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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Weiten der Zeit. In Jahrmillionen währenden Sekunden trieben Rhetts Bewusstseinsfetzen durch das Nichts, dann jedoch fanden sie sich wieder, umtanzten und verbanden sich und landeten schließlich ...
     
    ... vor der äußersten von drei hölzernen Palisaden eines Dorfes.
    »Ich weiß nicht, was wir hier sollen!« Obwohl Anne nur flüsterte, klang ihre Stimme eindringlich. »Dieser unnütze Erbfolger ist schuld daran, dass wir… so sind, wie wir sind. Warum sollten wir ihm da helfen?«
    Kathryne verdrehte die Augen und sah in den wolkenverhangenen Himmel. Nicht mehr lange und ein fürchterlicher Guss würde auf sie einprasseln. Wenn möglich wollte sie dann nicht mehr vor dem Dorf stehen und bis auf die Knochen durchnässt werden. »Wir müssen ihm helfen! Krychnak will mit ihm das Gleiche tun wie mit uns. Und er will den frisch geborenen Säugling töten! Ein hilfloses Kind! Da können wir nicht einfach tatenlos zusehen!«
    »Ich will ja auch nicht zusehen. Ich will von hier verschwinden. Gäbe es den Erbfolger nicht, wäre ich… wärst du… also wären wir… äh… wir wären ein ganz normales Mädchen und nicht so eine… so eine…« Annes Gesicht lief knallrot an vor Wut. »Soll er doch selbst sehen, wie er zurechtkommt!«
    Sie hatten sich dem Dorf von Norden genähert und standen im Schatten hoher Tannen, deren Wipfel sich in den aufkommenden Gewitterböen wiegten. »Warum zierst du dich auf einmal so? Es hat Wochen gedauert, bis wir überhaupt wussten, was der Erbfolger ist. Und noch einmal Wochen, bis wir herausgefunden haben, wo er ist. Und plötzlich soll er selbst sehen, wie er zurechtkommt? Was ist denn in dich gefahren?«
    Anne verschränkte die Arme vor der Brust wie ein trotziges Kind. »Ich habe ihn noch nicht kennengelernt und kann ihn trotzdem schon nicht leiden! Sieh doch nur, was er uns angetan hat!«
    »Gar nichts hat er uns angetan! Das war Krychnak.«
    »Ja, ja. Trotzdem trägt er alleine durch seine Existenz einen Teil der Schuld. Darf ich dich außerdem daran erinnern, dass Krychnak sicherlich nach uns sucht? Oder glaubst du, der lässt uns unbehelligt durch die Lande ziehen?«
    »Natürlich sucht er uns. Dann müssen wir eben aufpassen, dass er uns nicht findet.«
    »Wenn der Augenlose etwas vom Erbfolger will, wird er früher oder später hier auftauchen! Warum sollten wir uns freiwillig in die Nähe eines Dämons begeben, vor dem wir auf der Flucht sind?«
    Kathryne starrte ihr anderes 'Ich an. Anne wich dem Blick nicht aus. Warum sollte sie auch? Schließlich sah sie nur sich selbst an! »Wir werden ihm helfen«, sagte Kathryne schließlich. »Wenn Krychnak uns schon mit solchen Mengen an Magie ausgestattet hat, ist es unsere Pflicht, sie gegen ihn zu nutzen!«
    »Eine Magie, die wir noch nicht einmal im Ansatz beherrschen!«
    »Schluss jetzt mit dem Gerede. Wir gehen!«
    Kathryne trat auf Anne zu. Und in sie hinein. Einen Augenblick später stand nur noch ein Mädchen vor dem Dorf. Anka.
    Ein Blitz zuckte über den Himmel. Das Gewitter begann. Der Wind…
     
    ... wurde stärker, packte Rhett und trug ihn voran. Die Tage rauschten an ihm vorbei, erfüllt von Ankas ständigem Schmerz. Die Reise ging nicht weit. Sie endete ...
     
    ... in einem kleinen Anbau von Hobart Saris ap Llewellyns Haus, dem größten und schönsten des Dorfes. Ankas Raum war nichts Besonderes. Ein Tisch, ein Stuhl, eine Schlafstatt aus Stroh, das war alles. Mehr brauchte sie aber auch nicht.
    Der Mond schaute durch das winzige Fenster zu ihr herein und erinnerte sie an die Nacht in den Highlands. Die Nacht, in der ihre Mutter gestorben war - und in der sie selbst in ihrer neuen Daseinsform das Licht der Welt erblickt hatte.
    Sie seufzte und drehte sich auf dem Laken um. Das Rascheln des Strohs darunter war ihr in den drei Monaten, die sie nun als eine Art Magd im Haus der Llewellyns lebte, zu einem vertrauten Begleiter geworden.
    Drei Monate! Drei lange Monate! Und sie hatte es noch immer nicht geschafft, dem greisen Hobart oder seiner schwangeren Frau Gwyneth zu sagen, warum sie wirklich im Dorf war. Sie hatte schon mehrfach angesetzt - und genauso oft mitten im Satz abgebrochen. Es war wie verhext! Sie wusste einfach nicht, wie sie dieses heikle Thema ansprechen sollte!
    In den ersten Wochen nach ihrer Ankunft war es noch häufiger zu einer Trennung in Kathryne und Anne gekommen, doch Anne hatte immer Augenblicke abgewartet, in denen sie unbeobachtet waren. Dem Himmel sei Dank! Wer konnte ahnen, was

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