0931 - Bauchtanz mit dem Tod
Stoff seiner Hose und traf in den rechten Oberschenkel hinein, wo Wilma sie sofort wieder herauszog und zuschaute, was Meret wohl tat.
Er schwieg. Der Schock hatte ihn gelähmt. Wahrscheinlich hatte er noch nicht richtig mitbekommen, was mit ihm passiert war. Blut näßte in einem langen, dunklen Streifen das Hosenbein, aber der Griff um Janinas Hals lockerte sich, was auch sie bemerkte und sich mit einer Drehung befreite.
Sofort huschte sie zur Seite, aber Wilma wollte Meret aus dem Weg haben, deshalb versetzte sie ihm einen Stoß.
Da erst schrie der Mann auf. Er war einen Schritt zur Seite gegangen und hatte dabei sein verletztes Bein belastet, das diesen Druck nicht aushielt.
Der Mann brach auf der Stelle zusammen. Er fing an zu wimmern, hielt sein Bein fest, und Wilma konnte über ihn hinwegsteigen. Sie ging auf Janina zu, die mit einer Hand ihren malträtierten Hals rieb, faßte sie an der Schulter an und schob sie auf die offen stehende Tür zu.
»Wir gehen, wir gehen, wir gehen…« Wie ein Automat wiederholte sie die Worte, und Janina folgte ihr.
Aber Wilma hatte noch nicht genug. Als wäre es eine andere und nicht sie selbst, drehte sie sich vor der Türschwelle noch einmal um und schaute zurück.
Sie sah das Skelett über dem Bett schweben. Im ersten Augenblick sehr klar, dann legte sich ein Schleier vor die Augen, als könnte sie es nicht fassen, und sie fing auch an zu zittern.
Lebte es?
Ja, es lebte, denn es drehte sich um, und auch der Schädel machte die Bewegung mit, als wollte er die beiden Frauen aus seinen düsteren und unheimlichen Augen anstarren.
Das war zuviel für Wilma.
Plötzlich mußte sie schreien. Da brach der Bann, und diese schrillen Geräusche mischten sich in das Wimmern des Verletzten. Beide Frauen stolperten über die Schwelle in den Gang hinein. Sie wollten weg, nur weg, denn sie hatten sich von einem Monster befreien wollen, aber einen Teufel geweckt…
***
Der Schmerz wurde für Meret unerträglich. Er hatte sich bisher immer für einen harten Mann gehalten, den so leicht nichts umwerfen konnte. Das war vorbei. Das Messer war tief in seinen Oberschenkel hineingesaust.
Er lag auf dem Rücken, das gesunde Bein angewinkelt, das verletzte ausgestreckt. Er preßte beide Hände auf die Wunde. Die Schmerzen wühlen sich bis zu seinem Fuß durch und fanden auch den Weg wieder zurück. Die Wunde pochte, sie biß, sie kratzte, aber das war nicht das Schlimmste.
Etwas anderes war hinzugekommen!
Man hatte Abdul Akam getötet, und man hatte damit einen anderen wiedererweckt.
Meret wollte es nicht wahrhaben, aber diese beiden verdammten Weiber hatten einen wahnsinnigen Fehler begangen. Sie hätten es nie, niemals tun dürfen, denn sie ahnten nicht im entferntesten, welche Gefahr sie damit heraufbeschworen hatten.
Auch für ihn, denn Meret wußte, wie Abdul Akam reagieren würde. Er war in seinem Haß nicht mehr zu stoppen. Er war der Vernichter, und er saugte aus dieser Vernichtung seine Kraft, um auch weiterhin existieren zu können.
Der Mann wollte über den in Erfüllung gegangenen Alptraum nicht weiter nachdenken. Das war einfach zu schlimm, er mußte nur zusehen, daß er so rasch wie möglich wegkam, denn noch sammelte sich Akam.
Wäre er unverletzt gewesen, hätte es keine Probleme gegeben, aber so konnte er nicht einfach aufstehen und normal zur Tür laufen. Er mußte hinkriechen, und das wiederum nahm verdammt viel Zeit in Anspruch.
Er wälzte sich auf den Bauch. Seine Schreie verdeutlichten die Schmerzen, die durch sein Bein tobten. Er wußte selbst nicht, was dieses verdammte Messer dort alles zerstört hatte, und weshalb er so leiden mußte. Er wollte nur aus dem Salon verschwinden, bevor dieser für ihn zu einer Todesfalle wurde.
Auch dann war es noch nicht sicher, ob er von Bord kam. Vielleicht gelang es ihm, die Reling zu erreichen und ins Wasser zu springen.
Irgendwie mußte er es schaffen, sich an Land zu ziehen, trotz des verletzten Beins.
Das Grauen vor dem Ende stand Meret bis zum Hals und lähmte dort seine Atmung. Dennoch ließ er sich nicht hängen. Wie ein Tier kroch er über den Boden, die Angst biß dabei in seinen Nacken wie eine Zange.
Weiter - weg!
Er keuchte, und Speichel rann aus seinem Mund. Tropfte zu Boden.
Bildete kleine, nasse Inseln. Er aber mußte weiter. Meret krallte sich fest.
Der Teppich war von guter Qualität, für sein Vorhaben allerdings zu kurzflorig.
Meret kam kaum voran, und er mußte das getroffene Bein wie ein
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