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0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Doch sie wusste mit einem Mal nicht mehr, ob sie sich wirklich retten wollte, denn dort oben wartete ein übermächtiger Geist auf sie. So machtvoll, dass sie am liebsten vor Furcht aufgeschrien hätte. Und dieser Geist, der sie einfangen wollte, kam näher und näher auf sie zu. In panischer Angst tauchte Nicole unter einer weiteren riesenhaften Fontäne hindurch, die neben ihr in die Höhe schoss und nur mit Mühe wich sie der höllischen Hitze aus, die sie verdampfen würde, wenn sie ihr zu nahe kam. Doch ganz konnte sie ihr nicht entkommen. Die bereits angesengten Flügel gingen mit einem Mal in Flammen auf und Nicole spürte den furchtbaren Schmerz bis auf die Knochen. Sie schrie auf und konnte gar nicht mehr aufhören…
    ... und spürte, wie ihre linke Hand gegen etwas Weiches klatschte.
    »Au! - Mann, was ist denn los, Julie! Julie, hörst du mich?«
    Nicole öffnete mit einem Kuck die Augen. Julie? Wer zur Hölle war Julie? Sie blinzelte und sah sich um. »Ich… ich bin -« Sie stockte. Langsam fiel ihr alles wieder ein. Sie war in der Wohnung dieses Finanzbeamten, Prosper Leloux. Zusammen mit Yasmina Azari, der verkrachten Orientalistik-Studentin, die vorgab, den Erzengel Uriel zu rufen. Und ich bin Nicole Duval. Aber ich nenne mich derzeit Julie Deneuve, weil ich für die deBlaussec-Stiftung arbeite und inkognito bleiben will.
    Sie atmete tief durch.
    Was war nur passiert? Sie sah auf und in Yasminas besorgtes Gesicht. Prosper Leloux kam gerade hinter der jungen Frau angelaufen und brachte sowohl einen feuchten Waschlappen als auch ein großes Glas Wasser.
    »Gott sei Dank!«, rief er aus, als er Nicole aufrecht sitzen sah. »Wir hatten uns schon wirkliche Sorgen gemacht, was denn wohl mit Ihnen los sei!«
    Nicole nickte nur. Die Erinnerung an den Traum - oder war es sogar eine Vision gewesen? Sie wusste es nicht - war noch so lebendig, dass sie immer noch die Nachwehen der Angst spürte, die sie über dem See empfunden hatte. Selbst ihr Arm tat noch weh, so sehr, als habe sie ihn tatsächlich verbrannt. Ich könnte sogar schwören, er ist krebsrot, wenn ich ihn mir jetzt ansehen würde. Was war das nur für ein Wesen, das so übermächtig war, dass es ihr solche Angst einjagen konnte? Sie suchte ihr Gedächtnis nach dem Namen ab. Er war doch schon einmal gefallen.
    CHAVACH.
    Ich muss herausfinden, was es damit auf sich hat.
    Yasmina hatte Prosper Leloux inzwischen den Waschlappen aus der Hand gerissen und wischte Nicole damit vorsichtig den Schweiß aus der Stirn. Nicole selbst nahm das angebotene Glas Wasser dankbar an und trank durstig. Das kommt von der Hitze über diesem Lavasee, schoss es ihr durch den Kopf, doch dann verwarf sie den Gedanken wieder.
    »Danke«, sagte sie heiser und gab das leere Glas dem Hausherrn zurück.
    »Es wäre wirklich nett, wenn Sie noch eines holen könnten, Prosper«, sagte Yasmina nach einem Seitenblick auf Nicole zu Leloux. Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. »Am besten bringen Sie gleich eine Kanne und noch zwei Gläser mit, für mich und für sich auch! Ach, und hätten Sie auch eine Tasse Kaffee? Ich glaube, Julie könnte jetzt etwas für ihren Kreislauf gebrauchen.«
    Der junge Mann nickte hastig und verschwand, froh, dass er sich nicht mehr um Nicole zu kümmern brauchte. Yasmina drückte Nicole den Waschlappen in die Hand. »Mann, du machst ja Sachen, Julie. Du hast mir ganz schön Angst eingejagt.«
    »Was ist passiert, Yasmina?«, fragte Nicole halblaut.
    »Ich habe keine Ahnung! Sag du's mir! Ich dachte, du hättest öfter mit Dämonen zu tun!« Die Stimme der Studentin klang vorwurfsvoll.
    Nicole zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich kippe auch in der Regel nicht um, wenn ein Dämon auftaucht. Wenn überhaupt einer aufgetaucht ist!«, antwortete sie ratlos.
    Yasmina starrte sie drei Sekunden an, doch entschloss sich dann offenbar, diesen Punkt erst einmal beiseite zu lassen. »Also. Ich hatte kaum das letzte Zeichen auf den Boden gemalt - das, von dem du sagtest, dass es das Zeichen für das Jüngste Gericht, für das Ende der Welt sei -, da bist du mit einem lauten Stöhnen vom Sofa gekippt. Warum auch immer. Für einen Moment dachte ich, ich hätte in meinem Augenwinkel, da hinten, einen Schatten gesehen, etwas Formloses, wie damals das Ding hinter dem Bett von Claude Blazon. Aber das war auch genau der Moment, an dem du auf einmal von der Couch gekippt bist.«
    »Der japanische Totengeist tauchte also nicht auf?«
    Yasmina wurde rot. »Ich muss

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