0928 - Solo für einen Androiden
sollte."
„Durch Zeitreise", sagte Tifflor.
„Die Zeit reist mit einem", erklärte Plekeehr. „Man befindet sich immer in der Gegenwart, und was ich eben gesagt habe, gehört nun schon der Vergangenheit an."
„So habe ich das nicht gemeint", sagte Tifflor kopfschüttelnd und beschloß, diesen Haarspaltereien ein Ende zu machen. „Alurus hat behauptet, daß er in einer besonderen Mission aus der Zukunft käme. Stimmt das?"
„Wenn Alurus es sagt!"
„Besitzen Sie kein eigenes Wissen über die Zeit, aus der Sie kommen, Blacky?"
Plekeehr schwieg.
„Warum versuchen wir es nicht einmal anders herum?" meinte Tifflor jovial. „Wiesel hat uns verraten, daß Sie überaus wißbegierig sind. Tauschen wir einfach die Rollen und stellen Sie die Fragen."
„Wozu? Das ist sinnlos."
„Versuchen wir es. Vielleicht finden Sie Spaß daran.
„Also gut. Warum versuchen Sie, mich auszufragen? Welchen Vorteil versprechen Sie sich für sich selbst, für die Menschen dieses Planeten oder des gesamten kosmischen Sektors?"
„Zugegeben, bis jetzt bin ich nicht viel weitergekommen", gestand Tifflor, der bei Plekeehrs letzten Worten hellhörig geworden war. „Aber vielleicht führt unser Gespräch doch noch zu etwas. So sinnlos erscheint es mir gar nicht."
„Was, glauben Sie, dadurch ändern zu können?" fragte Plekeehr. Bevor Tifflor noch etwas darauf antworten konnte, fuhr der UFOnaut fort: „Was immer Sie auch zu erreichen glauben, Sie können die Geschehnisse nicht mehr aufhalten. Niemand ist dazu in der Lage. Dieser Sektor des Universums strebt unaufhaltsam dem Untergang zu, das Ende steht knapp bevor. Darum ist unsere Unterhaltung völlig sinnlos."
Tifflor war perplex. Während er noch versuchte, das Gehörte zu verarbeiten, machte er automatisch eine Computerauswertung. Er wollte den wüsten Spekulationen, die ihm auf einmal durch den Kopf geisterten, durch die kühle Logik des Rechners ein Ende machen. Als dann jedoch in roter Signalschrift ein einzelnes Wort auf dem Bildschirm aufleuchtete, war das nur eine Bestätigung für seine schlimmsten Befürchtungen.
Dort stand: Weltraumbeben.
Also war auch der Rechner der Meinung, daß es zwischen Plekeehrs emotionslos vorgetragener Bemerkung vom nahenden Untergang des Milchstraßensektors und den überall entstehenden Kraftfeldern einen Zusammenhang geben könnte. Tifflors Hände zitterten leicht, als er fragte: „Wie kommen Sie zu der Ansicht, Blacky, daß dieser Sektor des Universums dem Untergang geweiht ist?"
„Das ist ein offenes Geheimnis."
„Hat Alurus das gesagt?"
Plekeehr gab keine Antwort. Es schien Tifflor, daß er mit seinem Schweigen ausdrücken wolle, daß es völlig belanglos war, woher er sein Wissen habe, da dies an den Tatsachen ohnehin nichts änderte.
Tifflor räusperte sich und fragte: „Haben Sie von den Weltraumbeben gehört, zu denen es überall in unserer Galaxis kommt, Blacky?"
„Sie waren das Tagesgespräch in Neu-Vindobona."
„Und was halten Sie davon?"
„Sie betreffen mich nicht."
„Aber haben Sie sich keine Gedanken darüber gemacht?"
„Doch."
„Was ist Ihre Meinung?"
„Meine Meinung ist irrelevant."
„Haben Sie eine Vermutung, was diese Weltraumbeben verursacht haben könnte?"
„Ja."
„Dürfte ich sie hören? Was hat, Ihrer Meinung nach, die Weltraumbeben verursacht?"
„Eine manipulierte Materiequelle."
„Eine - was?"
„Diese sogenannten Weltraumbeben dürften aller Wahrscheinlichkeit durch die Manipulation an einer Materiequelle verursacht worden sein", erklärte Plekeehr geduldig. „Die bisherigen Auswirkungen sind noch relativ harmlos. Sie dürften erst der Anfang einer bedrohlichen Entwicklung sein, die an ihrem Höhepunkt zur Vernichtung allen Lebens in diesem Teil des Universums führen muß. Ist das so neu für Sie?"
„Allerdings", gestand Tifflor und erkannte erst zu spät, daß das Eingeständnis seiner Unwissenheit ein Fehler war. Denn von diesem Augenblick an schwieg Plekeehr hartnäckig, wenn es um Fragen ging, die diesen Themenkomplex betrafen.
Tifflor beschloß, eine Pause zu machen und das erarbeitete Material auswerten zu lassen.
*
In der Folge fand Julian Tifflor keine Zeit, sich persönlich um Plekeehr zu kümmern. Er gab den Gefangenen in die Obhut des Psychologen Ferengor Thaty, bei dem er ihn in guten Händen wußte.
Professor Thaty hatte Erfahrung im Umgang mit Fremdwesen, was er nicht zuletzt bei der Betreuung des Loowers Goran-Vran bewiesen hatte. Tifflor und der
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