0931 - Bauchtanz mit dem Tod
war um die andere Seite des Wagens gelaufen. Er war auch an der weinenden blonden Frau vorbeigehuscht, um den Gegner zusammen mit John in die Zange nehmen zu können.
Er entdeckte die zerstörte Frontscheibe. Es gab genug Löcher, um auch in den Golf schauen zu können, wo es John gelungen war, die andere Frau aus dem Wagen zu ziehen.
Suko wollte sich um das Skelett kümmern.
Da sah er die Flamme im hinteren Teil des Autos. Sie huschte in die Höhe, hatte den Wagenhimmel erreicht, und ihr rötlich gelber Widerschein tanzte über den Körper des Knöchernen hinweg.
Der Inspektor kam nicht dazu, sich länger Gedanken zu machen. Er wußte, was dieses Feuer bedeutete, und er handelte rein instinktiv und reflexartig.
Auf der Stelle drehte er sich um, sah die blonde Frau noch immer starr auf dem Fleck stehen, hetzte mit drei Schritten auf sie zu, bekam sie zu packen, hob sie an wie eine Puppe und rannte weg von der Flammenhölle.
Er wußte, wie leicht der Wagen in die Luft fliegen konnte, und dann mußte er genügend Distanz zwischen sich und das Fahrzeug gebracht haben…
***
Die gleichen Gedanken durchzuckten auch meinen Kopf. Ich wollte deshalb so schnell wie möglich aus der Nähe des Fahrzeugs verschwinden.
Ich hielt die Frau fest, während ich rannte und dem jungen Mann zuschrie, uns zu folgen. Ich sah noch, daß er sich bewegte, dann hetzten wir über den Kai, wobei ich die Frau mehr zerrte und zog, als daß sie überhaupt ihre Beine bewegte. Das Tuch löste sich, der Knoten hielt nicht mehr, es wehte von ihrem Körper weg, zeigte für einen Moment ihre Nacktheit, bevor es ihr wieder gelang, das Tuch zu schnappen und an sich zu raffen.
Hinter uns brannte der Wagen lichterloh. Wir konnten es nicht sehen, aber wir spürten die Hitze. Als ich einen der mächtigen Poller sah, an denen die Schiffe vertäut wurden, zerrte ich die Frau hinter ihn. »In Deckung bleiben!« zischte ich ihr zu. Selbst hielt ich mich nicht an die Regel, denn ich schob mich höher, um über den Poller hinwegschauen zu können.
Der Wagen war einfach nicht zu übersehen. Er brannte lichterloh, und fette, schwarze Rauchschwaden umgaben die mörderisch heiße Flut.
Noch war der Wagen nicht in die Luft geflogen, denn das Feuer hatte den Tank nicht erreicht, aber lange dauern würde es nicht mehr. Darauf kam es mir im Augenblick auch nicht an, denn mich interessierte vielmehr das Skelett und ob es verbrannt oder verschmort war.
Zu Gesicht kriegte ich es nicht. Der Golf war nach wie vor ein Meer aus Feuer und Rauch, was es mir unmöglich machte, etwas Genaues zu erkennen. Dieser Kai war bis auf uns menschenleer, das Feuer hatte noch keine anderen Personen angelockt, und ich hoffte, daß dieses Skelett verbrannte, wobei ich nicht hundertprozentig damit rechnete, weil ich dieses Monstrum zugleich als Urheber der Flammen einschätzte und davon ausging, daß es sich nicht selbst vernichtete.
Noch lebte es.
Zumindest ahnte ich die Bewegungen hinter dem Rauch und dem Feuer.
Dort tanzte etwas, gelblich, leicht kompakt, aber das war vorbei, als das Feuer den Tank erreichte.
Der Wagen glühte auf, dann flog er in die Luft, und diverse Einzelteile wirbelten wie glühende Schrapnelle in alle Richtungen.
Diesmal tauchte auch ich unter. Wir waren zwar relativ weit entfernt, zudem gab uns der Poller eine gewisse Sicherheit, ich wollte es trotzdem nicht darauf ankommen lassen und schützte den Körper der Frau mit meinem eigenen.
Was sich dort abspielte, wo der Wagen in die Luft geflogen war, sah ich nur indirekt.
Über den dunklen Boden des Kais huschten die flackernden Schatten aus verschiedenfarbigen Lichter hinweg, wobei sie zusätzlich eingetaucht waren in dunkle Muster, die so aussahen, als wollten sie aus dem festen Boden eine kabbelnde Wasserfläche machen.
Sechs, sieben Sekunden blieb ich unten. Ich hatte gehört, daß die Golfteile aufgeschlagen waren. Zum Glück hatten sie uns verschont. Ich hob den Kopf, schützte die Frau aber weiterhin mit meinem Körper und starrte auf den Wagen.
Er brannte noch. Fetter Rauch stieg in die Höhe und stand über dem Fahrzeug wie wolkige Zitterspiralen. Der Wind trieb den Gestank glücklicherweise in die andere Richtung, weg von uns. Er blähte auch die kleinen Flammen auf, die noch in dem Wrack zuckten und wo auch das Skelett verbrannt sein mußte.
Das aber stimmte nicht.
Selten zuvor hatte ich so geirrt. Plötzlich bewegte sich etwas in der glühenden, roten Masse. Einige Teile wirbelten hoch,
Weitere Kostenlose Bücher