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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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einmal mehr ignorieren.«
    »Mau«, sagte die Katze, was so viel heißen konnte wie Entschuldigung oder auch Ich hab' dich gewarnt!
    Zamorra wollte gerade zu einer passenden Erwiderung ansetzen, als unter dem Tisch plötzlich Nebel aufwallte. Das konnte nichts Gutes bedeuten!
    Die Schwaden waberten zwischen den Steinstreben hervor, sammelten sich einen Meter vor dem Kästchen und verdichteten sich zu einer schnell rotierenden Säule. In Sekundenschnelle schälte sich eine Gestalt aus dem Nebel. Ein schlecht gelaunt aussehender Mann mit nacktem, muskelbepacktem Oberkörper. Er trug eine enge Hose aus elastischem Material, das die Muskelstränge seiner Oberschenkel und Waden deutlich nachzeichnete. Seine langen, schwarzen Haare standen wild vom Kopf ab. Die senkrechte Falte zwischen den Augenbrauen war einer der Gründe, warum er so schlecht gelaunt aussah. Der zum Schlag erhobene Säbel war ein anderer.
    Der Krieger erinnerte Zamorra von den Gesichtszügen her entfernt an einen jungen, gut rasierten Merlin. An einen Merlin nach dreihundert Jahren Fitness-Studio, um genau zu sein. Mit einem wilden Schrei rannte er auf den Dämonenjäger zu.
    » Merde! « Zamorra versuchte sich aufzurappeln, doch da war der Säbelkämpfer schon heran. Im allerletzten Augenblick warf sich der Professor zur Seite. Die Klinge schabte über den Boden, und ein Funkenschauer sprühte auf. Die Katze fauchte den Krieger an, doch der warf ihr nur einen kurzen Blick zu und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Meister des Übersinnlichen.
    Der hatte sich inzwischen weit genug weggerollt. Er sprang auf und rammte die Hand in die Hosentasche. Der Dhyarra-Kristall! Er musste an den Kristall kommen.
    Die Tasche war leer. Da war der Krieger heran und führte einen waagerechten Streich in Zamorras Halshöhe. Nur seinem beinahe täglichen Training hatte der Professor es zu verdanken, dass er noch rechtzeitig nach hinten ausweichen konnte. Doch der Kämpfer holte schon wieder aus. Und er sah nicht so aus, als müsse er sich anstrengen!
    Von der rechten Seite fegte ein fauchendes Fellbündel heran. Die Katze prallte gegen den Säbelarm des Kriegers. Mit den Krallen aller vier Pfoten hielt sie sich fest. Der junge Muskel-Merlin zeigte jedoch keinerlei Anzeichen von Schmerz.
    In aller Seelenruhe pflückte er mit der freien Hand das Tier von seinem Arm und schleuderte es Zamorra entgegen. Der war bei der Suche nach dem Dhyarra endlich in der Innentasche seines Jacketts fündig geworden. Er wusste, dass ihm der Kristall womöglich nicht weiterhelfen konnte, denn dessen Kraft beruhte darauf, dass der Benutzer eine klare, bildhafte Vorstellung dessen hatte, was der Sternenstein bewirken sollte. Und das erforderte starke Konzentration, die man in einer Kampfsituation nur schwer aufbringen konnte. Zusätzlich erschwert wurde sie, wenn man eine fauchende Katze auf sich zufliegen sah.
    Das Bild des zu Stein erstarrenden Kriegers, das in seinem Kopf Form annehmen wollte, verpuffte. Zamorra konnte sich gerade noch rechtzeitig bücken, fühlte sogar noch, wie ihm der Schwanz der Katze ins Gesicht schlug, da war sie über ihn hinweg.
    Aber jetzt! Er umklammerte den Stein fester, eher eine Geste seiner Anspannung, als dass es für die Wirksamkeit der Dhyarra-Magie nötig gewesen wäre. Er machte einen Schritt zurück, dann noch einen. Wieder konzentrierte er sich auf das Bild, bei dessen Vorstellung ihn die Katze gestört hatte. Wieder störte sie ihn!
    Sie kam von hinten angerannt, huschte zwischen seinen Beinen hindurch und brachte ihn zu Fall. Der Dhyarra entglitt seiner Hand und klirrte über den Boden.
    Was zum Teufel sollte das? Es sah beinahe so aus, als wolle die Katze beide Kontrahenten daran hindern, sich etwas anzutun!
    Ein Anliegen, das dem Säbelkrieger gleichgültig war. Mit zwei schnellen Schritten war er bei Zamorra, der auf dem Rücken lag und zu keinerlei Gegenwehr mehr fähig war. Schon stand der Muskelprotz über ihm und hob die Waffe.
    »Du musst sterben!«, sagte er - mit Merlins Stimme! »Du musst sterben, denn du bist nicht Merlin.«
    Und plötzlich erklang links von ihm die gleiche Stimme noch einmal. »Nein, das ist er nicht. Aber ich bin es!«
    Zamorra Kopf fuhr herum. Das Bild, das sich ihm bot, gehörte sicher zum Überraschendsten, was er in seinem Dämonenjägerleben gesehen hatte. Die Katze dehnte und streckte sich und mit jeder Bewegung wurde sie größer und menschlicher. Bis aus ihr schließlich der alte Magier geworden

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