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0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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einmal eine belustigte Stimme neben sich. Nicole biss sich auf die Lippen. Zamorra hatte recht. Wenn ich davon ausgehe, dass diese junge Frau hier die Wahrheit sagt, dann haben wir ein Problem. Einen japanischen Totengeist, der einen Schatten jagt. Und wer weiß, ob dieser Totengeist es wirklich gut meint. Um genau zu wissen, ob er es war, der Claude Blazon getötet hat, müsste ich dann auch diesen Totengeist befragen.
    Nicole musste angesichts dieses Gedankens lächeln. Ein Totengeist als Zeuge. Na, ich hatte schon Skurrileres auf meiner Agenda.
    »Also gut, Yasmina«, sagte Nicole nach einer Pause, »ich glaube Ihnen. Aber wenn ich das tue, muss ich ganz genau wissen, was Sie in Aubervilliers getan haben. Und in welcher Reihenfolge…«
    ***
    »… und deshalb bin ich zu dem Schluss gekommen, dass zumindest Paulette Blazon ein Anrecht darauf hatte, sich an die deBlaussec-Stiftung - also uns! - zu wenden!«, beendete Nicole ihren Bericht.
    Louis Landru hatte sich hinter seinem Schreibtisch, über dem ein postergroßes Porträt von Zamorra und Nicole hing, zurückgelehnt und betrachtete Nicole mit hochgezogenen Augenbrauen. »Ich schätze es im Allgemeinen nicht, wenn Mitarbeiter, die ich zu Interview-Zwecken eingestellt habe, zu eigenen Schlussfolgerungen kommen, Madame Deneuve.«
    Nicole starrte ihn verständnislos an. »Aber Louis, ich…«
    Landru machte eine ungeduldige kleine Bewegung. Er stand auf und begann, in dem kleinen Büro hin und herzugehen. »Ich sage nicht, dass ich es nicht sehe wie Sie, Julie. Und wegen mir können Sie auch gern weitermachen. Ich denke wie Sie, dass noch lange nicht klar ist, ob der Schatten - oder was auch immer das war, was diese Yasmina da gesehen hat - Claude Blazon wirklich auf dem Gewissen hat. Ich möchte aber dennoch klarstellen, dass ich Sie als Interviewerin angestellt habe, nicht, um Schlussfolgerungen zu ziehen.«
    Nicole hob die Brauen und beschloss, die Sache nicht ganz so ernst zu nehmen. Sie erwiderte den scharfen Blick aus den kleinen braunen Schweinsaugen von Professor Landru offen. »Ich habe keine Zweifel, wer hier der Chef ist, Louis. Aber wenn Sie erwarten, dass ich mein Gehirn bei den Interviews abschalte, dann muss ich sagen, dass ich das wohl nicht werde tun können.« Bitte. Friss oder stirb , dachte sie.
    Louis Landru zog die Brauen zusammen und starrte Nicole über seine dicke Hornbrille und seine Geiernase hinweg an. Auf einmal lächelte er. »Gut! Solche Mitarbeiter lobe ich mir! Weiter so. Und wie ich schon sagte, Sie haben völlig recht. Forschen Sie weiter.«
    Nicole stutzte einen Moment, dann erwiderte sie das Lächeln. »Professor, ich werde dazu wahrscheinlich einen Dämon interviewen müssen.«
    »Aber Julie, gerade sagten Sie noch, dass es sich bei dem Samurai um einen Totengeist handelt, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Und um ehrlich zu sein, sehe ich da eine Schwierigkeit.«
    »Bitte? Ach ja, Sie haben recht, ein Totengeist. - Aber warum Schwierigkeit?«, meinte Nicole jetzt verwirrt.
    »Sie sehen keine? Aber wo wollen Sie denn den Totengeist finden?«
    Nicole setzte zu einer Antwort an, doch diese blieb ihr im Hals stecken. Louis Landru hatte recht. Sie konnte doch nicht alle Sterbenden in Paris abklappern, bis sie zufällig wieder auf diesen Geist traf. Und sie hatte auch durchaus nicht vor, zu sterben, nur damit er sich bei ihr einfand - was selbst dann ja noch gar nicht mal sicher war.
    Sie überlegte kurz. Doch bevor sie antworten konnte, hatte Louis Landru schon wieder das Wort ergriffen. Er war aufgestanden und sah auf den trüben Nieselregen des Place de la Defense hinaus. Was im Sommer ein. angenehmer Platz für moderne Kunst und Sonnenbaden sein konnte, war jetzt eine graue und nasse Betonwüste, die von den bunten Statuen und mächtigen Kunstwerken nicht aufgeheitert wurde. »Keine Antwort? Sie sind doch sonst so entschlussfreudig, Madame Deneuve!« Er lachte auf seltsame Weise. Nicole sah ihn verwirrt an, es klang heiser wie ein abgemurkstes Huhn.
    Sie räusperte sich. Was tut man nicht alles für den Job, dachte sie ironisch. »Ich werde mich wohl noch einmal mit Yasmina Azari zusammensetzen. Ich habe die Vermutung, dass irgendetwas von dem, was sie tat, sowohl den Totengeist als auch diesen ominösen Schatten herbeigerufen haben.«
    »Hatte Mademoiselle Azari dem Dasein als Medium nicht abgeschworen?«
    »Hatte sie«, sagte Nicole entschlossen und sammelte die Unterlagen zusammen, um aufzubrechen. »Aber sie wird ihren

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