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0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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sagen, ich habe nicht darauf geachtet, ich war so erschrocken, immerhin hast du die Stehlampe neben dem Sofa auch gleich umgerissen. Hat ganz schön gescheppert.« Sie wies mit dem Zeigefinger hinter Nicole, die sich erschrocken umdrehte. Die Lampe, die aus japanischem Papier bestand - bestanden hatte - lag zerbrochen und zerrissen neben dem durchgesessenen Sofa. Nicole wurde rot. »Ich habe wohl um mich geschlagen, was?«
    »Kann man so sagen. - Naja, als ich mich nach dem Schatten umdrehte, war der schon weg. Ich meine, ich habe da noch den Umriss einer anderen Person gesehen, die in der Nähe war, aber ich bin nicht ganz sicher. Wenn es wirklich etwas war, dann wohl dieser japanische Totengeist.«
    Nicole starrte nachdenklich in den Winkel neben dem großen Schrank voller CDs und DVDs, hinter dem sie geglaubt hatte, den Schatten zu sehen. Ich habe das Bewusstsein verloren, als er auftauchte. Sie tastete nach ihrer Jackentasche. Darin lagen vorsichtshalber der Dhyarra-Kristall und auch ein Amulett gegen Schwarzblütige, das allerdings eher gegen den normalen Feld-, Wald- und Wiesendämon half, nicht aber gegen höherrangige Schwarzblütige. Wenn sie derzeit schon nicht auf Merlins Stern zurückgreifen konnte, war das das Unauffälligste, das man als Waffe gegen finstere Mächte benutzen konnte, der Blaster war zu unhandlich. Ob das Ding den Kristall gespürt hat? Oder das Amulett? Beides schien Nicole unwahrscheinlich.
    Nicole lehnte sich zurück und starrte die Decke an. Ich wünschte, ich wäre zu Hause und könnte in aller Ruhe nachdenken. Sie richtete sich wieder auf. »Ich muss nach Hause. Ich muss nachdenken, was passiert ist«, sagte sie kurz entschlossen. »Komm morgen früh wieder zu mir, dann besprechen wir das alles noch einmal in Ruhe.«
    »Was sage ich Prosper, wenn er zurückkommt?«, flüsterte Yasmina gereizt.
    »Sag ihm einfach, mich hätte die Präsenz von Uriel umgehauen und dass ich so was noch nicht erlebt habe. Und gib ihm diese 50 Euro für die Lampe hier.«
    Yasmina musste kichern. »Ich komme morgen früh und warte in dem Café unten an der Ecke.« Damit stand sie auf. »Ich gehe jetzt zu Prosper in die Küche und sage ihm, dass du weg bist.«
    Nicole blieb zurück. Nach ein paar Sekunden stand sie etwas wacklig auf und verließ die Wohnung.
    ***
    Verwirrt starrte der Shinigami auf die Szenerie, die er an dem neuen Ort, an den er gerufen worden war, vorfand. Ein junger Mann auf einem Sessel, um den jemand in einem lilafarbenen, fransigen Gewand gerade das letzte Kreidezeichen malte. Auf einmal, er hatte noch kaum begriffen, warum er hier war, schrie jemand auf und schlug die Lampe um, die neben dem Sofa stand. Die beiden anderen Anwesenden stürzten entsetzt auf diese Person zu.
    Der Shinigami fragte sich schon irritiert, ob er vielleicht einem falschen Ruf gefolgt war. Doch dann beschloss er, sich auf seine jahrhundertelangen Instinkte zu verlassen. Er zog sein Kâtana, das er auf den Rücken geschnallt hatte, und hob es mit einem lauten Ruf über den Kopf. Dann schloss er die Augen und versuchte, die Szenerie abgesehen von dem tobenden Wesen auf der Couch mit seinen inneren Sinnen zu betrachten.
    Da. Jetzt sah er es. Dort hinten, in der Ecke, schien sich ein Schatten zu manifestieren, dunkler, als er eigentlich in der schmalen Nische zwischen Wand und Schrank hätte sein dürfen. Er begann mit den Rezitationen, die ihm helfen sollten, das Wesen, dass er nun schon so lange suchte, endlich einzufangen. Doch es schien, als seien diese Formeln nur schwer auszusprechen.
    Wie konnte das sein? Wieder konzentrierte der Shinigami sich stärker, stellte sich fester auf den Boden und begann mit den Formeln von Neuem, heftiger diesmal. Das Japanisch der Rezitation klang abgehackt, drohend. Doch auf einmal spürte der Kami, dass er seine Formeln ins Leere hinein sprach.
    Der Schatten war verschwunden. Hinter dem Regal war lediglich ein Dunkel, wie man es eben an einem düsteren Februartag hinter einem Schrank in einem schlecht beleuchteten Zimmer vorfinden mochte.
    Der Shinigami sah sich noch einmal um. Wieder war ihm das Wesen entkommen. Resigniert ließ er sein Kâtana sinken und atmete tief durch. Er wandte sich mit einem stillen Gebet an seinen Auftraggeber. Ich habe wieder versagt.
    Bitte verzeih mir. Ich kann nicht mehr glauben, dass ich der Richtige bin.
    Er hörte eine sanfte Antwort. Nein, ich denke, du hast nicht versagt. Der Shinigami fuhr herum und sah zu seiner Überraschung den schwarzen

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