0931 - Bauchtanz mit dem Tod
heran und sahen auch, daß der Wagen zitterte. Trommelte da jemand auf die Motorhaube, die wir wegen der hohen Karosserie nicht sehen konnten?
»Das packen wir!« keuchte Suko. Er wollte mir und sich damit Mut machen. Ich nickte nur, weil ich meine Kräfte schonen mußte. Verdammt noch mal, wie lang konnte ein derartiger Kai denn werden? Ich achtete auf nichts anderes als auf den Wagen.
Die Echos verstummten, doch kurz darauf schwankte der Wagen wieder.
Da hörten wir auch den Schrei einer Frau, und zugleich schwangen die beiden Vordertüren auf. Wie runde Pakete rollten zwei Menschen ins Freie und drehten sich auf dem Pflaster des Kais.
Wir sahen, daß es ein Mann und eine Frau waren. Die Frau trug ein helles Kleid oder einen Umhang, so genau war es nicht zu sehen, aber sie kroch vom Wagen weg, kam auf die Füße und schrie, während sie mit zuckenden Armbewegungen auf den Golf deutete.
Warum nur? Wir erkannten es, weil wir nahe genug herangekommen waren. Auf dem Rücksitz saß noch eine zweite Frau…
***
Wilma, Janina und auch Joachim hatten zwar nicht mit ihrem Leben abgeschlossen, obwohl es wegen der Starre so gewirkt haben mochte, sie waren nur so entsetzt gewesen, aber jetzt war ein Zustand erreicht worden, der alles wieder in die Reihe brachte.
Zumindest für sie, denn plötzlich konnten sie sich wieder bewegen. Es mochte an diesem heißen Hauch gelegen haben, der ihnen entgegengeweht war, jedenfalls taten beide das Richtige.
Bertus warf sich nach rechts, Wilma nach links. Und in der Bewegung öffneten sie die Türen. Sie waren nicht mehr angeschnallt, selbst Joachim hatte den Gurt nicht umgelegt, und nichts hinderte sie daran, sich ins Freie zu wuchten.
Beide fielen hart zu Boden, aber sie kümmerten sich nicht darum. Wilma drehte sich weiter. Ihre nackten Beine schrammten über die rauhe Oberfläche hinweg, sie riß sich die Knie auf und scheuerte sich auch die Oberschenkel blutig, doch das nahm sie in Kauf, wenn es ihr nur gelang, das Leben zu retten.
Sie wunderte sich darüber, wie schnell sie es schaffte, wieder auf die Füße zu kommen. Dabei torkelte sie zwar zur Seite, aber sie fiel nicht mehr hin und hatte den Golf jetzt von der Seite her im Blickfeld.
O Gott-Janina!
Sie hatte das starre Entsetzen nicht so rasch überwinden können und saß noch immer auf dem Rücksitz wie jemand, der vergessen worden war. Das verdammte Skelett aber hatte sich tiefer in den Wagen hineingebohrt und würde Janina holen.
Wilma wußte nicht, ob sie den Namen der Freundin nur geflüstert oder auch geschrien hatte. Sie fühlte sich nach außen gedrängt, aber sie bekam noch mit, daß plötzlich zwei fremde Männer in ihrer Nähe erschienen und einer davon die rechte Fondtür des Golfs aufriß…
***
Das genau tat ich!
Ich hatte die Frau gesehen und wußte, daß sie nicht in der Lage war, sich aus eigener Kraft aus dem Fahrzeug zu befreien. Deshalb war ich sofort auf die Tür zugerannt und zerrte sie auf.
Ich schaute in den Wagen.
Und es kam mir vor, als hätte Suko seinen Stab eingesetzt und die Zeit für fünf Sekunden angehalten. Was ich in dieser Zeitspanne wahrnahm, war schon ungeheuer, denn ich sah nicht nur die junge angststarre Frau dort hocken, sondern rechts von mir das Skelett mit dem Totenschädel, das über die Motorhaube hinweggeglitten war, die Frontscheibe zerstört hatte und so in den Golf hatte gelangen können.
Ich tauchte ebenfalls in den Fond, um nach der Frau zu greifen, die sich von allein nicht bewegte. Gleichzeitig spürte ich die verfluchte Hitze, die mich im Gesicht erwischte, obwohl ich keine Flammen sah.
Ich hatte keine Zeit, darauf zu achten, ob mein Kreuz auf die eine oder andere Art reagierte. Die schwarzhaarige Person war wichtiger. Ich faßte schon brutal zu, denn sie sollte mir bei der Rettungsaktion nicht aus den Fingern rutschten, und ich zerrte sie seitlich durch die offene Tür nach draußen.
Zugleich hatte das Skelett einen Arm angehoben. Mit dieser Knochenklaue schlug er zu. Er wollte seinen spitzen Finger in den Leib oder das Bein der Frau graben, aber ich war schneller gewesen und hatte sie weggezerrt. Die Klaue fand ein anderes Ziel. Sie bohrte sich tatsächlich in das Polster des Rücksitzes hinein, und während ich mit meiner »Beute« schon den Wagen verlassen hatten, zuckte auf der Rückbank eine Flamme hoch.
Die Hitze war zu groß geworden. Die hatte die Rückbank des Golfs in Brand gesetzt und den Wagen in eine Flammenhölle verwandelt…
***
Suko
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