem

Titel: 0928 - Das Hexendiadem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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übergeben zu müssen, konnte er kaum noch standhalten, als er hinter dem Kohlebecken eine total mumifizierte Leiche bemerkte!
    »O mein Gott«, murmelte er und hielt die Hand vor den Mund. »Wer… wer ist das?«
    Es handelte sich um einen Mann, der einen schwarzen Anzug getragen hatte. Die freiliegenden, übergroßen Zähne vermittelten den Eindruck, als würde er höhnisch grinsen.
    Ciranoush sah ihn an. »Jetzt überleg mal und mach mir bloß nicht schlapp. Wir sind wohl die Ersten, die wissen, wo Monsieur Davide abgeblieben ist. Ich bin sicher, dass er es ist. Die Hexe muss ihn hier unten umgebracht haben.«
    Während ihrer Worte legte sie das Säckchen auf den Boden. Jerome, der sich vor Grauen schüttelte und das Ganze als immer irrealer empfand, hatte das Gefühl, als bewege sich etwas darin. Dann holte sie zehn Kerzen aus einer Tasche, entzündete sie nacheinander und klebte sie mit dem entstehenden Wachs auf dem Boden fest. Jerome erkannte das Muster sofort. Es entsprach dem Drudenfuß aus Schierling, den er umgehängt hatte. Fünf Kerzen bildeten die Spitzen dieses uralten, Dämonen bannenden Symbols, das auch als Pentagramm bekannt war, fünf Kerzen standen dort, wo sich die Linien des Drudenfußes überkreuzten. Jerome zog ihn in Gedanken nach und kam zu dem Ergebnis, dass Cira verblüffend genau arbeitete. Danach malte sie mit Kreide einen Kreis direkt ins Zentrum des Drudenfußes.
    »So«, sagte sie dann. »Unser Schutzkreis ist fertig. Darin muss die Hexe erscheinen. Und sie wird uns nicht angreifen können.« Die Baskin öffnete das Säckchen, das sie mitgebracht hatte. Im unheimlich flackernden Kerzenlicht sah Dylan, dass Cira plötzlich eine wild zappelnde Fledermaus in der Hand hielt. Gleichzeitig stellte sie eine kleine Schüssel auf den Boden, die wohl auch im Säckchen gewesen war.
    »So, die hast du also auch noch gefangen«, sagte er und unterdrückte nur mühsam ein Gähnen, auch wenn seine Aufregung immer größer wurde.
    Ohne zu zögern riss Cira dem Tierchen den Kopf ab. Jerome wurde fast schlecht, als er das Fledermausblut in die Schale rinnen sah. Er enthielt sich aber jeglicher Bemerkung.
    Aus der Hosentasche holte Cira einen weißen Zettel, den sie in den gemalten Kreis legte und glatt strich. »Jetzt wird es ernst«, sagte sie. »Tauch deinen Finger in das Fledermausblut und schreibe Madeleine Brissacs Namen darauf. Dann tritt blitzschnell zurück. Das ist nämlich ein mächtiger Zauber, dem sich die Hexe nicht widersetzen kann. Sie wird umgehend hier auftauchen. Kriegt sie dich zu fassen, bist du schneller tot, als dir lieb sein kann.«
    Jeromes Herz raste nun wie nie zuvor. Er tauchte seinen zitternden Finger in das noch warme Fledermausblut und schrieb. Vier Mal musste er den Vorgang wiederholen, dann prangte der Name Madeleine Brissac auf dem Zettel. Etwas Blut war noch übrig. Blitzschnell trat Jerome zurück.
    »Nicht schön, aber selten«, kommentierte Ciranoush.
    Etwas Seltsames geschah. Die Blutbuchstaben schienen plötzlich nach allen Seiten auseinander zu fließen. Dann bildete sich feiner Nebel im Kreis, der sich umgehend verdichtete. Aus den Schemen formte sich der Körper der Hexe!
    Madeleine Brissac gebärdete sich wie irr. Sie tobte und schrie und drohte den beiden Menschen furchtbarste Höllenqualen an. Jerome wäre am liebsten weggerannt, blieb aber stehen, als er sah, wie ruhig Ciranoush blieb.
    »Fluch du nur, Hexe. Wir haben dich und das weißt du. Du kommst nicht mehr hier weg, bis das Fledermausblut völlig getrocknet ist. Diese Zeit sollte uns aber reichen.«
    Ciranoush nahm das restliche Fledermausblut und bestrich damit die Henkersschlinge.
    »Was tust du da?«, kreischte Madeleine Brissac und tobte gegen den magischen Bannkreis an. Vergeblich.
    Kaum klebte das letzte Tröpfchen Fledermausblut am Henkersstrick, begann dieser blutrot zu leuchten. Gleichzeitig ging das Kreischen der Hexe in ein irres Brüllen über. Jerome sah fasziniert, wie ein Sog entstand, gegen den sich die Hexe stemmen wollte. Aber dieses Mal war sie die Schwächere. Ganz langsam schwebte sie zur Schlinge empor, die nun grellrot strahlte. Als Brissac die Schlinge erreicht hatte, legte sich diese wie von selbst um ihren Hals und zog sich zu.
    Ein Schrei, so schrill und furchtbar, dass Jerome sich die Ohren zuhielt, brach sich an den Gewölbewänden. Die Hexe zuckte noch ein paarmal, ihre Augen quollen aus den Höhlen, desgleichen ihre Zunge aus dem Mund, dann hing sie still. Und das

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