Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
zurück. Hätte sie regelmäßig und fleißig geübt, so wie Griselda es von ihr gewünscht hatte, bestünde vielleicht eine kleine Chance zu fliehen. Aber so? Mit diesen lächerlichen Sätzen? Wie weit würde sie der nächste bringen? Zwei Meter? Einen? Schaffte sie überhaupt noch einen Sprung?
    Tatsächlich brachte er sie zwei Meter weit, doch da spürte sie auch schon die Erschöpfung, die durch ihren Körper kroch. Sie fühlte sich schwer und steif, als bestünde sie nicht mehr aus Fleisch und Blut, sondern aus Stein.
    »Können wir dann jetzt endlich beginnen?« Krychnaks Stimme hinter ihr klang belustigt.
    In diesem Augenblick traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Der Dämon hatte gewollt, dass sie einen Fluchtversuch unternahm! Er hatte gewollt, dass sie sich verausgabte, sodass er sie nicht bannen musste, wenn er… wenn er mit ihr tat, was immer er auch tun wollte. Vermutlich handelte es sich um einen Zauber, bei dem die Lähmungsmagie hinderlich oder zumindest störend gewesen wäre.
    Was für eine dumme Gans sie doch war!
    Andererseits wäre die Alternative gewesen, ohne jeglichen Widerstand alles über sich ergehen zu lassen. Was also hatte sie durch ihren schwächenden Fluchtversuch verloren? Nichts! Stattdessen hatte sie das Gefühl gewonnen, erhobenen Hauptes sterben zu können.
    Sie drehte sich zu dem Augenlosen um. Der Boden knirschte unter ihren Füßen. Vor einem dürren Strauch, den sie im Mondlicht nur schemenhaft erkennen konnte, glaubte sie den Schatten eines Hasen sitzen zu sehen, der sie beobachtete. Eine Sternschnuppe zog ihre feurige Bahn über den Nachthimmel. Unglaublich, was einem in den letzten Momenten vor dem Tod alles auffiel. »Ja, wir können beginnen.«
    Ohne ein weiteres Wort trat Krychnak zu Kathryne und legte ihr den Handballen auf die Stirn. Seine Finger umfassten den ganzen vorderen Teil ihres Schädels. Dann spie er Worte aus, kehlige, krächzende Laute, die kein menschlicher Mund hätte hervorbringen können. Der Geruch nach Tod und Verwesung wehte ihr aus seinem Maul entgegen. Und dann floss aus seiner Hand all die schwarze Kraft, all die Bosheit, die der Dämon in sich trug. Hämmer mit eiskalten Schlagflächen pulverisierten ihren Kopf, glühende Ketten schlangen sich um ihren Brustkorb und schnürten ihr die Luft ab. Kathryne hatte nicht gewusst, dass ihr Körper fähig war, solche Schmerzen zu ertragen.
    Wie sehr sehnte sie sich nach einer Ohnmacht, wie wünschte sie sich an einen anderen Ort! Einfach nur weg, weit, weit…
     
    ... weg. Dylan wurde erfasst und wie ein Flummi in Ankas Erinnerungen hin und her geschleudert. Ein Kaleidoskop aus Gedanken und Bildfetzen. Bruchstücke eines langen Lebens. Er landete vor ...
     
    ... einem Vampir mit blutunterlaufenen Augen und dolchartigen, blitzenden Eckzähnen. »Du glaubst tatsächlich, dass du mir gefährlich werden kannst?«
    Anka sah auf den spitzen Eichenpflock in ihrer Hand. Der Blutsauger stand gute zehn Meter von ihr entfernt. Er lächelte sie hämisch an.
    Sie zwinkerte - und erschien im nächsten Augenblick direkt hinter ihm.
    »Ja, das glaube ich«, sagte sie. Dann stieß sie ihm den Pflock durch den Rücken ins Herz und…
     
    ... weiter ging die Reise. Ein Flug durch einen sternenübersäten Nachthimmel. Jedes einzelne Licht war eine Erinnerung, jeder Stern war ...
     
    ... Schmerz! Es fühlte sich an, als hätten zwei Krychnaks sie gepackt, einer an jedem Arm, und zogen sie auseinander, zerrten, rissen sie in der Mitte entzwei. Gleichzeitig spürte Kathryne noch immer Krychnaks Handballen auf der Stirn, seine widerlichen Finger an den Schläfen und auf dem Schädel.
    Es quollen unbeschreibliche Laute aus seinem Maul, die klangen wie eine Verhöhnung des Lebens, ein Spott auf die gesamte Schöpfung. Er pumpte seine Verderbtheit in ihren Körper. Sie fühlte sich innerlich besudelt und schmutzig. Doch sie wusste, kein Bad der Welt konnte sie von diesem Makel befreien.
    Und dann war es vorbei.
    Abrupt riss der Schmerz ab, Krychnaks Laute der Bosheit verstummten, er nahm die Hand von ihrer Stirn. Kathryne öffnete die Augen - und wurde sich erst in diesem Moment bewusst, dass sie sie überhaupt geschlossen hatte. Schon in der nächsten Sekunde wünschte sie, sie hätte es nicht getan, denn das Erste, worauf ihr Blick fiel - war sie selbst!
    Neben ihr stand ein Mädchen, das genauso aussah wie Kathryne. Fassungslos starrte sie auf… ja, worauf? Auf ihren gerade erschaffenen Zwilling?
    Krychnak lachte. Der

Weitere Kostenlose Bücher