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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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direkt in seinem Kopf. »Die Entstehung der Erbfolge.«
    Für einen Augenblick war Zamorra wie vor den Kopf geschlagen. Die Entstehung der Erbfolge! Weder Rhett noch sein Vorgänger Bryont Saris ap Llewellyn verfügten über Erinnerungen, die so weit zurückreichten. Sie vermuteten nur, dass die Wurzeln vor über 35.000 Jahren lagen. In einer Zeit, in der der Cro-Magnon-Mensch gerade über den Erdball streifte. Böse Zungen behaupteten gerne, der erste Llewellyn müsste noch die letzten Saurier gekannt haben. Das war natürlich Unsinn, aber aufgrund der Menschheitsgeschichte drängte sich die Vermutung auf, dass Rhetts Ursprünge in Lemuria lagen. Denn einen Cro-Magnon-Menschen oder einen Neandertaler konnte Zamorra sich beileibe nicht als ersten Erbfolger vorstellen. Auch die geheimnisvolle Stimme hatte den Namen des untergegangenen Kontinents erwähnt, was diesen Verdacht noch erhärtete.
    Zamorra ging auf Merlin zu und blieb hinter ihm stehen. Erstaunlich, wie frei er sich in der Erinnerung des Magiers bewegen konnte.
    Er riskierte einen Blick über Merlins Schulter und starrte auf die aufgeschlagene Buchseite. Seine Enttäuschung war grenzenlos. Die Seite war leer. Aber das war unmöglich! Merlins Finger bewegte sich darüber hinweg, als gleite er die Zeilen entlang. Ab und zu verharrte er und der Zauberer murmelte vor sich hin, als müsse er über die Bedeutung eines Begriffes nachdenken oder das Gelesene verarbeiten.
    Und doch war es die Wahrheit. Auch als der Magier umblätterte, war auf der folgenden Seite nichts zu sehen. Keine Buchstaben, keine Symbole, keine Bilder. Nichts als das reine Nichts!
    »Wie kann das sein? Was liest er da?«
    Die körperlose Stimme der Merlinkarnation räusperte sich. Sie klang verlegen. »Ich fürchte, das ist meine Schuld. Du siehst auf den Seiten nichts, weil ich mich nicht mehr daran erinnere, was darauf stand. Es tut mir leid, aber meine Wanderung durch die Zeit, der Biss in Lucifuge Rofocales Bein…«
    »… haben dich viel Kraft gekostet. Ich weiß, das erwähntest du bereits.« Auch wenn Zamorra wieder nicht verstand, was sie mit der Wanderung durch die Zeit meinte. »Da diese Bilder aus deiner Erinnerung erstehen, kannst du mir also auch nicht sagen, was genau in dem Buch steht?«
    »Richtig.«
    Plötzlich verschwamm Merlin samt Tisch und Buch, wurde für einen Augenblick unscharf und formte sich dann neu. Zunächst glaubte Zamorra, es handle sich um einen Schwächeanfall des aus der Katze erstandenen Magiers, schließlich hatte er Lucifuge Rofocale ins Bein gebissen, haha, doch dann fiel ihm auf, dass nun erheblich mehr Seiten bereits umgeblättert waren. Offenbar hatte der Professor die Stunden von Merlins Lektüre einfach übersprungen.
    Tatsächlich schlug der alte Zauberer das Buch zu und brummelte einige unverständliche Worte vor sich hin. Dann erhob er sich von seinem Stuhl und gruppierte die Kerzen auf dem Tisch zu einem gleichseitigen Dreieck, in dessen Zentrum der Wälzer lag. Er intonierte einen Spruch, der aber nach wenigen Lauten abbrach. Stattdessen bewegte er nur noch die Lippen.
    Musste das so sein? Oder war es lediglich wieder eine Erinnerungslücke des Katzen-Merlins? Zamorra beschloss, nicht danach zu fragen.
    »Was tut er da?«, wollte er dennoch wissen.
    »Er analysiert die Magie, die auf dem Buch ruht«, antwortete die Stimme in seinem Kopf.
    »Und? Was kommt dabei heraus?«
    Der körperliche Merlin sank zurück auf den Stuhl und schüttelte den Kopf. »O nein! Diese Reise werde ich bestimmt nicht unternehmen!«
    »Was faselt der da? Was ist los?«
    »Er hat herausgefunden, dass er mithilfe der Restmagie dorthin reisen könnte, woher das Buch stammt. An dessen Ort und in dessen Zeit. Der Verfasser hat eine Brücke in die Vergangenheit gebaut.«
    Zamorra dachte nach. »Warum hätte er das tun sollen?«
    »Erinnere dich seiner Worte! Die Erbfolge bedeutet das Ende der Welt. Sie muss gestoppt werden. Der Erbfolger muss sterben. Zurück an die Anfänge.« Eine kurze Pause entstand, dann sprach die Stimme weiter. »Der Verfasser hat das Buch geschickt, damit der Empfänger damit in die Vergangenheit reist und das tut, was er selbst offenbar nicht schaffte: die Erbfolge bereits in der Entstehung zu unterbinden.«
    »Aber warum so kompliziert? Warum bat er Merlin nicht einfach darum, den aktuellen Erbfolger zu töten? Das hätte beispielsweise bei dem müden Logan kein Problem sein dürfen. Warum in die Vergangenheit reisen?«
    »Ich weiß es nicht.

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